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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Arbeit zu. Karin öffnete die Zeitschrift erneut.
    Ein Summer ertönte.
    »Würden Sie bitte hineingehen, Mrs McCafferty?«
    Karins Beine waren wie aus Gummi, und ihre Kehle war trocken. Es war genau wie beim Zahnarzt. Sie wollte nicht hineingehen. Sie wollte sich umdrehen und herauslaufen, solange sie noch konnte.
    Die Sprechstundenhilfe lächelte. Karin schaute die andere Patientin an. Was passiert? Wie ist es? Was macht er? Warum sind Sie hier? Wie geht es Ihnen wirklich? In ihrem Kopf überschlugen sich die Fragen.
    »Direkt dort durch die Tür. Dr. Groatman wartet.«
    O Gott, ich muss verrückt sein.
    Sie wünschte, Cat wäre mitgekommen. Langsam ging sie durch den Raum.

    Der Mann war stark verkrümmt und bewegte sich mit einem sichtbaren Humpeln. Er trug eine Beinschiene, und die eine Schulter war etwas höher als die andere. Sein Haar hatte die gleiche sandige Farbe wie das des Mannes, der durch das Wartezimmer gegangen war, doch es war zerzaust. Er trug einen weißen Kittel und stand bei der Untersuchungsliege. Der Raum war schwach erleuchtet, die Lamellen der Jalousien vor den Fenstern geschlossen. Es gab eine Spüle mit Wasserhahn. Einen nackten PVC-Boden. Sonst nichts.
    »Auf die Liege, bitte. Wie lautet der Name, den Sie benutzen?« Seine Stimme klang barsch und hatte einen leichten Akzent, den sie nicht einordnen konnte.
    »Karin.«
    »Bitte legen Sie sich hin.«
    Karin legte sich auf die Untersuchungsliege. Er stand über ihr und ließ seine Hände rasch über ihren Körper gleiten, ohne ihn zu berühren.
    »Sie haben Krebs. Ich fühle den Krebs in den Brüsten und den Drüsen und Metastasen im Magen. Bitte knöpfen Sie Ihre Bluse auf, aber ziehen Sie sie nicht aus, und ziehen Sie auch die andere Kleidung oder die Unterwäsche nicht aus.«
    Jetzt war der Akzent auf jeden Fall ausländisch, vielleicht deutsch oder holländisch. Während sie die Bluse aufknöpfte, sah er weg.
    »Ich werde das Geschwür hier in der Halsdrüse entfernen. Das ist der Stammtumor. Wenn wir den los sind, werden die anderen schrumpfen und verschwinden. Sie nähren sich von dem Stammtumor.«
    Alles in ihr wollte sich vor seinem Anblick verschließen. Er brauchte eine Rasur, obwohl seine Haut und die Hände sauber zu sein schienen. Er griff unter die Liege und zog ein Instrumententablett hervor. Sie hörte, wie ein Eimer verschoben wurde. Karin zwang sich hinzusehen, alles so genau wie möglich zu beobachten, sich sein Gesicht einzuprägen, seine Hände, seinen Körper. Er nahm ein Instrument vom Tablett und schien seine Hand darüber zu schließen.
    Dann streckte er sie zu ihrem Hals aus.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Schauen Sie sich Ihren Pulsschlag an, viel zu schnell, lächerlich. Beruhigen Sie sich. Ich mache Sie gesund. Der Tumor wird entfernt, Sie werden gesund, was gibt es da zu fürchten?«
    Dann bewegte sich die Hand schnell, und Karin spürte, dass er nach einer Hautfalte an ihrem Hals griff, weit unten, dann ein merkwürdiges Gefühl, als würde etwas über ihre Haut gezogen und sich die Hand in ihrem Hals drehen und bewegen. Er hatte die Augen halb geschlossen, aber sie wusste, dass ihm ihr beobachtender Blick nicht entging. Die drehende Bewegung verschärfte sich, Karin spürte einen stechenden Schmerz und einen Ruck.
    »Ah. Da ist er. Gut.«
    Seine Hand bewegte sich rasch von ihr weg und nach unten. Irgendetwas fiel in den Eimer zu seinen Füßen. Als seine Hand wieder hochkam, waren die Finger blutig. Jetzt schwebten seine Hände wieder über ihr, und er murmelte etwas, das wie ein beschwörendes Gebet klang.
    »Sie sind in Gottes Händen, Karin. In Sicherheit. Sie sind vollkommen gesund. Sie müssen sich ausruhen, und Sie sollten gut essen, hungern Sie nicht, verleugnen Sie Ihren Körper nicht. Geben Sie ihm, wonach er verlangt, wenn er es verlangt. Trinken Sie Wasser, viel Wasser. Ruhen Sie sich aus. Leben Sie wohl.«
    Er stand bewegungslos da. Karin blieb liegen, etwas benommen, etwas verwirrt, aber nach ein paar Sekunden schwang sie die Beine von der Liege und stand schwankend auf. Weder half ihr Dr. Groatman, noch sprach er mit ihr, und sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Sie meinte, in ihm den Mann in dem Sportsakko zu erkennen, der durch das Wartezimmer gegangen war, dass er seinen Körper verdreht, seinen Rücken und die Schulter ausgestopft, sein Haar zerzaust hatte – meinte es, war sich aber nicht sicher.
    Als sie die Hand auf den Knauf an der Tür

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