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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Pflege.«
    »Haben Sie sie weggehen sehen?«
    »Nein, ich war im Bad. Ich habe das Zuschlagen der Haustür gehört und ihre Schritte beim Vorbeigehen … mehr nicht. Ich hab mir nicht viel dabei gedacht, nur dass sie nichts davon erwähnt hatte, ausgehen zu wollen, aber wir hocken, wie gesagt, auch nicht ständig aufeinander.«
    »Sie haben also keine Ahnung, wohin sie wollte?«
    Pauline hatte eine Ahnung, wollte das aber nicht erwähnen. War Iris zu dem Medium gegangen? Iris war enttäuscht gewesen, dass Harry »nicht durchgedrungen« war. Hatte sie einen weiteren Versuch unternommen? Tja, das war ihre Privatsache, darüber würde Pauline nicht reden. Es kam ihr falsch vor, es ohne Iris’ Einwilligung gegenüber zwei Fremden zu erwähnen, selbst wenn sie von der Polizei waren, und Pauline konnte sich nicht vorstellen, dass es eine Rolle spielte. Doch sie behielt den Gedanken im Kopf. Vielleicht später, falls Iris nicht zurückkam. Aber sie würde zurückkommen, natürlich würde sie das.
    »Wie ist es ihr in letzter Zeit gegangen? War sie immer noch deprimiert über den Tod ihres Mannes?«
    Aufmerksam musterte Pauline den jungen Mann. Er hatte ein Gesicht, das nur eine Mutter lieben konnte. »Ich glaube nicht, dass das der richtige Ausdruck ist, wissen Sie«, sagte sie mit fester Stimme. »Es wird zu viel über Depression geredet. Sie hatte einen Trauerfall, ihr Mann, mit dem sie vierzig Jahre verheiratet war, ist gestorben. Sie war nicht depressiv, das ist man nicht, man trauert, man ist unendlich traurig, aber das ist normal, nicht wahr? Wenn man das nicht wäre, was wäre man dann für ein Mensch? Aber nicht depressiv in dem Sinne, dass man Tabletten nehmen muss.«
    »Tut mir Leid, meine Liebe.« Er mochte zwar ein hässliches Gesicht haben, hatte aber ein gewinnendes Lächeln. Pauline stand auf. »Ich mache uns eine Kanne Tee, ja?«
    »Dachte, Sie würden nie fragen. Ich helfe Ihnen.«
    Freya lächelte, blieb aber im Wohnzimmer. Nathan konnte mit seinem Charme ebenso Vögel von den Bäumen locken wie die Damen zum Teekochen bewegen, und das half ihm immer, kleine Dinge herauszufinden, die »vergessen« worden waren.
    Sie sah sich in Pauline Moss’ Wohnzimmer um. Schade, dass der Originalkamin herausgerissen und durch einen scheußlichen Elektroheizofen ersetzt worden war. Das Fenster musste früher einen Holzrahmen gehabt haben, jetzt war es eine doppelt verglaste Monstrosität aus Aluminium.
    Aus der Küche hörte sie Lachen und das Klappern von Geschirr.
    Zu der Kanne Tee gab es selbst gebackene Scones und Ingwerplätzchen, alles auf einem riesigen Tablett von einem lächelnden Nathan hereingetragen. Freya verdrehte die Augen, aber er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Also hatte er bei seiner Plauderei mit Mrs Moss etwas Brauchbares herausgefunden. Freya ließ ihm Zeit damit, bis der Tee eingeschenkt, die Scones gebuttert und Nathan sich darauf gestürzt hatte, als wäre er beim Frühstück zu kurz gekommen und wolle für den Lunch schon mal vorbeugen.
    Freya aß ein Scone und redete ganz allgemein über die Veränderungen in diesen heimeligen Straßen und wie das Leben noch vor dreißig Jahren gewesen war, als Pauline Moss mit ihrem Mann und den beiden kleinen Söhnen hier einzog, über Nachbarschaftlichkeit und deren Verfall, arbeitende Frauen und die Einsamkeit derer, die zurückgelassen wurden, pensioniert und nicht mehr am Geschehen beteiligt.
    »Wir haben viel Glück gehabt, Iris und ich«, sagte Pauline Moss, »wir hatten dieselben Häuser, dieselben Straßen, dieselben Läden und einander … das hilft, wissen Sie, wenn man plötzlich allein ist, dass manche Dinge dieselben bleiben. Man verlässt sich darauf. Ich hab das getan, und Iris genauso. Mir tun diejenigen Leid, die allein sind, ohne zu wissen, wer nebenan wohnt, wo alles anders ist, oder die vom Gemeinderat gezwungen werden, woanders hinzuziehen. Was hier Gott sei Dank nicht passiert ist, aber in Bevham haben sie so viele rausgeworfen, als all diese Umbauten vorgenommen wurden, und daran sind eine Menge alter Menschen gestorben.« Sie plauderte munter weiter, drängte Nathan gelegentlich eine weitere Tasse Tee auf, noch ein Scone, noch ein Plätzchen. Freya wartete.
    Vor dem Fenster hing ein Meisenknödel, an dem Blaumeisen mit kleinen, raschen Bewegungen und glänzenden, wachsamen Augen pickten, bevor sie wieder davonflatterten. Der Garten war gut gepflegt, und es gab einen Steingarten mit einem kleinen Wasserfall, der in ein Becken

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