Hill, Susan
laufen oder spazieren zu gehen, und als Jim sich das Bild von Debbie Parker genauer ansah, war er sich ziemlich sicher, sie tatsächlich dort gesehen zu haben, obwohl sich das nach dem verschwommenen Foto eines auf Schlittschuhen schwankenden Mädchens schwer sagen ließ. Doch sie kam ihm bekannt vor, und wenn er die Augen schloss, konnte er sie dort beim Spazierengehen sehen. Aber die Polizei würde mehr als das wissen wollen; wahrscheinlich würden Dutzende anrufen und behaupten, sie »meinten« das Mädchen »vielleicht« auf dem Hügel gesehen zu haben, obwohl sie nicht genau sagen konnten, wann.
Doch was die andere Frau betraf, da war sich Jim schon eher gewiss. In der Zeitung war zwar kein Foto von Angela Randall, aber eine gute Beschreibung. Was seine Erinnerung am stärksten beflügelte, war die Tatsache, dass man sie als Letztes hatte auf den Hügel zulaufen sehen, sehr früh an jenem Dezembermorgen, als es so neblig gewesen war. Jim war an dem Tag mit Skippy unterwegs gewesen, ebenfalls sehr früh, weil er nicht hatte schlafen können, und er erinnerte sich an den Nebel, weil er beim Verlassen des Hauses nicht so schlimm gewirkt hatte, nur ein paar dünne Schwaden, aber dann, als Jim den Hügel erreichte, sehr dicht und feucht geworden war, ein Nebel, der sich einem auf Gesicht und Haare legte und kalt bis in die Knochen drang.
Er wischte seinen Teller mit einer halben Brotscheibe sauber und ging zum Kühlschrank, um nachzusehen, was er sich später zum Essen machen könnte. Da war noch ein Schweinekotelett, das er mit Kartoffeln und Gemüse essen konnte, und dann dieser kleine Apfelkuchen, den er gestern bei der Cross-Bäckerei gekauft hatte, mit einer Dose Devon Custard dazu. Das war sein Lieblingsnachtisch, wobei er den Apfelkuchen im Sommer meist mit Eis aß.
Sorgfältig las er den Artikel in der Post noch einmal. Nein, über Debbie Parker wusste er vermutlich nicht genug, um die Polizei damit zu belästigen, aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Ansicht, er sollte aufs Revier gehen und berichten, dass er die andere Frau durch den Nebel hatte laufen sehen.
Nachdem er sich entschieden hatte, faltete er die Zeitung zusammen, deckte den Tisch ab und spülte die Töpfe aus, bevor er sich im Wohnzimmer niederließ, um sich die Fußballvorberichterstattung anzusehen. Neben ihm auf einem kleinen Hocker lag die Fernsehzeitschrift, geöffnet auf der heutigen Seite, die Sendungen, die er sich anschauen wollte, rot unterstrichen. Er ging die Zeitschrift am Tag der Lieferung immer Seite für Seite durch und plante sein Fernsehprogramm für die Woche. An diesem Nachmittag standen ihm fast drei Stunden genussvoller Sportsendungen bevor, und dann wäre es Zeit, seinen kurzen Spaziergang zu machen, bis zum Ende der Straße, um die Ecke und auf der anderen Seite zurück, bevor er sich seinen Tee zubereitete und für die Abendsendungen fertig machte. Daher würde er jetzt zum Polizeirevier gehen, am Vormittag. Er würde dafür sorgen, dass er seine Geschichte nicht einfach demjenigen erzählte, der Dienst am Empfang hatte, sondern jemandem, der mit dem Fall betraut war. Er kannte sich mit Nachrichten aus, die nicht ausgerichtet wurden, Notizen, die in Unterlagen verschwanden und nie wieder angeschaut wurden.
Jim stellte den Fernseher aus und zog Mantel und Mütze an. Er würde der Polizei alles erzählen, woran er sich erinnerte. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass er das nicht nur der vermissten Frau schuldig war, sondern auch Phyllis – und nach ihr Skippy.
Als Freya nach der Pressekonferenz durch das Dezernatsbüro ging, fing das Telefon auf ihrem Schreibtisch an zu läuten.
»DS Graffham.«
Der Diensthabende war am Apparat und berichtete ihr von einem älteren Mann, der auf dem Revier gewesen war.
»Sagte, er wolle etwas über die vermisste Angela Randall melden, aber er wollte es mir nicht erzählen, er will mit jemandem sprechen, der direkt mit dem Fall zu tun hat.«
»Was für eine Art älterer Mann, Roy?«
»In den Siebzigern, Regenmantel und Mütze. Ich glaube nicht, dass er sich nur wichtig machen wollte, er wirkte aufrichtig.«
»Wo ist er jetzt?«
»Nach Hause gegangen. Hat eine Weile gewartet und dann seine Anschrift hinterlassen.«
»Lassen Sie hören.«
Sie notierte sich Namen und Adresse. Als sie auflegte, klingelte das Telefon erneut.
»Freya, würden Sie bitte kurz zu mir reinkommen?«
Diesmal ging sie ohne Nathan im Schlepptau über den Flur
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