Hilfe ich bin berühmt
affektierten Vornamen Thérèse dankbar.
»Ich weiß gar nicht, warum du dich über diese Angelegenheit so aufregst. Schließlich hat sie dich berühmt gemacht. Wenn du aber ein so schlechtes Gefühl dabei hattest, dann hättest du auf der Stelle mit der Wahrheit herausrücken sollen. Da du das nicht getan hast, ist es sinnlos, in Panik zu geraten, wenn jemand die Sache erwähnt. Du nennst andere Menschen sonderbar, aber ich glaube, du bist die Sonderbarste von allen, wenn du dich so aufregst.«
»Kannst du nicht verstehen, daß ich das alles abgeworfen habe — wie eine Schlangenhaut oder so?«
»Und jetzt bist du in die Rolle einer Pionierin geschlüpft, nicht wahr? Das ist ein neues Spiel, und solche Dummheiten haben dir immer Spaß gemacht.«
»Mach mich doch nicht so lächerlich. Ich bin eine Pionierin.«
Er lachte. »Du siehst nicht wie eine aus. Schon gut — eine Pionierin für sechs Monate auf daß du noch kräftiger wirst. Du bist für mich unentbehrlich. Du und Alf, ihr seid phantastische Kameraden. Hat er dir schon seine ganze Vergangenheit erzählt?«
»Nein. Ich glaube nicht, daß sie sehr berühmt ist, aber trotzdem verbirgt er irgendein Geheimnis. Irgendeine versteckte Schwäche. Nein, Don, er trinkt bestimmt nicht. Irgend etwas Sonderbares.«
»Da fängst du schon wieder an. Du magst die Leute eigentlich nur, wenn sie sonderbar sind.«
Bald sollte sie Alfs sündiges Geheimnis entdecken. Er hatte den Speiseschrank gebaut, und Tessa machte ihm Komplimente, indem sie sagte: »Ich glaube, Zimmermannsarbeit ist eigentlich Ihr Hobby, Alf? Sie haben mir einmal gesagt, jeder im Busch sollte ein Hobby haben.«
Die Röte war sogar durch seinen ziemlich starken Bart hindurch zu sehen. Er sagte: »Nein, das nicht.«
»Was denn?«
»Na ja — Sie werden sich totlachen, aber es ist — es ist das Klavier.«
»Das... oh, ich verstehe.« Tessa war fest entschlossen, ihre Überraschung nicht zu zeigen. »Deshalb haben Sie mich an diesem ersten Tag gefragt, ob ich ein Klavier besitze. Mögen Sie gerne Musik?«
»Ja, das tu’ ich — und ich habe eines.«
»Was, ein Klavier?« Sie versuchte, sich ein Klavier in dieser schiefen Hütte vorzustellen, an der sie vor ein oder zwei Tagen vorbeigegangen war. Dann sagte sie hastig: »Wie herrlich. Haben Sie es schon lange?«
»Nein, erst seit ein paar Monaten. Ich möchte, daß Sie es sich einmal angucken.« Dann sprudelte es plötzlich verzweifelt aus ihm hervor. »Sehen Sie, es war so. Ich war in die Stadt gegangen und hatte meinen freien Tag, mit Kneipe und allem — nun, Sie wissen, was ich meine.«
Tessa nickte; sie wußte alles über freie Tage. Sie wußte, daß viele Männer sich solche Abwechslungen genehmigen, und Tessa, deren Urteil immer nachsichtig war, sah nicht ein, warum sie das nicht tun sollten. Es gab bestimmt keinen Grund, warum Alf, ein einsamer Junggeselle ohne rachsüchtige Ehefrau, die zu Hause wartete, sich nicht bei einem seiner seltenen Besuche in der Stadt amüsieren sollte. Da er ihre Toleranz gespürt hatte, fuhr er fort: »Ich hatte ein bißchen Geld, und ich dachte, warum nicht ein paar Möbelstücke kaufen, um das Haus gemütlicher zu machen. So gehe ich auf eine Versteigerung, und da ist — ein altes Klavier, ziemlich staubig, war wohl schon lange da. Dann kommt ein junger Bursche herein mit seinem Mädchen und sagt: >Stell dir vor, ein Klavier... man sieht so was heute kaum noch<, und er setzt sich und spielt eine kleine Melodie. Und irgend etwas in mir sagt: >Warum soll ich Möbel kaufen? Warum nicht ein Klavier?< Ich war etwas beschwipst, verstehen Sie?«
Tessa nickte voller Verständnis. »So haben Sie es gekauft?«
»Es war sehr billig. Es hat mehr gekostet, es hierher zu befördern, als es zu kaufen. Der Bursche auf der Versteigerung sagte, keiner wollte heutzutage ein Klavier. Natürlich, wenn ich mir nicht einen genehmigt hätte in der Kneipe, hätte ich es nicht getan. Aber so tat ich es, und ich bin froh darüber.«
»Ich auch. Ist es ein gutes Klavier?«
»Ja. Aber es mußte gestimmt werden, und da hatte ich ein bißchen Glück. Ein Handelsreisender kam vorbei. Er hatte eine Panne auf der Straße, und er war früher Klavierstimmer, aber jetzt braucht ihn niemand mehr. So hat er es gestimmt, weil ich ihn für die Nacht aufgenommen habe und ihm etwas zu essen gab. Jetzt geht es gut, oder würde gut gehen, wenn ich darauf spielen könnte.«
»Aber ein bißchen können Sie es doch sicher?«
»Na ja, ich hatte ein
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