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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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der Versammlung beiwohnen?“
    „Ich wüsste nicht, wozu“, gab Gillian zurück. „Es betrifft ihn doch gar nicht.“
    Andererseits gab es auf Averette wenig für ihn zu tun. Es konnte also sein, dass er teilnahm, und sei es auch nur aus lauter Langeweile.
    „Ist Euch nicht gut, Mylady?“, fragte die Zofe mit etwas besorgter Miene. „Eure Hände zittern so.“
    „Ach, nicht der Rede wert“,beschwichtigte sie und verschränkte die Finger. „Vor der Gerichtsversammlung bin ich immer ein wenig aufgeregt. Man kann nie wissen, wie der eine oder andere auf einen Schiedsspruch reagiert.“
    Genau genommen war das nicht einmal gelogen. Dass ihre Verfassung etwas mit Bayards möglicher Teilnahme an der Versammlung zu tun haben könnte, das wollte sie auf gar keinen Fall zugeben.
    Im Übrigen: Falls er doch kommen sollte, konnte sie ihn ja immer noch wie Luft behandeln.
    Als sie dann später angekleidet und gleichsam im vollen Ornat in ihrer Kemenate stand, war Gillian überzeugt, dass ihr die Gerichtsverhandlung leicht von der Hand gehen würde. Da hätte König John getrost höchstpersönlich als Zeuge aufmarschieren können. Sie trug ihre goldfarbene Kotte mit den langen, durch hellrotes Sarsenet verstärkten Schmuckärmeln, dazu den von einem schmalen Goldreif gehaltenen Schleier und an den Füßen goldverbrämte Wendeschuhe, die vorher Adelaide gehört hatten.
    Als sie in den Burghof trat, wo man ein Podium errichtet und der Lady einen der Sessel ihres Vaters bereitgestellt hatte, da fühlte sie sich voll und ganz wie die Schlossherrin zu Averette, die ihre Mutter nie gewesen war. Ein völlig verängstigtes Persönchen war sie gewesen, die Mutter, ständig in Angst und Schrecken vor ihrem Gatten und dessen Wutanfällen, ausgezehrt von dem unaufhörlichen Bemühen, ihm den verlangten Sohn zu schenken.
    Oben auf der Tribüne stand bereits wartend ihr Kastellan, er ebenfalls in seinen Sonntagsstaat gekleidet: eine schwarze, bodenlange Tunika. In der Hand hielt er die Schriftrolle mit den Namen sämtlicher Kläger und Beklagten. Dass die Liste so lang war, lag nicht zuletzt daran, dass die Lady zu Averette als gerecht bekannt war – im Gegensatz zu ihrem Vater.
    Als sie den Blick in die Runde schweifen ließ, bemerkte sie, wie etliche Leute sich skeptisch ansahen oder unbehaglich von einem Bein aufs andere traten. Selbst der alte Davy, der wie üblich auf seinem Stammplatz beim Stalltor stand, wirkte mitnichten wie die Ruhe selbst.
    Es war, als wäre ihr Vater zurückgekehrt.
    Erst als sie das Podium genauer betrachtete, bemerkte sie eine mögliche Erklärung für die angespannte Atmosphäre. Mehrere Burgwehrmänner sicherten das Podest, auf dem Gillian zu Gericht sitzen sollte. Davor stand der Hauptmann, breitbeinig und in vollem Harnisch. Auf dem Wehrgang, dem überdachten Holzaufbau über der Ringmauer, waren Streifen eingeteilt, und die Torwache war offensichtlich verdoppelt worden.
    Fast drängte sich der Eindruck auf, dass hier ein überaus bedeutender Prozess stattfinden sollte, nicht ein simples Dorf- und Burggericht. Zweifellos war dies Sir Bayards Vorstellung von angemessenen Sicherheitsvorkehrungen. Nur wirkten sie leider eher bedrohlich als beruhigend.
    Am liebsten hätte sie das ganze Aufgebot wegtreten lassen. Was aber, wenn sie sich wirklich in Gefahr befand? Bei einer Versammlung tauchten immer unbekannte Gesichter auf – Besucher, die auf Unterhaltung hofften, angereiste Angehörige von Bittstellern, fahrende Händler, Hausierer und Kesselflicker. Man konnte nie sicher sein, ob sich nicht Menschen mit unfreundlichen Absichten oder gar Feinde darunter befanden.
    Nachdem sie ihren Platz eingenommen hatte, nickte sie ihrem Burgvogt zu. Dieser entrollte den Pergamentbogen und kündigte den ersten Streitfall samt den beteiligten Personen an.
    Just als er endete, brandete in der Menge verblüfftes Geraune auf. Wie gebannt schaute auf einmal alles zur Bühne hin und seitlich an Gillian vorbei. Ganz so, als käme jemand – oder etwas – von hinten aufs Podium zu.
    Irritiert guckte sie über die Schulter, und da kam Sir Bayard de Boisbaston anmarschiert, und zwar in voller Rüstung: Panzerhemd mit Eisenhelm, lederne Stulpenfäustlinge, Beinzeug und Waffenrock. Wortlos kletterte er auf die erhöhte Plattform und baute sich hinter der Burgherrin auf, eine Hand auf den Knauf des Breitschwerts gestützt, als habe er vor, den ganzen Tag dort auszuharren.
    Oder als wäre er der Burgherr zu Averette.
    Dass man

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