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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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schwelende Glut, und am Morgen deckte Dora sie auf und setzte den großen Eisenkessel auf die Kohlen. Dieser Kessel kochte ständig, und Mrs. Butler lebte offensichtlich von Tee. Tessa sah sie selten irgend etwas essen, aber wenn jemand zu ihr kam, war ihre immer gleichbleibende Bemerkung: »Ich mache mir gerade eine Tasse Tee.«
    George war groß, weißhaarig, hager und höflich. Ein solches Paar hatte Tessa nie zuvor gesehen. Sie waren das, was man vor fünfzig Jahren »vornehme Leute« genannt hätte. Sie hatten angenehme ruhige Manieren und legten keinen Wert auf Äußerlichkeiten oder Konventionen. »Ich vermute«, sagte Tessa später zu Don, »das kommt von dem Leben, das sie hier gelebt haben, weit entfernt von anderen Menschen, nach einem eigenen Gesetz.« Später entdeckte sie, daß Doras sanfte, musikalische Stimme nie laut wurde, auch nicht im Augenblick einer akuten Krise, und in diesem unordentlichen und von Tieren beherrschten Haus gab es viele Krisen.
    Eine ereignete sich, während sie die unvermeidliche Tasse Tee trank. Der Raum war in Frieden gehüllt. Die Katzen schlummerten in ihrem Sessel, der Schäferhund hatte sich auf sein Lager unter dem Tisch zurückgezogen, und Dora erzählte von ihrer Kindheit in einem englischen Pfarrhaus auf dem Lande. Dann kam sie auf Mrs. Hansard, die auch eine Engländerin war. »Sie werden sie mögen, und sie ist schon gespannt, Sie kennenzulernen. Ihr Mann ist ein sehr erfolgreicher Farmer und ein guter Nachbar. Ihre zwei Kinder sind in der Stadt. Der Junge geht noch zur Schule, und das Mädchen macht einen Kurs in Handelskorrespondenz, wie sie es nennt. Sie haben eine große Herde von Kühen und zwei Melker — ein junges Geschwisterpaar, das erst seit einer Saison hier ist.«
    Sofort dachte Tessa: »Gott sei Dank, jemand für Don«, und sie fragte: »Wie sind sie?«
    »Ein sehr fähiges Mädchen und ein äußerst charmanter, aber ziemlich unnützer Bruder. Er schreibt Gedichte und sehr kluge Geschichten. Wissen Sie, die Art von Geschichten, in denen niemals etwas passiert und niemand irgend etwas sagt. Ich bin sicher, daß er seinen Weg macht.«
    Das mit den Fähigkeiten des jungen Mannes meinte sie offensichtlich ganz ernst, aber Tessa war von dem Bericht über das Mädchen enttäuscht. »Sehr fähig.« Don mochte keine fähigen Mädchen; er hatte sie gerne jung und blond und sehr modern. Aber vielleicht war es ganz gut, daß sich keine Zerstreuung anbot, denn er hatte so viel zu tun und noch nicht viel Zeit gehabt, Joans Verlust zu überwinden.
    »Dann ist da noch Alf, den Sie kennen. Ein paar Meilen weiter wohnen als nächstes die Ellisons. Nett, aber ziemlich sonderbar. Natürlich haben wir alle unsere kleinen Eigenarten, aber...«
    Was die kleinen Eigenarten der Ellisons waren, sollte Tessa nicht erfahren, denn in diesem Augenblick sprang sie mit einem Schrei auf und warf beinahe ihre Tasse um. Etwas war an ihrer Wange vorbeigeflattert und mit kalten, schuppigen Klauen in ihren Nacken gelandet. Dora kam schnell herbei und sagte mit ihrer sanften Stimme: »O je, das tut mir leid«, und scheuchte eine große graue Henne von Tessas Schulter.
    »Eine — eine Henne... Ich dachte...«
    »Ich fürchte, Nancy hat Sie erschreckt. Das ist eine ihrer unangenehmen kleinen Angewohnheiten. Sehen Sie, sie ist gewöhnt, daß ich in diesem Sessel sitze, und sie setzt sich oft auf meine Schulter beim Zubettgehen.«
    »Beim Zubettgehen?«
    »Ja. Unglücklicherweise besteht sie darauf, ihr Ei, ein sehr schönes braunes, in unser Schlafzimmer zu legen. Ich habe versucht, sie auszusperren, aber sie gluckte sofort, und ich hatte kein Ei. Küken wollte ich auch keine, so habe ich nachgegeben.«
    Sanft brachte Mrs. Butler die Henne nach draußen und sprach dabei in ihrer ruhigen Art. »Wie ich schon sagte, hat natürlich jeder seine kleinen Eigenarten. Darin ist auch Nancy äußerst menschlich. Die Ellisons auch — aber das werden Sie selbst sehen. George und ich, wir haben Glück. Der Busch gefällt uns, aber manchmal macht er die Menschen etwas sonderbar...«
    »Und weißt du, Don«, sagte Tessa an diesem Abend zu ihrem Bruder, »ich glaube, sie hat nicht die geringste Vorstellung davon, wie sonderbar sie selber ist. Aber das finde ich um so netter.«
    »Mit Hennen und allem?«
    »Na ja, ich habe Hennen eigentlich nie gemocht, aber mit so kleinen Dingen muß man fertig werden.«
    Er lachte. »Weißt du, Mrs. Butler ist nicht die einzige, die etwas sonderbar

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