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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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vorkam. Sie hatte sich benommen gefühlt, was, wie Cat sagte, eine normale Reaktion auf die Behandlung sein konnte. Sie war leicht desorientiert gewesen und deshalb in Panik geraten. Anblicke, Geräusche, Vorgänge, die ganz normal waren, hatten sich verzerrt. Das war alles. Aidan Sharpe hatte sie nach Hause gefahren und dafür gesorgt, dass sie sicher ins Bett kam. Sie erinnerte sich an gar nichts davon, aber das musste nicht heißen, dass sie bewusstlos gewesen war, nur in einem benebelten Zustand oder unter leichtem Schock. Sie hatte Krebs, hatte deswegen eine stressreiche Woche hinter sich – war es da ein Wunder, dass sie so heftig reagiert hatte? Vermutlich hätte er sich mit Cat in Verbindung setzen sollen, aber es war lange nach ihrer Sprechstunde, und er hatte eindeutig alles überprüft und war nicht zu besorgt gewesen, Karin allein zu lassen. Er war gewissenhaft, er hatte einen guten Ruf, und Cat hielt viel von ihm.
    Karin ließ sich zurücksinken und griff nach dem Roman, den sie kaum zu lesen begonnen hatte, bevor sie am Abend zuvor eingeschlafen war. Ein Sonnenstrahl fiel durch die hübschen Vorhänge des Gästezimmers, und sie hörte Sam und Hannah unten lachen. Das Leben kam ihr sehr gut vor. Leben war das, was sie sich verzweifelt wünschte, mehr von diesem gewöhnlichen, wenig bemerkenswerten, wundersamen Leben, jede Menge davon. Mut und Optimismus sprudelten in ihr hoch.

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    W o sind Sie?«
    »Hi, Sarge. Das Übliche – hängen nur rum.«
    »Noch nichts passiert?«
    »Nee. Schätze, jemand hat Wind von uns bekommen.«
    »Wer ist bei Ihnen?«
    »Dave Green, aber der ist gerade pinkeln. Hätt ja auch gern ’ne Tasse Tee, aber solchen Luxus wie Eckläden gibt’s in Meadow View nicht.«
    »Nur Eckdealer.«
    »Sind auch keine von denen nicht da.«
    »Das ist eine doppelte Verneinung, Nathan.«
    »Was ist los?«
    »Vergessen Sie’s. Hier ist es wie im Leichenschauhaus.«
    »Die sind alle irgendwo hier draußen. Wie’s heißt, ist für später eine Razzia im Calden-Gewerbegebiet geplant. Mal sehen, ob ich da hinkann. Hier nippeln uns die Gehirnzellen ab.«
    »Ihre was?«
    »Haha. Sie klingen, als hätten Sie Ihren Drink mit der Fliege überlebt, Sarge.«
    »Wenn Emma Ja sagt, lade ich Sie beide in den Embassy Room ein. Toller Schuppen.«
    »Ich nehm Sie beim Wort.«
    »Wieso, hat sie Ja gesagt?«
    »Sie kommt erst später zurück, aber daran ist nichts mehr zu rütteln, verstehen Sie.«
    »Nathan, hören Sie zu – die Fliege. Er trug eine Mondphasenuhr.«
    »Sieh an. Angela Randall. Könnte Zufall sein.«
    »Könnte.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein. Nichts Konkretes.«
    »Tja, das ist das ganze Problem mit diesen vermissten Frauen, nicht? Muss los, Sarge, da tut sich was. Bis dann.«
    Das Gespräch wurde beendet.

    Freya ging hinunter in die Kantine. Vier Uniformierte saßen zusammen beim Frühstück, sonst war keiner da. Sie holte sich Kaffee und eine Banane und setzte sich an einen Fenstertisch.
    Aidan Sharpe war aufs Revier gekommen, aus heiterem Himmel, um zu berichten, dass Debbie Parker seine Patientin gewesen war, obwohl er das bis dato vergessen hatte. Warum hatte er es vergessen? Und wenn die Uhr ein Geschenk von Angela Randall war, woher kannte er sie? Auch als Patientin? Wenn ja, warum hatte er das nicht gesagt? Warum war ihm zu ihrem Namen nichts eingefallen?
    Sie würde Nathan zu ihm schicken. Wenn es da irgendetwas gab, würde er sich dahinterklemmen. Nathan hatte einen guten Instinkt, empfing dieselben Schwingungen wie sie, deswegen arbeiteten sie auch so gut zusammen. Aber ehrlich gesagt, dachte sie und warf die Bananenschale in den Mülleimer, das ist nichts als das Greifen nach einem Strohhalm.

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    E r hatte kaum geschlafen und fuhr um sechs zum Gewerbegebiet hinaus. Am Morgen hatte er in den Spiegel gesehen und zum ersten Mal Furcht und Unsicherheit in seinem Gesicht entdeckt. Er hatte zugelassen, dass Dinge passierten, die nicht hätten passieren dürfen, war unvorsichtig gewesen, impulsiv, nachlässig. Das Verlangen, Karin McCafferty zu töten, hatte sich kaum bezwingen lassen. Noch nie hatte ihn dieser Drang in solcher Form überkommen, ungebeten und willkürlich, und jetzt war er entsetzt darüber, wie stark der Drang gewesen war. Irrational und ohne jedes Motiv. Er brauchte Karin McCafferty nicht, obwohl möglicherweise ihr Zustand von marginalem Interesse hätte sein können. Ihm lagen die Berichte vor, und er hätte der Erste sein können, der das Ausmaß des Tumors

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