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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Falten legte, die Arme verschränkte oder sein Gewicht verlagerte. Das alles erkannte sie an der Reaktion der Leute, die vortraten, um Klage zu führen oder Genehmigungen zu beantragen. Ungeachtet ihrer Richtersprüche kam sie sich eher vor wie ein Popanz, wie eine Strohpuppe, nicht wie die Burgherrin zu Averette.
    Kaum hatte ihr Verwalter die Versammlung für beendet erklärt, da stand Gillian auf und drehte sich zu Sir Bayard um. Laut wurde sie zwar nicht, aber jedes Wort war scharf und kalt wie ein Eiszapfen. „Sir Bayard, in meine Schreibstube! Auf der Stelle!“

6. KAPITEL
    In der Turmstube angekommen, stemmte Gillian die Hände in die Hüften. Sie bebte am ganzen Leibe vor Zorn, den sie bisher nur mühsam unterdrückt hatte. „Also, was glaubt Ihr eigentlich, wer Ihr seid, zum Donnerwetter?“
    „Ich? Ich bin Sir Bayard de Boisbaston.“ Aufreizend gelassen setzte er den Helm ab, stellte ihn auf den Tisch und öffnete den Panzerkragen, den oberen Teil des Kettenhemdes, der Nacken und Kehle schützte. In aller Seelenruhe schob er sich die Kettenhaube vom Kopf und entblößte seinen zerzausten Schopf.
    „Seid Ihr etwa der Herr und Meister zu Averette?“
    „Mitnichten. Ich habe keineswegs die Absicht, Euch Anweisungen zu erteilen, Mylady.“
    Er besaß doch tatsächlich die Frechheit, dabei auch noch zu lächeln! „Wie kommt Ihr dann dazu, Euch auf dem Podium breitzumachen und so zu tun, als hättet Ihr hier das Sagen?“
    Bewusst bedächtig streifte er seine Stulpenhandschuhe ab. „Darauf bin ich gar nicht begierig“, gab er zurück und musterte sie eingehend mit seinen braunen Augen. „Ich tat nur das, weswegen ich hergeschickt wurde. Euch zu beschützen nämlich.“
    „Das könnt Ihr der Burgwehr und ihrem Hauptmann überlassen!“, blaffte sie. Um ein Haar hätte sie den Helm vom Tisch gefegt und scheppernd auf den Boden krachen lassen. „Ich dachte, ich hätte mich klar und deutlich ausgedrückt! Aber nein, der kühne, mächtige, berüchtigte Sir Bayard muss aufmarschieren und sich hinter mir aufbauen wie eine Ein-Mann-Leibwache! Um meine Pächter in Angst und Schrecken zu versetzen oder meine Schiedssprüche gnädig abzusegnen.“
    „Nichts dergleichen habe ich getan! Ich habe nur dort gestanden und aufgepasst.“
    Nach wie vor außer sich vor Wut, verschränkte sie die Arme über der wogenden Brust. „Ach ja, klar – als wäre ich ein kleines Mädchen, das einen großen, starken Mann als Aufpasser braucht.“
    Er verzog die Lippen zu einem Strich. In seinen Augen flammte Empörung auf. Sollte er sich ruhig ärgern! Er hatte sie schließlich auch geärgert. Wie ein schwaches, hilfloses Kind hatte er sie behandelt.
    „Weder habe ich mich in Eure Entscheidungen eingemischt noch es versucht!“, stellte er fest.
    „Ach nein?“, fauchte sie höhnisch. „Ihr habt nicht etwa den Bäcker mit Blicken zum Schweigen gebracht? Oder die Schankwirtin zum Weinen? Oder die Tochter des Kerzenmachers zu Tode erschreckt?“
    „Ich stand zwar Wache, Mylady, aber ich bin kein Standbild und blind oder taub auch nicht. Falls ich Euch durch mein Verhalten zu nahe getreten sein sollte, bedaure ich dies. Es lag mir fern, Einfluss auf die Versammlung zu nehmen.“
    „Das tatet Ihr aber trotzdem! Allein durch Eure Gegenwart! Zumal in vollem Harnisch und mit umgegürtetem Schwert!“
    „Es ging nun mal nicht anders.“
    Sie trat direkt vor ihn hin. „Lasst Euch das bloß nicht noch einmal einfallen!“
    „Was denn?“ Als er sie fragend ansah, entdeckte sie zu ihrer verstärkten Empörung ein amüsiertes Funkeln in seinen braunen Augen. „Mich hinter Euch stellen?“
    „Ihr wisst genau, was ich meine!“, raunzte sie, wütender denn je, denn offenkundig begriff er nicht, was er da angerichtet hatte – die öffentliche Blamage, die peinliche Lage, in die er die Burgherrin vor versammelter Mannschaft gebracht hatte. „Spielt Euch nie wieder so auf, als wäret Ihr hier der Lord!“
    „Ich versichere Euch abermals, Mylady – nichts liegt mir ferner als das!“
    „Grient nicht so unverschämt, Ihr … Ihr Angeber!“, rief sie und ballte die Fäuste. „Ihr mit Eurem Hauberk, Eurem Schwert und Eurem hübschen Gesicht! Glaubt ja nicht, ich wäre wie die anderen Frauenzimmer, die auf Euch hereingefallen sind! Die vor euch Kerlen zu Kreuze kriechen und alles mit sich machen lassen! Ich werde mich oder mein Anwesen niemals einem Manne unterordnen.“
    „Auch nicht dem König?“
    Er machte sich mit voller

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