Hilfe, mein Chef ist ein Affe
»Lausens« beziehungsweise »Gelaustwerdens« und verschärfen die Konflikte auch noch unnötig. Vergessen wir nicht: Konfrontationen, die von »Phasen des Lausens« gefolgt werden, bilden die Basis einer guten Zusammenarbeit und stellen sozusagen das Öl im sozialen Getriebe am Arbeitsplatz dar.
Wer laust wen?
Wir Menschen haben eindeutig die Tendenz, nach oben zu lausen: Ein Angestellter befasst sich meist länger mit dem Chef als umgekehrt (abgesehen von Lob).
• Die Richtung des Lausens ist meist dieselbe: von unten nach oben.
Auch bei Affen wird hauptsächlich nach oben gelaust. Das heißt aber nicht, dass der Anführer sich nicht revanchieren würde. Auch er macht sich immer wieder die Mühe zu lausen. Natürlich tut er das oberflächlicher, ähnlich in etwa dem Abteilungsleiter, der nach dem Urlaub kurz bei seinen Mitarbeitern vorbeischaut und fragt, wie es in den Ferien war. Dabei kann er die Antwort oft gar nicht mehr hören, weil er bereits auf dem Weg zum nächsten Kollegen ist.
Selbstverständlich gibt es auch Chefs, denen man mit der Behauptung, es werde stets von unten nach oben »gelaust«, unrecht tut. Sie scheinen sich tatsächlich für ihre Mitarbeiter zu interessieren und nehmen sich Zeit für einen kleinen Plausch. In diesem Fall ist das »Lausen« nach unten in aller Regel eine bewusste Strategie und Teil der Machtpolitik des betreffenden Vorgesetzten. Er ist sich seiner Position entweder sehr sicher, oder aber er muss seine Macht noch etablieren. Jedenfalls »laust« er ganz bewusst nach unten und verfolgt damit einen bestimmten Zweck.
In diesem Zusammenhang ein Wort zu den Chefs, die ausschließlich an Freitagnachmittagen »lausen« und dabei eine Liste mit Fragen an die Mitarbeiter abarbeiten: Solches Verhalten fällt nicht unter natürliches »Lausen«, sondern entspringt einer angelernten Strategie des Umgangs mit Untergebenen.
Mahlzeit!
• Wenn Sie wissen möchten, wie es um das Betriebsklima steht, gehen Sie in die Kantine.
Wenn mich ein frischgebackener Geschäftsführer fragt, wie er sich am schnellsten einen Überblick über das Sozialgefüge eines Unternehmens verschaffen kann, antworte ich für gewöhnlich: »Sehen Sie sich an, was bei der Fütterung passiert.« Wie bei unseren Affenverwandten treten nämlich die Sozialbeziehungen unter Kollegen bei der Fütterung (sprich: beim Mittagessen) besonders deutlich zutage. Die Betriebskantine ist deshalb ein idealer Beobachtungsort.
Wollen wir uns das Menü teilen?
Lassen Sie uns zunächst die Nahrungsaufnahme der Affen genauer unter sie Lupe nehmen: Bei ihnen geht es einen großen Teil des Tages nur um die Nahrungszufuhr. Gerade bei wild lebenden Tieren gehören das Fressen und die Nahrungssuche zu den wichtigsten Aufgaben des Tages.
Alles meins! Die Nahrung der Bonobos ist in der Natur reichlich vorhanden. Sie leben von Kräutern, Laub und Früchten. Im Zoo werden sie zu bestimmten Zeiten regelmäßig mit Futter versorgt. Manchmal bekommen sie sogar einen Extrahappen. Aufgrund der spezifischen Hierarchie der Bonobos kann keines der Gruppenmitglieder das Futter für sich alleine horten. Während der Fütterung versucht jeder Affe seinen Anteil zu bekommen. Das führt zu Stress und damit zu Sex. Junge Weibchen, die in der Rangordnung weiter unten stehen, versuchen an ihren Anteil zu kommen, indem sie sich für einen Quickie »anbieten«. Danach hauen sie mit ihrer »Belohnung« ab und lassen das Männchen mit leeren »Händen« zurück.
In Gefangenschaft gestaltet sich die Suche natürlich weniger spektakulär: Die Tiere bekommen das Futter vorgesetzt und brauchen es im Grunde nur noch zu verzehren. Doch auch hier spielt es eine zentrale Rolle im Tagesablauf: Ernährung bedeutet mehr als nur die Aufnahme der nötigen Nährstoffe, es ist auch ein soziales Spiel. Hat zum Beispiel ein Affe einen Leckerbissen ergattert, kann man um ihn herum einen wahren Wirbel an Verhaltensweisen beobachten.
Wer bei den Affen die Nahrung verteilt, hat das Sagen.
Das hat verschiedene Ursachen: Zum einen will jeder etwas abhaben, zum anderen sieht es das Sozialverhalten so vor. Denn der Besitz von Nahrung bedeutet in der Regel Macht. Häufig beansprucht der Alpha-Affe alles Futter für sich, um es dann nach seinen Kriterien zu verteilen. Auch wenn die Verfügung über das Futter bei einem rangniedrigeren oder einem weiblichen Tier liegt, erfolgt die Verteilung nicht willkürlich: Verwandte und Verbündete werden als Erste bedacht. Mit Nahrung
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