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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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nach Hause zu kommen. Schließlich sei sie kein ausgerissenes Kind, zumal man ihr versprochen habe, sie dürfe nach Herzenslust reisen. Dennoch werde sie gehorchen, sich dabei aber Zeit lassen. Im Übrigen sei Adelaides Brief nicht sonderlich aussagekräftig gewesen; sie könne nicht ersehen, warum ihre unverzügliche Heimkehr so wichtig sei.
    Gillian bemerkte, dass Sir Bayard inzwischen auch im Anmarsch war. Sie stieß ein einen leisen Fluch aus, was ihr einen entsetzten Blick ihres Vogts eintrug. Schlimm genug, dass sie diesen Brief ihrer Schwester bekommen hatte; dass Bayard aber jetzt auch noch Lizettes unverfrorenen Ton mitbekam, das hätte ihr gerade noch gefehlt.
    „Schlechte Nachrichten?“, fragte Sir Bayard, als er das Grüppchen erreicht hatte.
    Er trug nur Breeches, Stiefel und ein Leinenhemd, allerdings offenkundig aus bestem Flachs hergestellt. Der Halsausschnitt mit den lose herabhängenden Schnüren entblößte seine muskulöse Brust mehr, als schicklich gewesen wäre, und das Haar hatte er hinten mit einem dünnen Lederriemen zusammengebunden. Trotz der anstrengenden Schwertübung mit seinem Lehrling, der sich ganz in der Nähe hielt, und trotz des warmen Tages war er kaum in Schweiß geraten.
    „So würde ich nicht sagen“, wich sie aus, wobei ihr bewusst war, dass er sowieso vom Inhalt des Schreibens Kenntnis erhalten musste. „Allerdings gibt es da etwas zu besprechen. Ich wäre Euch dankbar, wenn wir uns im Burgsaal treffen könnten.“
    Der verärgerte Ausdruck, der über Dunstans Gesicht huschte, entging ihr zwar nicht, aber daran war im Moment nichts zu ändern. Sir Bayard musste die Neuigkeit erfahren.
    Den Dienstboten, die gerade neue Spreu auf den Saalboden streuten und die Kragensteine abstaubten, reichte ein Blick auf die Miene ihrer dem Podest zustrebenden Herrin, um im Nu zu verschwinden. Heftig ließ sie sich auf den höchsten und am meisten verzierten Stuhl an der Herrentafel fallen und reichte Dunstan das Pergament. „Meine Schwester Lizette schreibt hier, sie sei keine Dienstmagd, die man herumkommandieren kann. Dennoch werde sie sich gnädig herablassen, nach Averette zu kommen – allerdings mit Weile.“
    Bevor er den Bogen entgegennahm, warf der Vogt Bayard einen Blick zu, in dem eine deutliche Frage stand: Muss der eigentlich dabei sein?
    Der Ritter übersah ihn schlicht und einfach. „Ich bedaure, dass Euer Fräulein Schwester die Gefahr, in der sie möglicherweise schwebt, nicht richtig einordnet. Offenbar ist sie ihr nicht bewusst, denn sonst würde sie unverzüglich heimkommen. Ihr solltet ihr persönlich schreiben, Mylady, und ihr noch einmal auf das Dringlichste nahelegen, so bald als möglich nach Hause zu kommen.“
    „Das würde ich ja, wenn ich wüsste, dass es auch nur ansatzweise etwas nützt“, gab Gillian zurück, wobei sie sich den schlichten Schal abstreifte, der ihr auf einmal hinderlich war. „Sie wird mich kurzerhand ignorieren. So macht sie’s immer.“
    Dunstan hatte wohl einen Vorschlag, denn er meldete sich zu Wort. „Und wenn Ihr Adelaide schreibt und sie bittet, sie möge einen Brief an Lizette richten?“
    „Ihr kennt doch Lizette! Sie wird auch Adelaide kaum ein zweites Mal gehorchen.“
    Schweigend tippte der Burgvogt sich mit dem Pergament gegen das Kinn.
    „Wenn sie nicht freiwillig herkommt, muss einer los und sie holen“, befand Sir Bayard.
    Sie guckte ihn verdrossen an. „Ihr geht davon aus, dass sie leicht zu finden sei. Sie folgt aber nie der normalen Route irgendwohin. Sie reist gern über die Nebenstraßen – weil man da mehr vom Land sieht, meint sie.“
    „Sie wird doch sicher nicht allein unterwegs sein. Und eine große Gruppe mit einer jungen Edeldame dabei, die müsste sich doch unschwer finden lassen. Aber auch wenn es mühsam sein sollte“, schloss er, „einer muss los und sie nach Hause bringen.“
    Das klang in Gillians Ohren schon verdächtig wie ein Befehl. „Wen sollen wir denn Eurer Meinung nach losschicken?“, fragte sie den Ritter katzenfreundlich – ein Ton, der zwar Dunstan, nicht aber dem Ritter verriet, dass sie ziemlich geladen war.
    „Ich finde“, bekundete der Kastellan, „dass Sir Bayard der am besten geeignete Mann für diese Aufgabe ist.“
    „So gern ich diesem Ansinnen nachkommen würde“, erwiderte Bayard ungerührt, „muss ich doch auf einen Fehler in Eurem Plan hinweisen. Ihr beide wolltet absolut nicht glauben, dass ich zu Eurer Hilfe gekommen war, ja, nicht einmal, dass ich wirklich

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