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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Hinweise auf andere Broschüren und Bücher verfolgt, und Sandy hatte ihren Computer angelassen, damit Debbie weitere Informationen im Internet heraussuchen konnte. Einiges davon klang ziemlich abgedreht, aber manche Dinge faszinierten sie so, dass sie bis spät in die Nacht weiterlas und danach voller Fragen wach lag, die Prinzipien auf sich selbst anzuwenden versuchte. Dava würde ihr so vieles erklären können, ihr die Richtung weisen, ihre Fragen beantworten, und wann immer sie die blaue Karte betrachtete, spürte sie eine Ruhe und tiefe Gewissheit, dass dies der Leitstern war, dem sie folgen musste, dass er dazu bestimmt war, zu ihr zu sprechen. Trotzdem, angesichts der sich öffnenden Bustüren und der Metallstufen, die sie hinaufsteigen musste, wurde Debbie von solcher Angst ergriffen, dass sie sich ducken und wegrennen wollte, zurück durch die Straßen in die Sicherheit ihres Zuhauses und ihres dunklen Zimmers, ihres Bettes.
    »Na los, junge Frau, Sie halten den ganzen Betrieb auf.«
    Der Fahrer wartete, klopfte mit einer Münze auf den Ticketkasten. Sie blickte sich um. Hinter ihr drängten sich ein halbes Dutzend Menschen.
    »Starly und Starly Tor über Dimper, Harnham, Brandby, Lockerton Wood, Little Lockerton, Fretfield, Shrimfield und Up Starly. Viel Auswahl, Sie brauchen sich nur zu entscheiden.«
    Jemand schubste sie von hinten, und um nicht zu fallen, setzte Debbie ihren Fuß auf die Busstufe.
    »Na, Gott sei Dank. Wohin?«
    Sie schluckte, in ihrer Kehle steckte ein harter, trockener Kloß, der ihr das Sprechen und Atmen schwer machte.
    »Starly.«
    »Einfach oder haben Sie vor, wieder heimzufahren?«
    »Hin und zurück, bitte.« Der Kloß löste sich auf, aber ihre Finger zitterten, als sie die Fahrkarte in Empfang nahm.

    Sie hatte vergessen, wie schön die Landschaft hier war, selbst im Januar, wie sich die Hügel einer hinter den anderen reihten, mit kleinen Wäldchen dazwischen und Bächen am Fuße der Hügel, mit seidig grauen Bändern von Trockensteinmauern, verstreuten Schafen, als seien sie ganz zufällig auf die Weiden geworfen worden wie Konfetti. Über den Feldern hing eine tief stehende, gelbliche Sonne, und das Licht war wunderbar, weich und klar, ließ ein Stalldach, eine Eichenkrone, ein Holztor hervortreten oder legte sich plötzlich schräg über eine offene Wiese. Einmal sah Debbie eine Jagdgesellschaft vorbeireiten, Pferde sprangen über eine lange, niedrige Hecke, rote Jacken und schwarze Hüte und Mähnen und Schweife ergossen sich hinüber und verschwanden.
    All das zu sehen hob ihre Stimmung und beruhigte sie. Sie musste öfter hier herauskommen, überall hinfahren, sich alles anschauen, friedvoll und eingehüllt in den warmen Bus. Ihr düsterer Abscheu vor sich selbst, ihr unansehnliches Gesicht und übergewichtiger Körper schienen in Lafferton zurückgeblieben zu sein. Jetzt war sie jemand anders, oder niemand anders, zufrieden, sorglos, sogar glücklich, in einer angenehmen, genussvollen Trance.
    Es machte ihr nichts aus, dass der Bus so langsam und über Umwege fuhr, das Anhalten und Weiterfahren gefielen ihr und hielten sie gefahrlos von sich fern. In ihrer Tasche steckte die blaue Karte, ein Talisman, ein Versprechen und, im Moment, nichts, vor dem man sich fürchten musste. Was vor ihr lag, war da, was geschehen würde, würde geschehen, und alles sollte so sein.
    Durch das Busfenster schien die Sonne warm auf Debbies Wange. Ein Reiher flog mit langen, herabbaumelnden Beinen über ein Feld zu einem Bach und stand dann da, aufgerichtet, elegant, unheimlich still. Ein Hase hoppelte plötzlich einen Abhang hinauf und außer Sichtweite. Sie döste fast ein.

    »Starly … Starly … Bitte alles aussteigen.« Sie schreckte hoch und konnte sich im ersten Moment nicht erinnern, warum sie mit verkrampften Beinen und steifem Hals in einem sich leerenden Bus saß.
    »Spät ins Bett gekommen, was?«
    Sie stand auf dem Bürgersteig und sah dem Bus nach, der wendete und auf der anderen Seite an der Haltestelle stehen blieb. Der Motor wurde abgeschaltet, und der Fahrer stieg aus.
    Alles wurde still. Die anderen Fahrgäste waren verschwunden, und an einem Dienstagvormittag im Winter wimmelte es nicht gerade vor Menschen in Starly.
    Der kleine Ort lag an zwei steilen Abhängen, die gemeinsam ein T bildeten, mit der Haupteinkaufsstraße am längeren Ende. Die Häuser waren klein, alle in einem Stück, nackter Stein mit Schindeldächern, ein paar weiß und rosa angestrichene Cottages

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