Hilfe ich bin berühmt
Tessa freute sich. Nichts konnte ihre Heiratspläne für ihren Bruder besser fördern als das.
Aber sie sagte nur: »Na ja, das ist herrlich für Cyril.«
»Ja, sie wird für ihn sorgen und ihn bei seiner Schriftstellerei ermutigen und gleichzeitig dafür sorgen, daß er mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt. Aber, Tessa, ich frage mich nur, wie Don es aufnehmen wird. Er und Sara waren doch einmal ganz gut befreundet, oder nicht?«
»O ja, aber das ist schon länger vorbei. Sie wissen ja, wie diese jungen Dinger sind. Man meint, daß sie sich entschlossen haben, morgen zu heiraten, und schon in der nächsten Minute gehört alles der Vergangenheit an.« Sie sagte nicht, daß sie das bei ihrem Bruder mehrmals erlebt hatte; es hatte keinen Zweck, Thea mit Vorurteilen zu belasten.
Thea war schon lange gegangen, als Don zum Mittagessen kam. Ziemlich besorgt sagte seine Schwester: »Ich habe heute morgen eine erstaunliche Neuigkeit erfahren. Sara Hansard wird Cyril heiraten«, und sie wandte sich zum Ofen um, falls er sichtbar zusammenfahren sollte.
Aber später dachte sie, daß sie jetzt die Welt nicht mehr verstand. Don pfiff, lachte und sagte: »Das habe ich kommen sehen. Nachdem sie mich hat sitzenlassen, wußte ich, daß es Cyril sein würde.«
»Hat sie dich sitzenlassen?«
»Oh, nicht richtig. Ich bin nicht so weit gegangen, ihr einen Heiratsantrag zu machen, weißt du. Aber ich konnte sehen, daß sie das Interesse verloren hatte, und so habe ich geahnt, daß es irgendein anderer Junge sein mußte.«
»Es scheint dir nicht das Herz gebrochen zu haben!«
»Ich lasse mir nicht so schnell das Herz brechen, mein gutes Mädchen. Das solltest du inzwischen wissen. Sara ist ein ganz nettes Mädchen, aber keiner von uns beiden würde den anderen als ständigen Partner mögen. Sie möchte etwas weniger Solides, und ich möchte etwas Solideres.«
Tessa atmete erleichtert auf. Thea war bestimmt solide, zwar nicht körperlich, aber charakterlich. Alles würde gut werden. Ihre Freundin mußte nicht für alle Zeiten Kühe melken.
An sich selbst dachte sie überhaupt nicht. Sie hatte immer gehofft, ihr Bruder würde heiraten, und sie freute sich darüber, daß er ausnahmsweise einmal durch Freundschaft zur Liebe kam. Es durfte nichts überstürzt werden, wenn es diesmal von Dauer sein sollte. Wenn es gewachsen war und sich entwickelt hatte, würde sie sich zurückziehen und ein Zuhause und Arbeit finden.
Der Vormittag war ermüdend gewesen, und es war ein erleichterndes Gefühl, als sie am späten Nachmittag Kenneth Munros ruhige Stimme am Telefon hörte. Wie immer klang sie liebenswürdig und gelassen.
»Wie wäre es, wenn Sie morgen nach Tana herunterkämen und wir einmal sehen würden, ob wir noch ein paar Ehrenpreis finden?«
»Das würde ich gern tun«, sagte sie sofort. »In der letzten Zeit habe ich eigentlich genug menschliche Abwechslung gehabt. Pflanzen wären einmal etwas anderes.«
»Gut. Kommen Sie vormittags, so früh Sie können, und wir werden erst ein bißchen botanisch forschen, bis die Flut zum Fischen gut ist. Haben Sie schon Zeit gehabt, an dem Ehrenpreis zu üben, die Sie mitgenommen haben?«
»Ja, es macht ziemlichen Spaß; aber ich weiß nicht, was Sie davon halten werden.«
Um zehn Uhr war sie bei ihm, und als sie ihm ihre Skizze zeigte, war er hellauf begeistert. Genau, was er wollte — eine behutsame, sorgfältige Arbeit, herrlich ausgeführt. Die Zeichnung eines Botanikers, nannte er es, und sie lächelte, als sie an die »Träume« dachte. Nichts konnte weiter von diesem Greuel entfernt sein. Sie mußte ihm bald davon erzählen; sie würden gemeinsam darüber lachen.
Er sagte in seiner selbstverständlichen Art: »Zuerst Kaffee — dann Hebe.«
»Hebe? Wer ist das?«
Er lächelte. »Ich war pedantisch. Hebe ist der botanische Name für Ehrenpreis.«
»Ich dachte, sie wäre eine Göttin. Gibt es viele Arten von Hebe?«
»Ungefähr hundert, glaube ich. Natürlich sind manche wohl Abarten, aber es bleiben immer noch genug, um ein Buch anzufüllen.«
Sie war interessiert und überredete ihn zu fachsimpeln, wie er es nannte. Er erzählte ihr von dem neuseeländischen Flieder, der Campbell Island Benthami mit ihren tiefblauen Blumen (»müssen wir uns eines Tages ansehen«), von den großblütigen Macranthas, die so oft am Mount Cook zu finden sind (»sehe keinen Grund, warum wir nicht zusammen hingehen sollten«), und von dem Akaroa-Ehrenpreis mit seinen rosa Blütenknospen und den
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