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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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gehörte sie zu ihnen. Sie fragte sich, warum sie so nervös gewesen war. Nur der junge Mann schaute weg. Das Medium hatte ihn nicht als neu vorgestellt, also musste er mit all dem hier vertraut sein. Was ist nur mit ihm?, dachte Iris. Eine Tragödie, der Verlust seiner jungen Frau? Auf jeden Fall etwas, wovon er sich noch nicht erholt hat.
    Das Licht wurde gedämpft, obwohl keiner einen Lichtschalter berührt hatte. Musste irgendein cleverer Mechanismus unter dem Tisch sein. Eine Stehlampe hinter Sheila Innis schien ein bisschen heller, wobei ihr Gesicht im Schatten blieb. Alle waren ganz still geworden.
    »Lasst uns die Köpfe senken und um den Segen für unseren heutigen Kreis bitten. Lasst uns unsere spirituellen Führer einladen, zu uns zu kommen, genau wie auch unsere geliebten Menschen von der anderen Seite. Lasst uns gleichzeitig alle verwirrten, heimtückischen oder boshaften Geister abwehren und sie auffordern, Führung und Frieden in anderen Sphären zu suchen.«
    Es war wie ein Gebet, aber nicht ganz dasselbe. Iris schloss die Augen, faltete die Hände und stellte sich vor, in der Kirche zu sein, sah den Altar und das Kreuz. Dann versuchte sie sich Harry vorzustellen, aber es gelang ihr nicht. Rasch öffnete sie wieder die Augen. Gebeugte Köpfe, Hände auf dem Tisch gefaltet. Die Lampe, die auf das Medium schien. Die Stille im Zimmer. Ihr Herz begann zu hämmern. Sie sah zu Sheila Innis, deren Gesicht starr und ausdruckslos war, die Augen geschlossen, der Kopf leicht nach hinten geneigt. Niemand sprach. Nichts bewegte sich. Aus dem Augenwinkel sah sie die Ledereinfassung an Jim Williams’ Sportjackett.
    »Ich habe jemanden bei mir … eine junge Frau, eine sehr attraktive junge Frau. Sie trägt ein ungewöhnliches Armband … ich kann es nicht genau erkennen … komm näher, Liebes, zeig mir das Armband … danke, jetzt hält sie es hoch. Es ist aus Silber … und in Form einer Schlange … der Kopf und die Schwanzspitze kommen an ihrem Handgelenk zusammen, aber nicht ganz. So etwas habe ich noch nie gesehen. Kennt irgendjemand …?«
    »Das ist Carol. Meine Carol hatte so ein Armband, sie hat es vom Urlaub aus Bali mitgebracht, kurz bevor sie getötet wurde, es war ihr letzter Urlaub. Sagt sie irgendwas? Sieht sie aus, als ginge es ihr gut?«
    »Kannst du lauter sprechen …? Bist du Carol? Jetzt nickt sie und lacht und hält das Armband hoch. Und jetzt malt sie etwas in die Luft … lacht immer noch … will uns necken, glaube ich … sie macht große Kreise mit ihrem Arm. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll … sie sagt, dass Sie … ja, dass Sie sie mit zum Jahrmarkt genommen haben. Kerry war dabei …«
    »Kenny … ihr Bruder Kenny. Ja, das stimmt, wir sind alle zusammen auf den Jahrmarkt gegangen, und sie ist mit dem Riesenrad gefahren. Das ist Carol!«
    Iris sah zu der Frau ihr gegenüber. Sie lächelte und weinte gleichzeitig, wischte sich die Augen mit einem Papiertaschentuch, das ihr jemand gereicht hatte, verschmierte damit die Wimperntusche über ihre Wangen.
    Das Gesicht des Mediums hatte sich nicht verändert, doch jetzt hatte ihre Stimme einen seltsamen, ausdruckslosen Ton angenommen, wie von jemandem, der im Schlaf spricht. Iris fragte sich, ob Harry kommen würde – ob er sich bei all diesen Menschen hier zeigen würde. Er war schüchtern gewesen, hatte sich unter Fremden nicht wohl gefühlt. Vielleicht würde er sich lieber nicht mit ihr in Verbindung setzen.
    Die Person zu ihrer Rechten griff plötzlich nach Iris’ Hand. Die Frau starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Sheila Innis, klammerte sich aber an Iris. Etwas, das Iris sich nie vorgestellt oder für möglich gehalten hatte, passierte da, etwas, das sie nicht verstand und später nie würde beschreiben oder erklären können. Sie hatte schon einmal davon gehört, es aber als Witz abgetan. Als sie jetzt das Medium ansah, erkannte sie, dass es kein Witz war.
    Sheila Innis war nicht mehr Sheila Innis. Ihr Gesicht veränderte sich, während Iris hinschaute. Statt der blassen Frau mittleren Alters, die aussah, als schlafe sie, wurde das Gesicht älter und sank um den Mund herum ein, die Nase wirkte größer, die Wangen sackten ab, das Kinn trat stärker hervor. Das Gesicht einer sehr alten Frau, die Brauen gerunzelt und unfreundlich, mit einem boshaften Starren aus durchdringenden dunklen Augen. Iris packte ihrerseits die Hand ihrer Nachbarin.
    »Jemand hat mich umgebracht. Ich wurde umgebracht. Ich wurde

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