Hilflos in deinen Armen
um sich vor den Peitschenschnüren zu schützen. „Du liebst mich, hast du gesagt!“
Aus diesem Grunde hatte Bayard niemals einer Frau ein Liebesgeständnis gemacht. Kein einziges Mal. Ganz gleich, wie sehr er sie begehrt hatte.
Schluchzend floh die Dienstmagd aus der Kammer, die Kleider nur lose befestigt, das zerzauste rote Haar wehend wie ein Banner im Wind.
Bayard knöpfte sich seinen Knappen vor, der nun in Hosen, Stiefeln und ungegürtetem Kittel vor ihm stand. „Sag mal, bist du noch ganz bei Trost?“
Frederic zuckte die Schultern.
„Mensch, wir sind hier Gäste!“
Der Bengel hüllte sich in Schweigen.
„War sie etwa noch Jungfrau, die Kleine?“
Der Knappe brummte etwas Unverständliches.
Bayard ballte die Fäuste. „Ja oder nein?“, blaffte er Frederic mit zusammengebissenen Zähnen an. „Hast du’s nicht gemerkt, oder bist du so ein Volltrottel?“
„Na, und wenn schon!“, maulte Frederic trotzig, sah aber seinen Meister dabei nicht an. „Die ist doch kein Kind mehr!“
„Na, das fehlte auch noch! Und wenn du ihr ein Kind gemacht hast? Was dann?“
„Woher weiß ich denn, dass es meins wäre?“
„Willst du mir etwa weismachen, sie lässt sich von dir die Unschuld rauben, um dann mit jedem hergelaufenen Kerl ins Bett zu steigen? Verdammt und zugenäht, Junge! Erst nimmst du ihr die Jungfräulichkeit, und jetzt trampelst du auch noch ihre Ehre in den Dreck?“
Wieder zog der Knappe nur abfällig die Schultern hoch. „Ist doch bloß so ’n Bauerntrampel!“
Um ein Haar hätte Bayard ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. „Wenn sie also in neun Monaten etwas Kleines kriegt, nimmst du dir nichts davon an?“
„Wieso sollte ich?“ Jetzt hob Frederic trotzig und anklagend den Blick. „Ich bin der Junker eines Edelmanns. Ihr erwartet doch nicht etwa, dass ich diese Magd heirate?“
„Nein, das nicht!“, polterte Bayard, denn das stimmte nun einmal. „Aber ich kann erwarten, dass du sie großzügig und ehrenhaft behandelst!“
„Ausgerechnet Ihr!“, konterte Frederic und straffte die schmalen Schultern. „Ihr mit Euren ständigen Weibergeschichten! Ihr wollt mir die Leviten lesen?“
Bayard platzte der Kragen. Er packte den Jungen bei der Gurgel und rammte ihn rücklings gegen den Bettpfosten. „Als Dena sich von dir ins Bett locken ließ, da hat sie ihr Schicksal in deine Hände gelegt! Und bei Gott, du wirst dich anständig ihr gegenüber verhalten! Sonst zerre ich dich zurück zu deinem Vater und sage ihm, ein solch ehrloser Lump als Knappe, der ist unter meiner Würde!“
„Lasst mich los!“, keuchte der Junge halb erstickt und ruderte hilflos mit den Armen.
„Ach, du meinst, das wäre schlimm?“, herrschte Bayard ihn an. „Hast du schon mal eine Schwangere in den Wehen erlebt? Ihre Schmerzensschreie gehört? Hast du schon einmal mitbekommen, wie sich eine Frau als billige Hure beschimpfen und auspeitschen lassen muss? Weil sie sich von einem Schmeichler hat herumkriegen lassen?“
„Schluss!“ Eine sonnengebräunte Frauenhand legte sich um seinen Arm und riss ihn zurück. Als er sich umdrehte, sah er sich einer bleichen, zornbebenden Gillian gegenüber. Hinter ihrer Herrin, auf der Schwelle, stand die schluchzende Dena, am ganzen Körper zitternd, die Hände vors Gesicht geschlagen.
Frederic rieb sich den Hals und wies mit zitterndem Arm auf seinen Ritter. „Er … er wollte mich umbringen!“
Bayard maß ihn mit einem kalten Blick. „Wenn das stimmte, wärst du jetzt tot!“
„Ritter Bayard!“, mahnte Gillian mit herrischer Stimme. „Auch Frederic ist mein Gast! Ihr rührt ihn mir nicht noch einmal an!“
Der Ritter nahm Haltung an. „Mylady, ich bedaure, dass mein Knappe rücksichtslos und grausam Eure Zofe verführt hat.“
„Stimmt doch gar nicht!“, rief der Gescholtene heiser dazwischen. „Sie hat’s geradezu drauf abgesehen! Sag’s ihnen, Dena! Habe ich dich etwa gezwungen? Du hast es doch freiwillig gemacht!“
Dena ließ die Hände sinken. „Ja“, wisperte sie mit verquollenem und tränenverschmiertem Gesicht. „Er brauchte mich nicht zu zwingen.“
„Seht Ihr?“, krähte Frederic. „Ich habe nichts verbrochen!“
„Ich … ich dachte, er liebt mich“, erklärte das Mädchens stockend und wischte sich erneut die Tränen aus den Augen. „Er hat’s ja auch gesagt. Ich … ich hab ihm geglaubt.“
„Ist das wahr?“, fragte Gillian scharf.
„Kann sein, dass ich das sagte“, räumte der Junge widerwillig ein und
Weitere Kostenlose Bücher