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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick van Veen
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Wochenende oder einem Urlaub des Kollegen: »Schönes Wochenende gehabt?« Oder: »Na, wie war’s im Urlaub?« Solche Sätze bilden den Auftakt zu einer mehr oder weniger intensiven »Fellpflege«. Je besser man sich versteht, desto gründlicher wird dabei »gelaust«: Wenn der Kollege nämlich nicht nur vom Urlaub berichtet, sondern auch noch einen Packen Fotos hervorholt und witzige Erlebnisse schildert, ist die Beziehung intensiver, als wenn die Antwort nur »Schön war’s« lautet. Übrigens kann man auch bei Affen, die vorübergehend voneinander getrennt waren, beobachten, dass sie sich beim Wiedersehen umarmen und danach ausgiebig lausen. Nach dem menschlichen »Lausen« am Montagmorgen ist der Kontaktpflege dann erst mal Genüge getan, und jeder macht sich wieder an die Arbeit.
    Tatsächlich konnte ich eindeutig feststellen, dass sich die Beliebtheit einer Person beziehungsweise ihre soziale Stellung im Unternehmen durchaus daran bemessen lässt, wie die anderen nach dem Urlaub reagieren: Wie viele Kollegen erkundigen sich, wie die Ferien waren? Kommen sie eigens ins Büro des Heimkehrers, um nachzufragen? Setzen sie sich kurz zu ihm, um seine Fotos anzusehen? Wie lange und ausführlich wird über Details geredet, zum Beispiel über das Essen im Hotel?
    Ich muss mal Dampf ablassen!
    Affen lausen nicht nur, um soziale Beziehungen zu pflegen, sie lösen damit auch Konflikte. Wenn zwei Konkurrenten um die Führungsposition aufeinander losgehen, wenn es Streit ums Futter gibt, wenn Weibchen fremdgehen, wenn heranwachsende Männchen ihre Kompetenzen überschreiten oder Affenjunge über die Stränge schlagen: Hinterher haben sämtliche Gruppenmitglieder das große Bedürfnis, den Streit beizulegen und wieder Frieden zu schließen. Das Lausen hat sich als praktischer Mechanismus bewährt, nach einer Auseinandersetzung Stress abzubauen und sich wieder zu vertragen.

    Gemeinsam Fotos ansehen. Sowohl erwachsene Bonobos als auch die Jungtiere lausen gerne. Im Büro halten Kollegen ein Pläuschchen, sehen sich zusammen Urlaubsfotos an oder gehen gemeinsam Mittag essen. Der Effekt ist der gleiche: Man knüpft ein starkes soziales Band, obwohl natürlich die menschliche Variante des Lausens nicht ganz so erquickend ist wie die der Affen.
    Dominante Pavianmännchen beispielsweise lassen sich nach einem Kampf gegeneinander von ihrem jeweiligen Harem, also von den Weibchen und den noch nicht geschlechtsreifen jungen Männchen, ausgiebig lausen. Wie beschrieben, sorgen die dabei freigesetzten opiumähnlichen Substanzen für Entspannung im Körper. Zudem wird eindeutig klargestellt, wer Freund und wer Feind ist. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass sich auch rivalisierende Schimpansenmännchen nach einem Streit annähern und lausen. Manchmal ist dafür allerdings ein Umweg nötig, und die »Streithähne« lausen erst gemeinsam einen dritten Artgenossen, bevor sie sich einander zuwenden. So versöhnen sie sich gewissermaßen indirekt, und der Stress wird schrittweise abgebaut.
    • Sie suchen Entspannung nach einem Konflikt? Wie wär’s mit einer Runde Lausen?
    Natürlich »lausen« auch wir Menschen im Büro besonders ausgiebig nach stressgeladenen Situationen oder Konfrontationen: Wir suchen das Gespräch mit einem Kollegen, von dem wir das Gefühl haben, dass er uns zugewandet ist. Oft geht das plaudernde »Lausen« dann in Klatsch und Tratsch über: Abseits der Gruppe lästern wir über den, der uns den Stress bereitet hat. Damit ist das »Lausen« auch im Unternehmen ein probates Mittel, sich nach Zusammenstößen jeglicher Art über Freund und Feind klar zu werden und wieder zur Ruhe zu kommen.
    Ebenso oft kommt es vor, dass sich die Teilnehmer nach einer offiziellen Besprechung oder einem Meeting – die oft ja eher einer Auseinandersetzung als einem neutralen Gespräch gleichen – im kleinen Kreis noch ein Weilchen »lausen«: Man findet sich grüppchenweise zusammen, nimmt die konträren Positionen noch einmal unter die Lupe und führt zusätzliche Argumente ins Feld. Dabei kristallisiert sich langsam heraus, wer für oder gegen welchen Standpunkt ist. Die lockeren Gespräche im Nachhinein entschärfen den vorangegangenen Konflikt. Sie bieten den Beteiligten Gelegenheit, sich in weniger erhitzter Atmosphäre eine Meinung zu bilden und sich eventuell anzunähern.
    Eigentlich ist es doch jammerschade, dass so viele Angestellte in Unternehmen Konflikte grundsätzlich scheuen! So bringen sie sich um den Genuss des

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