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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Überredungskünste der Knappe auch anwenden mochte. „Von Robb kannst du etwas lernen. Lass dir von ihm mal schildern, wie er auf der Straße nach London von drei Gesetzlosen überfallen wurde, er selbst unbewaffnet, die bösen Buben alle drei mit gezücktem Schwert. Trotzdem hat er mit ihnen kurzen Prozess gemacht und selber kaum einen Kratzer davongetragen.“
    Robb grinste breit. „Mein lieber Mann, das war vielleicht ein Tag!“
    „Also“, beschied Bayard und zauste seinem Knappen den braunen Schopf, „wie Mylady schon sagt: Tu dir Ruhe an und lerne etwas von Robb.“
    Nach einer sehr kühlen und unbequemen Nacht wachte Bayard niesend auf. Heuhalme pieksten ihn durchs Hemd und kitzelten ihn. Er hatte auf dem Heuboden geschlafen, was ihm jedoch immer noch angenehmer war als das Geschnarche und Gesäusel der im Burgsaal nächtigenden Soldaten und Knechte.
    Er warf die nicht minder kratzige Decke beiseite, die eine Dienstmagd ihm gebracht hatte, und spähte, auf Hände und Knie gestützt, durch einen Spalt in dem mit Häcksel und Lehm verfüllten Fachwerk des Pferdestalls. Der Morgen war kaum angebrochen, und die Posten auf dem Wehrgang stampften mit den Füßen, um sich in der frühmorgendlichen Frische warm zu halten.
    Auch der Küchenmeister und seine Helfer waren wohl schon auf und bei der Arbeit. Rauch stieg nämlich aus dem Türmchen über dem Küchendach.
    In seine Decke gehüllt, fielen Bayard die Wochen und Monate wieder ein, die Armand in einer feuchten, kalten Kerkerzelle verbracht hatte. Vermutlich hätte sein Bruder das saubere Heu und Stroh hier oben als puren Luxus empfunden.
    Während Armand im Verlies dahinsiechte, hatte er, Bayard, in sauberen Laken geschlafen, in einer von Kohlenbecken beheizten Kammer – jedoch nie mit der Gemahlin des Duc d’Ormonde, auch wenn Gerüchte anderes behaupteten.
    Dass ihn die schöne Braut des Herzogs nicht kalt gelassen hatte, konnte und wollte er gar nicht abstreiten. Welcher richtige Mann wäre da nicht in Versuchung geraten? Zumal sie mit ihren koketten Augen immer so mitleiderregend guckte und andauernd betonte, wie einsam sie sei! Er aber war nicht nur Gefangener, sondern auch gleichzeitig Gast des Herzogs gewesen, fest entschlossen, sich weitestgehend den ritterlichen Idealen entsprechend zu verhalten.
    Davor jedoch hatte es andere Frauen gegeben, deren Männer nicht seine Gastgeber gewesen waren. Hübsche Frauenzimmer, liebreizende Ladys … Ein Dutzend mindestens hatte er herumgekriegt, wenn nicht gar so viele, wie man es ihm gerüchteweise andichtete. Doch wie viele von denen hatten sein Herz berührt? Wie viele hatten in ihm mehr gesehen als ein flüchtiges Abenteuer, als einen Liebhaber für einige leidenschaftliche Nächte, als aufregende Bereicherung ihrer öden Tage? Wie viele hätten sich seinetwegen dem König widersetzt, wie Adelaide es um Armands willen getan hatte?
    Wahrscheinlich keine einzige. Welch ein deprimierender Gedanke!
    Falls er weiblicher Fürsprache bedurfte – an wen hätte er sich wenden sollen? An Marion mit dem blonden Haar und den Grübchen in den Wangen? An Amelie, die bei jeder Liebkosung in Gekicher ausbrach? Oder Jocelyn, die zwar die Hübscheste war, aber nichts anderes im Köpfchen hatte als Kleider, Schmuck und Klatsch?
    Sollte er einmal wirklich in die Bredouille geraten und eine Frau mit Verstand benötigen, eine mit Mut, Scharfsinn und Geschick, so fiel ihm mittlerweile nur eine ein: Lady Gillian von Averette.
    Und wenn er eine Liebste brauchte, die nicht permanent herumalberte oder ihn betrachtete wie einen Preisbullen bei einer Ausstellung? Eine, mit der man wirklich reden konnte, und zwar nicht nur über die anrüchigen Machenschaften des Königshofes?
    Lady Gillian … vielleicht.
    Wie würde sie sich wohl verhalten, wenn er sie küsste? Ihm eine Ohrfeige verpassen? Oder seine Leidenschaft erwidern? Mit derselben Forschheit, mit der sie ihr Lehen führte? Sich hingebungsvoll in seine Arme stürzen und …
    Heiliger Strohsack!
    Allmählich gingen wohl die Gäule mit ihm durch. Vermutlich hatte er zu lange ein weibliches Wesen entbehren müssen, wenn er sich jetzt schon an seinen lüsternen Vorstellung mit Lady Gillian berauschte!
    Ein übermüdeter, unzufriedener Dummkopf bist du! Wahrscheinlich war die nicht sonderlich ruhige Nacht mit schuld da ran, dass seine Gedanken sich auf solche Abwege begaben. Unterdrückt fluchend und mit eingezogenem Kopf, damit er sich nicht an den niedrigen Dachbalken stieß,

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