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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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sich weit unter ihrem Stand kleidete. Zum Glück hatten weder der Knappe noch der Kastellan diesen Ausrutscher bemerkt.
    „Sobald es um hübsche Kerle geht, verlieren die Weiber den Verstand“, polterte Dunstan. „Dann pfeifen sie auf diejenigen, die immer die ganze Arbeit machen und sich um sie kümmern. Kaum kommt so ein Schönling daher, schon machen sie die Beine breit. Kann ihnen gar nicht schnell genug gehen.“
    „Bei Bayard de Boisbaston allemal“, unterstrich der Weinhändler. Er wartete einen Moment ab, eher er seinen nächsten Pfeil abschoss. „Da kann man nur hoffen, dass Lady Gillian nicht auf seinen Charme und sein einnehmendes Lächeln hereinfällt.“ Seufzend schüttelte er den Kopf, wie um anzudeuten, als könne er sich das nicht so recht vorstellen.
    Frederic beugte sich gespannt vor, ein lüsternes Leuchten in den Augen. „Wie? Ihr meint, er und sie …?“
    „Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn sie schon mal …“
    Dunstan schleuderte den Weinbecher zu Boden und stemmte sich schwankend hoch. „Das würde sie nicht mit sich machen lassen! Sie nicht! Außerdem sind sie angeheiratete Verwandte!“
    Der Weinhändler hob den Becher auf und füllte ihn. „Gewiss, man kann nur hoffen, dass Bayard nicht zum Zuge gekommen ist“, erwiderte er glattzüngig. „Aber versuchen wird er’s. Liegt ihm im Blut. Kein Wunder bei dem Vater.“
    „Das macht sie nicht mit!“, lallte Dunstan, zwar empört, doch so angetrunken und schwankend, dass seine Entrüstung nicht recht wirken wollte. „Dazu ist sie zu gescheit. Sie wird sich nicht von dem vernaschen lassen! Sie nicht!“
    Der Händler erhob sich und dirigierte den Kastellan wieder zu seinem Sitz. „Gewiss, sie wäre die Letzte, die sich von seinen Schmeicheleien und verliebten Blicken beeindrucken lassen würde. Dennoch: Letzten Endes ist sie auch nur eine Frau.“
    Verstohlen warf er dem Knappen, der auffällig still geblieben war, einen Seitenblick zu. „Vielleicht müsste einer ein Auge auf den edlen Herrn Ritter haben. Um der Herrin willen?“, schlug er vor. „Wer seinen Knappen für so eine Bagatelle schikaniert und demütigt, dem geschähe es doch ganz recht, wenn sein ehrloses Betragen aufgedeckt würde.“
    Er ließ seinen Vorschlag den üblichen Moment wirken und beobachtete, wie der Burgvogt sich schwer auf seinen Platz sacken ließ, wobei er sich um ein Haar danebengesetzt hätte. „Was“, fuhr er fort, „soll denn dann aus der armen, entehrten Lady werden? Auch sie muss mit Blamage und Schmach leben. Da wäre sie vermutlich jedem dankbar, der ihr trotz allem noch die Ehe anträgt.“
    Während Frederic gedankenverloren in die flackernden Kohlen starrte, während in des Burgvogts blutunterlaufenen Augen die Hoffnung aufkeimte, verbarg Charles de Fenelon, bekannt auch unter dem Namen Lord Richard d’Artage, ehedem Höfling des Königs, sein selbstzufriedenes Lächeln und schenkte beiden Wein nach.

9. KAPITEL
    Flotten Schrittes ging Gillian am Ufer des Weihers entlang. Hinter ihr folgte ihre Eskorte, diesmal bestehend aus zwei von Sir Bayards Männern, Tom und Robb. Während Tom diesen Dienst offensichtlich nicht ungern versah, ließ sein Kamerad deutlich erkennen, dass ihm so gut wie jede andere Aufgabe lieber gewesen wäre. Dass die zwei wie Schatten an ihr klebten, behagte Gillian zwar ebenso wenig, doch solange sie möglicherweise in Gefahr war, blieb ihr keine andere Wahl.
    Bestrebt, sich nicht von ihren beiden Beschützern beirren zu lassen, überflog sie mit Kennerblick die Reihen von ausgerissenen Flachsstängeln, die man zur Kaltwasserrotte in den Teich gelegt hatte. Nach der Rotte wurden die Pflanzen zu Schwingflachs gebrochen, anschließend zu Langfaserbast gekämmt, sodann gewoben und zum Schluss zu Leinen gesponnen. Die Flachsernte war heuer sehr reichlich ausgefallen; vermutlich konnte man in Chatham einen Überschuss verkaufen.
    Vielleicht aber auch nicht. Falls es zum Krieg kommen sollte, brauchte man Mengen von Linnen zum Verbinden. Und als Leichentücher.
    Einige Frauen waren dabei, im Ufergras ausgelegte Flachsbündel mit Wasser zu übergießen. Diese Art der Rotte war mühsamer und zeitaufwendiger, jedoch zeigte der so gewonnene Flachs hinterher eine weißere Färbung, was auch für das daraus gewonnene Leinen galt.
    „Denkt dran“, sagte sie zu den Frauen, „für eure fleißige Arbeit bekommt ihr einen ganzen Ballen des besten Linnens. Oder eine gleichwertige Menge an Silber oder Getreide.“ Das

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