Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
Vom Netzwerk:
von einer Gartensendung zu einer über Häuserkauf und einem europäischen Fußballspiel um, stellte den Fernseher wieder aus. Mit der Tageszeitung war sie durch, und sie hatte kein neues Buch zum Lesen. Sie trank ihren Wein aus und zog das Telefon näher zu sich.
    »Spricht dort Sharon?«
    »Ja.«
    »Hier ist Freya Graffham … Ich wollte nur mal hören, wie es Ihnen geht. Bei der Chorprobe hieß es, Sie hätten Ihre Stimme verloren.«
    »Nett von Ihnen, ja, es war widerlich, aber es geht mir heute schon viel besser. Wie war die Chorprobe?«
    »Gut. Es nimmt jetzt wirklich Form an, aber der Sopran klingt eindeutig dünner ohne Sie. Der andere Grund meines Anrufs ist, dass ich Mittwoch frei habe und Sie fragen wollte, ob wir nicht zusammen zu Mittag essen könnten? Wenn es Ihnen gut genug geht.«
    »Bis dahin wird es vorbei sein. Gerne. Wo?«
    Wenn sie über Simon reden wollten, wäre es besser, sich nicht in Lafferton zu treffen.
    »Irgendwo außerhalb der Stadt … Wie wär’s mit dem Fox and Goose in Flimby? Das Essen ist ausgezeichnet, und dort ist es nur abends wirklich voll.«
    »Da war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Wenn der Tag so wie heute wird, kann es da draußen sehr schön sein. Danke, Freya.«
    »Sollen wir uns um halb zwölf treffen?«
    Am liebsten hätte Freya gesungen. Sharon hatte über die Serraillers gesprochen, als sie sie vom Chor nach Hause gefahren hatte. Möglicherweise kannte sie Simon nicht sehr gut, aber sie würde ihr sicher die eine Frage beantworten können, die an Freya nagte, seit sie in seiner Wohnung gewesen war. Sie konnte sie weder ignorieren noch als unwichtig abtun. Sie musste es wissen.
    Sie ließ sich ein Bad ein, und während sie im warmen Wasser lag, dachte sie nicht an Simon, sondern an die Arbeit. Die einzige halbwegs positive Information über die beiden vermissten Frauen stammte von Jim Williams, der, soweit sie wussten, Angela Randall als Letzter durch den Nebel hatte laufen sehen. Aber danach hatte der Nebel sie verschluckt, und zu Debbie Parker gab es überhaupt keine Hinweise. Die Durchsuchung des Hügels hatte nichts ergeben. Ein paar Leute aus Starly erkannten Debbie auf dem Foto, und einer hatte ihren Namen gewusst, aber niemand hatte sie in letzter Zeit gesehen. Haus-zu-Haus-Befragungen, überall Plakate, eine weitere Rundfunkdurchsage, mehr Artikel in den Zeitungen – und nichts.
    Kurz dachte sie an Jim Williams Hund Skippy. Auch der war zuletzt auf dem Hügel gesehen worden und hatte sich dann offenbar in Luft aufgelöst – oder in dichten Nebel. Aber Hunde liefen weg, jagten einem Geruch nach, buddelten sich zu tief in ein Kaninchenloch ein, und ein vermisster Hund war keine vermisste Person. Hunde wurden gestohlen. Jim Williams hatte niemanden gesehen, hatte jedoch ein Auto gehört. Zerrten Hundefänger ihre Opfer in Autos und rasten dann davon? Sie dachte an Cruella de Vil.

    Der Frühling hatte sich zurückgezogen, und der Winter holte zum letzten Schlag aus, als Freya zwei Tage später nach Flimby fuhr. Der Wind trieb Graupelschauer und kleine Hagelkörner gegen ihre Windschutzscheibe, und als sie beim Fox and Goose parkte, fegte ein beißender Nordostwind direkt über die Felder auf sie zu.
    Der Pub war ruhig, das Kaminfeuer und die bernsteinfarbenen Lampen auf den Tischen wirkten einladend. Im Nebenraum sah sie Stammgäste sitzen, alte Männer vom Land, die immer noch in und um die Dörfer wohnten. Das leise Gebrumm ihrer Stimmen klang wie Bienensummen.
    Freya bestellte sich einen Wodka Tonic und besetzte einen kleinen Tisch am Feuer. Es gab Frauen, die täglich in Landgasthöfen zu Mittag essen konnten, wenn sie wollten, aber sie hatten sicherlich nicht so viel Vergnügen daran wie Freya an ihrem kostbaren freien Tag. In London hatte sie solche freien Tage nie genossen. Ihre Freizeit war mit Hausarbeit angefüllt gewesen und mit dem Bemühen, durch die Zubereitung ausgefallener Gericht zu beweisen, dass es ihr gefiel, Don glücklich zu machen.
    Nie mehr, dachte sie und krümmte die Zehen in ihren Stiefeln, nie wieder.
    Als sei das Licht angeknipst worden, sah sie Simons Wohnung vor sich, den langen, friedvollen Raum mit seinen Bildern, Büchern und harmonisch zueinander passenden modernen und antiken Möbelstücken. Sie wollte dort sein, jetzt, wie sehr sie auch den völlig anderen Raum genoss, in dem sie sich tatsächlich befand, die Baumwollvorhänge und das Messinggeschirr. Sie wollte in Simons Raum aufgehen, damit sie dorthin gehörte,

Weitere Kostenlose Bücher