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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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aber er forderte mich auf, ihm meinen Mann zu zeigen. Der war nun wirklich nicht zu übersehen. Er hat die blassesten Beine von Amerika und war hier der einzige Mann weit und breit, der ein Auto überragte.
    »Sind Sie seine einzige Frau?« fragte der Papua.
    »Ja«, sagte ich und setzte hinzu: »Wir sind katholisch.«
    Er sagte, das sei er auch, und er habe drei Frauen. Ich überlegte, was Number One Jesus Man dazu wohl gesagt hätte.
    Während es in unserem Zimmer in Kundiawa langsam hell wurde, stellte ich erleichtert fest, daß sich die Lage draußen beruhigt zu haben schien. Es war schon eine Weile her, daß ich Glas klirren oder Schußwaffen gehört hatte. Ich fühlte mich scheußlich. Ich hatte Kopfschmerzen, und mir war abwechselnd fieberig heiß und eiskalt.
    Stellenweise fühlten sich meine Knochen an, als hätte jemand sich einen Spaß daraus
    gemacht, darauf rumzuhüpfen. Ich robbte über den Fußboden bis ins Bad und knipste das Licht an. Was ich im Spiegel sah, war kein schöner Anblick. Meine Augen waren blutrot unterlaufen, meine Haut gelblichblaß. Ich ließ mich wieder auf den Boden nieder, robbte ins Bett zurück und rüttelte meinen Mann wach.
    »Nicht erschrecken, ich bin’s nur. Ich wollte dir nur Lebewohl sagen und deiner nächsten Ehefrau ausrichten, daß ich ihr nie verraten werde, wo ich mein Silber aufbewahre - und wenn sie schwarz wird vor Ärger: Du hast mich an diesen gottverlassenen Ort geschleppt, wo niemand je von Joan Collins gehört hat, doch ich will dir verzeihen.«
    »Es war einfach zuviel für dich«, sagte er unbeeindruckt und gähnte. »Versuch zu schlafen.«
    »Nur wenn du mir vorher eine Geschichte erzählst«, entgegnete ich störrisch.
    Er seufzte. »Also schön. Welche willst du hören?«
    »Erzähl mir noch mal die Geschichte, weshalb wir eigentlich hier sind.«
    »Gut.« Er lächelte. »Aber versprich mir, daß du dann schläfst… keine Hinhaltetaktik mit Aufstehen und noch Wasser trinken.«
    »Es gibt hier kein Wasser«, erinnerte ich ihn.
    »Richtig. Ja, jedenfalls gab es einmal vor vielen, vielen Jahren eine schöne Prinzessin. Sie lebte in einem Königreich am Stadtrand von Centerville in Ohio mit ihrem gutaussehenden Prinzen und ihren drei Kindern. Ihr Leben war märchenhaft, ausgenommen im Sommer, wenn alle ihre Freunde sich auf die Reise zu zauberhaften Orten machten und sie auf ihre Häuser aufpassen, nach ihrer Post sehen und ihre Hunde füttern mußte. Als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, kam jeden Sommer die Familie Semple zu Besuch …«

    Ich schauderte. »An der Stelle läuft es mir immer eiskalt den Rücken runter.«
    »Ich weiß«, sagte er leise. »Die Zeit verging, und schließlich stampfte die Prinzessin mit ihrem königlichen Fuß auf und rief: »Es muß noch anderes im Sommer geben als das! Ich werde in die ganze Welt reisen und das Leben in vollen Zügen auskosten …«
    Bei diesen Worten schlief ich ein.

Centerville, Ohio
    Im Haus von Helen und Hal fiel die Tür ins Schloß, und ich steckte ihren Hausschlüssel in meine Hosentasche wie die Oberaufseherin in einem Hochsicherheitsgefängnis.
    Es würde kein Vergnügen sein, Helen und ihrer Familie nach ihrer Rückkehr aus Hawaii erzählen zu müssen, daß ihr Vogel gestorben war. Oder daß ihr prächtiger Farn am Tag nach ihrer Abreise von einem tödlichen Hitzschlag dahingerafft worden war.
    Als ich über den Rasen zwischen unseren Häusern schritt, fragte ich mich, ob Helens Mutter ihrer Tochter erzählen würde, wie sie vorbeigekommen war, um den Kühlschrank für die Rückkehr aufzufüllen, und ich sie für eine Einbrecherin gehalten und die Polizei gerufen hatte.
    Ich Dummchen! Aber vielleicht hatte Helens Mutter den Vorfall bis dahin schon vergessen.
    Ich warf Helens Post und die Tageszeitung in einen Pappkarton im Flur an der Haustür und notierte mir in Gedanken, daß ich morgen die drei Bananen essen müßte, die sie neben der Spüle hatte liegenlassen. Sie zogen schon die Fliegen an.
    Wie viele Sommer hütete ich Helens Haus nun schon? Wie oft hatte ich zum Abschied
    gewunken, als sie noch mal auf die Hupe drückten, bevor sie aus der Einfahrt setzten auf ihrem Weg ins Urlaubsparadies?
    Wie viele malerische Postkarten waren in unserem Briefkasten gelandet? Unsere Familie fuhr nie in die Ferien.
    Immer kam was dazwischen. Kaum waren die Rechnungen der Weihnachtszeit getilgt, da
    bekam der Wagen einen Kolbenfresser, der Trockner brannte durch, der Kieferorthopäde verlangte

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