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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick van Veen
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soziale Regeln und eignen uns durchs Spielen bestimmte Fertigkeiten an. Sind also alle Mitarbeiter ab und zu »kleine Kinder«, die nur ein bisschen spielen wollen? Betrachten Sie mit mir die »Kindheit« bei Affen und Menschen, und finden Sie spannende Parallelen zu Ihrer Arbeitswelt.
Nachmacher, Nachmacher!
    Alle Menschenaffen haben eine relativ lange Kindheit. Die der Menschen ist dabei am längsten: Geschlechtsreif und damit in sexueller Hinsicht erwachsen sind wir mit etwa dreizehn, aber erst Jahre später gelten wir auch als Erwachsene. Die anderen Menschenaffen erreichen um das zehnte Lebensjahr herum das »Erwachsenenalter«. Sie wissen ja schon, warum wir eine lange Kindheit wirklich dringend nötig haben: Affenjunge und Menschenkinder brauchen Zeit zum Lernen.
    • Im Gegensatz zu anderen Tierarten ist die Kindheit bei Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos sehr lang.

    Das hässliche Entlein. Die körperlichen Proportionen und die Fellfarbe junger Primaten ähneln, wie bei diesem Berberaffen, oft nicht denen ihrer Eltern. Das ist jedoch ihr bester Schutz: So werden die Jungen von den adulten Tieren schnell und leicht erkannt und genießen deren Schutz und Fürsorge.
    Durch Anschauung, eigenes Ausprobieren und vor allem durch das Nachahmen lernen Affenjunge, welche Nahrung essbar ist, wie sie mit einem Stöckchen nach Termiten angeln, mit Steinen Nüsse knacken, und welche Pflanzen Heilwirkung haben. Sie halten sich stets in der Nähe der erwachsenen Tiere auf und beobachten zunächst deren Tun und Lassen. Anschließend probieren sie es selber aus. Würden die »Affenkinder« von den Erwachsenen nicht so viel lernen, könnten sie in freier Natur nicht überleben.

    Ganz der Papa. Junge Gorillas imitieren das Verhalten erwachsener Tiere. Das Brusttrommeln ist ein angeborenes Verhalten. Wann es eingesetzt wird, muss das Jungtier jedoch noch lernen, ebenso wie zahlreiche andere soziale Regeln innerhalb der Gruppe.
    Auch im Spiel ahmen Affenjunge nach. Spiel und Nachahmung sind nämlich die ideale Schule und bereiten die jungen Affen auf eine mögliche Führungsposition vor: Es ist zum Beispiel nicht ungewöhnlich, dass kleine Gorillas sich, wie der Vater es vormacht, auf die Brust trommeln oder dass sie vor ihrer Gruppe und den Zoobesuchern Imponierverhalten zeigen.
    • Im Büro gibt es immer mal wieder einen »kleinen Affen«, der einen großen nachahmt.
    »Junge Affen«, die den Chef imitieren, trifft man auch in Unternehmen an: Manchmal geht es dabei »nur« um Äußerlichkeiten. Trägt der Boss beispielsweise keine Krawatte oder bevorzugt er eine Fliege, so gibt es immer Mitarbeiter, die es ihm nachtun. In anderen Fällen werden Gesten oder Redewendungen nachgeahmt, mitunter auch die Vorliebe für eine bestimmte Automarke, oder man legt sich das gleiche Hobby zu wie der Chef. Manche Kollegen versuchen sogar, sich Zugang zu seinen Kreisen oder zu seinen Netzwerken zu verschaffen. Und wieder andere machen sich wichtig, indem sie mit ihren Kontakten zu hochgestellten Persönlichkeiten, mit denen der Chef befreundet ist, prahlen.
Kuckuck, hier bin ich!
    Menschenaffenkinder sind nicht nur Nachmacher, sie entdecken im Spiel auch ihr eigenes Ich. Denn Spielen ist dafür die ideale Methode, weil kaum Gefahren damit verbunden sind. Eine wilde Affenbalgerei mit einem Altersgenossen verläuft sehr viel harmloser, als wenn das Jungtier sich zum Kräftemessen mit einem Erwachsenen angelegt hätte.

    Spiel. Nicht nur Berberaffenkinder spielen, auch junge erwachsene Tiere lassen sich gern auf eine Balgerei ein. Ihr Gesichtsausdruck mit dem geöffneten Mund zeigt, dass es sich hier um keine ernsthafte Auseinandersetzung handelt.
    Welche Spiele gibt es, um sich selbst zu »entdecken«? Nun, Schimpansenkinder spielen beispielsweise gern Verstecken, was – nebenbei bemerkt – ihre hohe Intelligenz belegt. Dieses Spiel gelingt nur, wenn man sich seiner selbst bewusst ist. Beim Versteckspielen muss man nämlich einschätzen können, ob man vom anderen gesehen wird oder nicht.
    • Menschenaffen brauchen das Spiel. Es hilft ihnen zu lernen.
    Die tatsächliche Entwicklung des Ich-Bewusstseins beginnt, wie bei den Menschenkindern, mit dem traditionellen Kuckuck-Spiel: Der kleine Affe bedeckt seinen Kopf mit einem Tuch oder einem Stück Sackleinen und hält sich zunächst für unsichtbar. Erst nach und nach findet er heraus, wie man tatsächlich »verschwindet«. Auch wir Erwachsene kennen das Kuckuck-Spiel: Gibt es

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