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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Averette ein charakterloser, gemeiner Lump gewesen, der seine Frau verprügelte und seine Töchter schlichtweg ignorierte – es sei denn, er konnte sie schikanieren, weil sie eben Töchter waren und keine Söhne, oder ihnen mit Zwangsheirat drohen, um seinen Reichtum und seine Macht zu mehren.
    Dieses Gefühl der Sicherheit, das Bayard heute verspürt hatte, das musste wohl an der Art und Weise liegen, wie Lady Gillian ihren Besitz lenkte. Nachdem er sie bei der Gerichtssitzung gesehen hatte, konnte er das gut nachvollziehen. Selbst die lächerlichsten Beschwerden hatte sie sich aufmerksam angehört und sich jedem Kläger voll und ganz gewidmet. Ihre Urteile und Schiedssprüche imponierten ihm, denn sie gründeten sich nicht auf Empfindungen, wie man es bei einer Frau ja eigentlich erwartet hätte, sondern auf Fakten und vorgelegte Beweisen sowie vermutlich auf einem tiefen Verständnis für die betroffenen Menschen.
    Gleichwohl blieb die Tatsache bestehen, dass sie eine Frau war, und obschon die Frauen durchaus „ihren Platz“ einnahmen – um es mit ihren Worten zu sagen –, gehörte die Führung eines Lehens nicht zu ihren Aufgaben. Nicht einmal dann, wenn es sich um ein weibliches Wesen mit Klugheit, Scharfblick und Gerechtigkeitssinn handelte.
    Jedoch sollte eine solche Frau unbedingt einen adeligen Haushalt führen. Einem Lord würde sie zweifellos eine hervorragende Gemahlin sein. Obendrein wäre sie nach Bayards Meinung eine bessere Mutter, als es seine eigene je gewesen war.
    Das galt allerdings ohnehin für die meisten Frauen.
    Und was ihn persönlich anbelangte: Eine solche Gemahlin brauchte er sowieso nicht, ja, an und für sich überhaupt keine. Er hatte es nicht besonders eilig damit, sich an Haus und Herd sowie an die damit einhergehenden Pflichten zu binden.
    Heiraten konnte er noch früh genug, und was seine Zukünftige anging, hatte er ziemlich genaue Vorstellungen: hübsch und liebenswert sollte sie sein, fröhlich und herzlich, mit einnehmendem, charmantem Wesen und einem Schuss Temperament, der Farbe ins Leben brachte.
    Auf keinen Fall wünschte er sich eine, die wie eine wild gewordene Kaiserin vor einem stand, mit zornblitzenden Augen, am ganzen wohlgestalten Körper vor Wut zitternd, die vollen Lippen bebend vor Empörung.
    Die Frage war nur: Wieso hatte er dann einen nahezu überwältigenden Drang verspürt, Lady Gillian zu küssen?
    In der Gästekammer traf Bayard auf seinen Knappen, der mit dem Wienern des Harnisches beschäftigt war. Da das Kettenhemd sowieso abgelegt war, beschloss Bayard, der Junge könne wohl ein wenig Lanzenübung gebrauchen. Er hatte bereits bemerkt, dass zum Übungsplatz in der Vorburg auch eine Stechpuppe gehörte, eine drehbar gelagerte Holzfigur mit seitlich ausgestreckten Armen, an denen ein Schild beziehungsweise ein Sandsack befestigt waren. Da dieses Gestell gerade nicht benutzt wurde, sollte Frederic zur Übung einige Lanzenangriffe darauf reiten. Nicht zuletzt sollte die Lehrstunde dazu dienen, Bayard auf andere Gedanken zu bringen. Um Erlaubnis musste man vermutlich nicht bitten; schließlich befand sich der Übungsplatz ja noch innerhalb der äußeren Ringmauer.
    Gefragt hätte er ohnehin nicht, egal, ob es nun erwartet wurde oder nicht. Er hatte es satt, sich wie ein Gefangener zu fühlen – schlimmer als damals im Kerker des Herzogs von d’Ormonde.
    Als er seinem Lehrling den Vorschlag machte, strahlte der von einem Ohr zum anderen. „Wirklich?“
    „Wirklich!“
    „Ist es denn nicht zu spät am Tag?“
    „Meiner Ansicht nach nicht.“
    Als er dem jungen Mann dann beim Anlegen des Panzerhemds half, bereute er seinen Vorschlag schon fast wieder. Er kam sich nämlich vor wie einer, der einem zappelnden Fisch eine Tunika überstreifen will. Sobald der Knappe dann voll ausgerüstet in Harnisch, Waffenrock und Schwertgurt vor ihm stand, den Schild am linken Arm, sagte Bayard: „Geh zur Rüstkammer und besorge uns eine Tjostlanze. Ich lasse derweil dein Pferd satteln und warte in der Vorburg auf dich.“
    „Jawohl, Mylord!“, schnarrte Frederic, wobei er sich stolz – und völlig überflüssigerweise – den Schwertgurt zurechtrückte.
    Nachdem der Junge im Eiltempo zur Tür hinaus war, folgte sein Herr gemächlicheren Schrittes und gestattete sich ein melancholisches Lächeln. Ach ja, noch einmal so jung und unbeschwert sein zu können!
    Auf der zum Hof hinunterführenden Treppe begegnete ihm die rothaarige Dienstmagd, deren Namen er sich ums

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