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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Ohne das können wir den Fällen einfach keine hohe Priorität mehr geben. Das wissen Sie. Wir haben schon sehr viel investiert.«
    »Angenommen, die Frauen sind ermordet worden?«
    »Aber wir haben keinen Grund zu dieser Annahme.«
    »Irgendwas ist passiert. Sie sind nicht freiwillig verschwunden. Das weiß ich eben. Genauso wenig wie der Mountainbiker und, in diesem Zusammenhang, Jim Williams’ Hund.«
    »Ich denke, den Hund lassen wir mal raus.«
    »Da ist etwas … Ich weiß, dass da etwas ist.« Mit der Rückseite ihres Teelöffels zerbröckelte sie einen Zuckerwürfel auf der Tischdecke. »Kommen Sie, da stimmen Sie mir doch zu, oder?«
    Simon schüttelte den Kopf. »Mag sein. Aber wie stark Ihr und mein instinktives Gefühl auch sein mag, es …«
    »… rechtfertigt keine weiteren Ressourcen. Gott, wie ich das Wort hasse.«
    »Was – Ressourcen?«
    »Warum sagen wir nicht alle, was wir meinen, nämlich Geld? Letztlich geht es doch nur um Geld. Das Leben von Menschen reduziert sich auf Geld.«
    »Nein. Beim ersten noch so kleinen Beweis, dass auch nur einem dieser Vermissten etwas zugestoßen ist, wird das Ganze sofort wieder hochgestuft, und wir legen alles rein, was wir haben.«
    »Dann sollte ich schauen, dass ich den finde.«
    Der Kellner fegte ostentativ nicht vorhandene Krümel vom nächsten Tisch.
    »Gott, wir sind die Letzten. Wie spät ist es?«
    Simon lachte. »Zwanzig nach zwölf.«
    Freya griff nach ihrer Handtasche, aber er war bereits aufgestanden; Giovanni kam auf ihn zu und reichte ihm die Rechnung. Die ganze Angelegenheit wurde rasch und ohne Aufhebens erledigt. Das hat er schon oft gemacht. Er war schon oft hier. Mit wem? Wann? Wie viele …?
    Hör auf. Es spielt keine Rolle. Du bist hier, das ist das Jetzt.
    »Ich bringe Sie zum Taxistand am Marktplatz.«
    »Nein, das ist ja nicht weit, und Sie sind beinahe vor Ihrer Haustür.«
    Sie traten hinaus auf die schmale Gasse und hörten, wie fast sofort die Restauranttür hinter ihnen verriegelt wurde.
    »Ich glaube, wir haben die Gastfreundschaft ein wenig überstrapaziert«, sagte Freya. »Hören Sie, von hier aus kann ich gut alleine gehen.«
    »Nicht um diese Nachtzeit, nicht mal in Lafferton.«
    »Ich bin in ziemlich finsteren Gegenden Londons Streife gegangen.«
    »Vergessen Sie, dass Sie Polizistin sind. Betrachten Sie sich als junge, attraktive und daher verletzliche Frau.«
    Das ist das Jetzt. Das ist der Anfang. Das ist alles.
    Sie erreichten den leeren Marktplatz. Am Taxistand auf der anderen Seite warteten zwei Taxis, beide leer, aber als sie näher kamen, tauchte ein Fahrer auf.
    »Wie aus dem Nichts«, sagte Simon. »Die verstecken sich zum Wärmen in Löchern im Boden.«
    Von der anderen Seite des Platzes kam ein Windstoß. Freya zog den Paschminaschal enger um ihren Hals.
    Und dann war es vorbei, der Motor wurde angelassen, Simon öffnete die Taxitür und schloss sie so rasch hinter ihr, dass sie sich immer noch murmelnd bedankte, als das Taxi bereits fuhr. Sie schaute zurück und sah, wie Simon kurz die Hand hob und dann in Richtung Kathedrale und seiner Wohnung verschwand. Mit einem schmerzhaften Ruck landete sie wieder auf der Erde, auf dem Rücksitz des Taxis, das nach Leder und abgestandenem Rauch roch. Simon hatte keine Anstalten gemacht, sie auf die Wange zu küssen, ihre Schulter zu berühren, irgendetwas anderes zu tun, als wieder zu lächeln, sich zu verabschieden und sie ins Taxi zu setzen. Aber diese Reaktion hielt nur an, bis sie ihr Haus betrat und das Licht anschaltete. Es war immer noch angenehm warm. Sie setzte sich aufs Sofa und ging jeden Augenblick des Abends durch, jedes Wort, das er gesagt, jeden Blick, den er ihr zugeworfen hatte, jede Nuance von allem, und als sie sich ins Bett legte, konnte sie nicht einschlafen und führte sich alles erneut vor Augen.

    Erst am nächsten Morgen fiel ihr der Abend ein, als sie in dem dunklen Hof vor seinem Haus gestanden und ihn mit der kleinen Frau im Trenchcoat hatte kommen sehen, wie er sie, mit dem Arm um ihre Schultern, zu ihrem Auto geführt hatte.
    Giovanni, dachte sie sofort, sie waren bei Giovanni gewesen.

    Sie ging die ganze Strecke bis zum Revier zu Fuß. Das dauerte vierzig Minuten, und der Wind war so bitterkalt, dass Freya ihr Gesicht kaum mehr spürte, als sie zur Tür hereinkam. DC Nathan Coates kam ihr schnell durchs Büro entgegen, sobald er sie sah.
    »Dachte, Sie kämen nie mehr, Sarge.«
    »Was ist passiert?«
    »Eine ältere Frau wird vermisst.

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