Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Zustimmung suchen und verführen. Sie verraten uns, was andere Menschen wirklich denken oder wollen.
Auch im Büro setzen wir – oft unbewusst – die Körpersprache als nonverbales Kommunikationsmittel ein: Beispielsweise überspielt ein Kollege ein Problem mit einem Scherz, aber sein Gesichtsausdruck zeigt ganz klar, dass er die Situation ganz und gar nicht lustig findet. Und wenn jemand Dinge sagt, hinter denen er eigentlich überhaupt nicht steht, kann man oft an seiner zurückgelehnten Sitzhaltung erkennen, dass er sich im Grunde von dem Gesagten distanziert.
• Der Körper verrät oft mehr als tausend Worte.
Interessant sind natürlich auch größere Meetings: So mancher Teilnehmer zeigt körperlich, was er von dem hält, was sein Kollege gerade gesagt hat: Er verschränkt die Arme vor der Brust und demonstriert so seine Ablehnung. Unsicherheit wird durch eine schräge Kopfhaltung oder häufiges Blinzeln und Unmut durch hochgezogene Augenbrauen und eine leicht vorgebeugte Haltung deutlich.
Natürlich setzen auch die Affen ihren Körper zur Kommunikation ein. Viele von uns sind der Meinung, sie verstehen und kennen diese »äffische« Form der Sprache. Doch die Nachahmung dessen, was viele als typisch äffisches Verhalten ansehen (die Wangen aufblasen und sich unter den Achseln kratzen), dürfte ein Affe leider kaum als Aufforderung zu einem »Gespräch« auffassen. Und an die Scheibe des Geheges zu klopfen, stört und irritiert die Tiere nur.
Hüte dich! Wer sich bedroht fühlt, zeigt seine Kraft. Was viele als Gähnen interpretieren, ist in Wahrheit eine Drohung, wie bei dem hier gezeigten Berberaffen. Die Männchen dieser Makakenart haben lange und scharfe Eckzähne. Sie setzen sie zur Verteidigung oder zur Machtdemonstration in der Gruppe ein. Menschen kämpfen oft mit Worten, aber für einen Berberaffen oder andere Primaten ist das Gähnen der erste Warnschuss.
Seien Sie jetzt nicht enttäuscht! Die »körperliche« Kommunikation mit Affen kann trotzdem funktionieren: Einmal beobachteten ein Chef, der an meinem Seminar teilnahm, und ich im Zoo eine Gruppe Mantelpaviane. Er hatte mir zuvor erzählt, dass seine Mitarbeiter ihn als autoritär empfänden, was er absolut nicht verstehen könne. Was passierte? Ein männlicher Pavian setzte sich an die Scheibe, sah den Manager aus dem Augenwinkel an und begann, ausgiebig zu gähnen. Offenbar fühlte er sich durch die Haltung des Mannes provoziert. Es handelt sich um genau die Haltung, die der Chef auch im Umgang mit seinen Mitarbeitern einnahm: Er hielt den Rücken gerade, schob den Kopf leicht nach vorn mit festem Blick und hochgezogenen Augenbrauen. Natürlich erklärte ich meinen Begleiter sofort, dass der Pavian nicht müde sei, obwohl er gähnte. Stattdessen präsentierte er beim Gähnen seine Waffen, die gefährlichen Eckzähne. Dieses Verhalten war zweifelsfrei auf den Betrachter gemünzt, zumal der Affe ihm immer wieder Seitenblicke zuwarf und sich unmittelbar vor ihm postiert hatte, obwohl noch gut zehn andere Zoobesucher in der Nähe standen. Der Pavianmann tat etwas, das die Mitarbeiter des Managers sich in dieser Form wohl nie getraut hätten: Er gab deutlich zu erkennen, dass er sich bedroht fühlte.
• Sehen Sie genau hin: Auch der Affenkörperkann sprechen.
Immer wieder beobachte ich, wie Berberaffen mit Zoobesuchern in Kontakt treten. Sie werfen ihnen einen kurzen Blick zu, ziehen die Brauen hoch, spitzen dabei manchmal den Mund und geben eine Art Knurren von sich. Die meisten Besucher merken jedoch gar nicht, dass die Affen sie als Eindringlinge in ihr Revier ansehen und ihnen mit ihrem Verhalten drohen.
Und ein Silberrücken (ein ausgewachsener männlicher Gorilla) sieht die Leute vor seinem Gehege meist nicht direkt an, verfolgt aber aus dem Augenwinkel sehr genau, was sich tut. Fühlt er sich bedroht, zieht er nicht jedes Mal eine Imponiershow ab, sondern verströmt auch manchmal einen intensiven moschusartigen Geruch, mit dem er signalisiert, dass er sein Gegenüber als Stressfaktor beziehungsweise Provokation empfindet.
Waffenstillstand. Durchs ein nervöses Grinsen sagt dieser Berberaffe zum anderen: »Ich möchte dir nichts tun. Wir haben hier kein Problem, bitte tu mir nichts.«
Auch die Bonobos »sprechen« mit den Zoobesuchern, Sie müssen nur genau hinsehen: Sehen Sie das bereits erwähnte Bonobomännchen, das mit Stroh oder Zweigen in den Händen aufrecht durch das Gehege stürmt? Die meisten Zoobesucher amüsieren sich
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