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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Liebschaften weit übertrieben wird. Ich bin nicht der Wüstling, als den mich die Gerüchte schildern. Zugegeben, ich hatte die eine oder andere Liaison, aber den Frauen, mit denen ich mich einließ, war ich von Herzen zugetan.“
    „Allerdings nicht so, dass es fürs Heiraten gereicht hätte“, hielt sie dagegen.
    „Das gilt umgekehrt aber auch für die Frauen. Wir gönnten uns einige schöne Liebesnächte, das war’s. Beide Seiten waren sich darüber im Klaren, dass Gefühle außen vor blieben.“
    Er klang weder amüsiert noch stolz noch zerknirscht. Er blieb vielmehr vollkommen sachlich, als spreche er über seine Rüstung oder das Wetter. Vermutlich, dachte Gillian insgeheim, würde es sich auch so anhören, falls sie ihm über James erzählte, dabei aber tunlichst vermied, die wahre Tiefe ihrer Gefühle zu offenbaren. Zumal vor jemandem, den sie eigentlich gar nicht kannte.
    „Jetzt muss ich aber zu Dena“, sagte sie, wobei sie den Riegel drückte und eilig eintrat. Fort von Bayard und seinen dunklen, bedrückten Augen, fort von dem Mitgefühl, das er in ihr erweckte.
    Mit eingesunkenen Schultern saß Dena auf einem Schemel beim Fenster, die Hände schlaff im Schoß, als wäre sie zu erschöpft zum Weinen. Bei dem Anblick ging Gillian das Herz auf vor Mitleid. Nur zu gut verstand sie das Sehnen, sich ganz und gar einem anderen schenken zu wollen, diese Sehnsucht, bei der man das Gefühl hatte, Moral, Regeln und Gesetze seien allein zu dem Zwecke geschaffen, Liebe und Glück von vornherein zu verhindern. Der Glaube, dass alles, was der geliebte Mensch von einem verlangte oder erwartete, billig und recht und jedes Opfer wert sei, sollte zerstört werden.
    Weil auch sie das alles einmal geglaubt hatte, kannte sie jenes kalte Grauen, die lähmende Angst, ihre Leidenschaft – und das daraus resultierende Tun – könne aufgedeckt werden. Schande und Schmach wären die Folge gewesen, hätte sie neun Monate später ein außerhalb der Ehe geborenes Kind zur Welt gebracht. Doch ihre Regel hatte sich ganz normal eingestellt, und die Schande blieb ein Geheimnis, das James mit ins Grab genommen hatte.
    Unglücklicherweise ließ sich nicht verheimlichen, dass Dena verführt worden war. Etliche aus dem Gesinde hatten bereits mitbekommen, wie die Zofe schluchzend in einer Ecke des Burgsaals kauerte, auf dem Boden zusammengekrümmt wie ein leidendes Tier. Natürlich hatten gleich mehrere Mägde gefragt, was denn mit ihr sei.
    Gillian hatte ihre gesamte Autorität als Burgherrin aufbieten müssen, um das Mädchen zum Reden zu bringen, und selbst dann musste sie die Ohren aufs Äußerste spitzen, um aus Denas verworrenen Erklärungsversuchen einigermaßen schlau zu werden. Leider hatten auch die Mägde Seltha und Joanna mitgehört. Wahrscheinlich verbreitete sich die Geschichte schon wie ein Lauffeuer in der gesamten Burg – vom Rittersaal über die Küche hin zu den Ställen, vom Quartier der Soldaten über die Rüstkammer bis ins Dorf, bis auch der Letzte auf Averette wusste, dass das arme Ding sich möglicherweise in die Nesseln gesetzt hatte.
    So etwas konnte nicht einmal die Herrin zu Averette mehr verhindern. Eins allerdings konnte sie trotzdem versuchen: Dena unnötiges Leiden zu ersparen.
    Als Gillian die Tür schloss, hob das Mädchen den Blick. Doch statt wie erwartet erneut in Tränen auszubrechen, fuhr die Kleine energisch und mit flammenden Augen von ihrem Sitz hoch. „Ach Mylady! Was war ich doch für eine dumme Gans!“
    Verdattert angesichts des abrupten Sinneswandels und dieser drastischen Worte wies Gillian kraftlos auf den Schemel. „Bleib sitzen!“, befahl sie, ohne recht zu wissen, was sie dem Mädchen sagen sollte.
    Dena gehorchte zwar, sprang aber gleich wieder auf, offenkundig viel zu aufgewühlt zum Stillsitzen. „Eine blöde Gans war ich! Eine verknallte, dumme Pute!“ Ihre Aufgeregtheit schien sich etwas zu legen. „Aber als er sagte, er liebt mich …“
    Sofort legte Gillian ihr den Arm um die Schultern. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie nicht genauer auf das geachtet hatte, was in ihrem Haushalt vorging.
    Dena wehrte sie ab, als könne sie die Berührung nicht ertragen. „Nicht, Mylady, ich bitte Euch! Ihr sollt mich nicht bedauern! Tief drinnen im Herzen habe ich’s ja geahnt, dass irgendetwas faul war. Dass er nicht so für mich empfand wie ich für ihn. Aber ich blöde Kuh, ich habe das alles überhört, was mein Herz und mein Gewissen mir sagten. Ich habe mir eingebildet, ich

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