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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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genauso gut hineinpassen wie eine Vase oder ein Hocker oder eine seiner Zeichnungen an der Wand.
    »Gott, was für ein Tag!«
    Sharon Medcalf stand neben dem Tisch und zog ihren langen Wildledermantel aus. Freya hatte eine Stunde darauf verwandt, ihre Kleidung auszuwählen und sich fertig zu machen, entschlossen, sich nicht klein zu fühlen angesichts von Sharons Designerpräsentation, und als sie sich vor dem Verlassen ihres Hauses im Spiegel betrachtet hatte, war sie ziemlich zufrieden gewesen. Sie besaß ein paar gute Sachen und hatte die, wie sie fand, mit einigem Geschick kombiniert. Ihr Arbeitsleben verbrachte sie in Kleidung, die weder übertrieben elegant noch zu freizeitartig war und nicht auffiel; sie hatte die Chance genossen, sich etwas schicker zu kleiden. Doch bei Sharons Anblick überlegte sie, warum sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte. Sharon trug Armani mit einem aufsehenerregenden Schal und ließ eine Louis-Vuitton-Handtasche auf den Boden neben sich fallen.
    Freya konnte nicht widerstehen, die reine Seide in leuchtendem Blau, Weiß und Fuchsiarot zu berühren.
    »Das ist fantastisch … So was habe ich noch nie gesehen.«
    »Werden Sie auch nicht … ist ein altes Stück von Ungaro.«
    Freya seufzte.
    »Ach was, das bringt der Job mit sich, ich könnte genauso gut Jeans vom Top Shop tragen.«
    »Hm. Und wie geht es Ihnen?«
    »Viel besser. Vielen Dank, Freya, für den Vorschlag, hierher zu kommen. Ich freue mich, dass Sie sich mit mir anfreunden wollen.« Sie sagte öfter solche Dinge, und irgendwie klangen sie bei ihr nicht aufgesetzt.
    Sharon Medcalf war vermutlich Ende vierzig, sehr groß, sehr schlank, mit sehr langem, gut geschnittenem blondem Haar, dessen diskrete Färbung ein Vermögen gekostet haben musste. Ihr Make-up sah aus, als sei es heute Morgen von einem Profi aufgetragen worden.
    »Ich bin seit Jahren nicht hier gewesen, und ich habe rasenden Hunger.«
    »Die Speisekarte steht auf der Tafel hinter der Bar.«
    »Ich weiß, und ich kann sie nicht lesen.« Sie hievte ihre Louis-Vuitton-Tasche hoch und holte ihr Brillenetui heraus.
    Dior? Chanel?
    Sharon setzte eine Yves-St.-Laurent-Brille auf und zog eine Grimasse. »Also gut, was essen wir?«
    Sie bestellten, und Freya ersetzte ihr leeres Wodkaglas durch Mineralwasser und lehnte sich zurück. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Simon Serraillers Namen ins Gespräch bringen sollte, aber das erwies sich dann als relativ einfach. Als ihre Vorspeise kam, sagte Sharon: »Sie wissen, dass nächsten Monat die Vorstandswahlen für den Chor sind und Peter Longley und Key nicht wieder kandidieren werden?«
    »Nein, um diese Sachen habe ich mich noch gar nicht gekümmert.«
    »Meriel hat Ihren Namen erwähnt. Sie möchte Sie im Vorstand.«
    »Wirklich? Ich bin doch gerade erst eingetreten.«
    »Ja, sie hat mich angerufen. Meriel ist eine erstaunliche Frau, kennt jeden und ist überaus geschickt darin, die Leute für ihre Pläne einzuspannen.«
    »Sie hat mich dazu eingespannt, sechs Schokoladentrüffeltorten für eine Hospizveranstaltung zu backen und ihr beim Frühlingsbasar zu helfen. Sie muss sehr dynamisch gewesen sein, als sie noch praktiziert hat.«
    »Die Leute sprechen immer noch mit gedämpfter Stimme von ihr, obwohl ich annehme, dass die Assistenzärzte zitterten, wenn sie mit ihr zusammen Visite machten. Sie ist die Art Mensch, der nie in Pension gehen sollte. Jetzt muss sie all diese Energie auf ihre Wohltätigkeitsorganisationen richten.«
    Der Hauptgang kam, Seeteufel in dicken, fleischigen Stücken, umgeben von einer Soße mit leichtem Currygeschmack, dazu große Schüsseln mit frischem Gemüse. Freya ging zur Bar und holte sich noch mehr Mineralwasser. Sie überlegte, ob Angela Randall mit dem Mann, dem sie all die teuren Geschenke gemacht hatte, je in einem Lokal wie diesem gewesen war; sie hoffte es, und dass sie für ihre Extravaganz etwas zurückbekommen hatte. Wie hatte sie ihn kennen gelernt? Wo war er jetzt? Freya war sich sicher, dass die Geschenke mit dem Verschwinden der Frau in Verbindung standen, hatte aber immer noch keine Spur. Debbie Parker, dachte sie, während sie die tiefblauen Flaschen auf den Tisch zwischen sie stellte, war mit ziemlicher Sicherheit nie im Fox and Goose gewesen, mit oder ohne ihre neuen Freunde aus Starly. Freya hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Debbie nicht sehr interessant fand.
    Sie setzte sich, goss sich ein Glas Wasser ein und sagte dann: »Die Serrailler-Familie ist ja das

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