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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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aus dem achtzehnten Jahrhundert, ähnlich wie im älteren Teil Laffertons. Debbie sah sich um. Auf der anderen Straßenseite war die Grundschule von Starly, neben einem kleinen Parkplatz, der fast leer war. Baptistenkapelle, Bank. Post. Buchhandlung und Schreibwarenladen.
    Langsam ging sie daran vorbei. Als Nächstes kam ein kleiner Gemischtwarenladen, dann ein Metzger. Alles ganz normale Geschäfte. Zur T-Kreuzung hin führte die Straße noch steiler bergab, und Debbie erkannte sofort, dass alles, was Starly zum Zentrum von New-Age-Interessen machte, hier versammelt war. In jedem Haus befand sich entweder ein Laden oder eine Art Zentrum … Fengshui. Kristalle. Vegetarische, Vegan- und Vollwertkost. Kräuterkundler. Das New-Age-Bücherzentrum. Das Starly-Gemeindezentrum … indische Saris und indianische Stammesperlen, Kerzen, Räucherstäbchen, Windharfen, Glockenspiele, alternative Heilmittel, Kosmetika ohne Tierversuche, ökologisch abbaubare Waschmittel, Recyclingtonnen. Dazwischen Türen mit Schildern von Heilern, Kräuterkundlern und Spiritisten.
    Nur wenige Menschen waren unterwegs, die Geschäfte waren leer. Debbie betrat einige. Sie rochen nach Räucherstäbchen und Staub, und ihre Schritte hallten auf den Holzböden wider. Hinter einem Ladentisch saß ein strickendes Mädchen. Eine Frau sprach mit einer anderen über eine homöopathische Tierklinik. Debbie hatte erwartet, alles hier aufregend zu finden, aber es wirkte nur traurig und heruntergekommen. Die Schilder waren verknickt, und die Waren sahen verstaubt aus, alles wirkte niedergedrückt.
    Debbie fand ein kleines Biocafé mit Tischen und Stühlen aus Fichtenholz und einem Anschlagbrett, an dem Karten von Therapeuten und Handzettel für Veranstaltungen hingen. Es gab nur koffeinfreien Kaffee oder Kräutertee, also bestellte sie Kaffee und einen harten Haferflockenkeks. Der Kaffee schmeckte seltsam, und das Mädchen, das ihn brachte, war erkältet.
    Debbie saß unter dem Anschlagbrett. Das Blau von Davas Karte stach unter den anderen hervor. Debbie starrte es an. Sofort tat die Farbe ihre Wunderwirkung, hob Debbies Laune und die trübe Atmosphäre des Cafés, erfüllte Debbie wieder mit Erregung. Sie hatte keine Ahnung, wieso eine Farbe und der Druck auf einem kleinen Stück Karton wie eine Stimme wirken konnten, die direkt und persönlich zu etwas tief in ihrem Inneren sprach.
    »Könnten Sie mir bitte sagen, wo das ist?« Sie zeigte auf die Karte.
    »Was steht da drauf?«
    »›Der Zufluchtsort, Pilgrim Street.‹«
    »Ach ja, die kleine Seitenstraße, die hinter dieser verläuft, neben dem Kerzenladen.«
    »Danke. Man findet sich nicht so leicht zurecht an einem Ort, den man nicht kennt.«
    »Stimmt.«
    »Ich glaube, ich nehme noch einen Kaffee. Mein Termin ist erst um zwölf.«
    Sie wollte dem Mädchen alles darüber erzählen, über sich sprechen, ihr Dinge erzählen, die sie noch nie jemandem erzählt hatte. Das Mädchen zog den Kaffeebecher zu sich heran, löffelte braunes Pulver hinein und seufzte. Der Wasserkocher gurgelte, während er sich aufheizte.
    Mit der Zunge pulte Debbie ein Stück Keks aus ihren Zähnen und sagte schließlich doch nichts.

    Sie war viel zu früh dran, ging auf der einen Seite der Straße bis zum Ende hinauf, fand aber nichts, was Davas spirituellen Zufluchtsort ankündigte.
    Ihre Wadenmuskeln schmerzten, als sie die Straße überquerte und langsam auf der Gegenseite zurückging. Etwa in der Mitte entdeckte sie plötzlich das Blau – ihr Blau, wie sie es jetzt bezeichnete, ein Stückchen davon, das in der düsteren Straße zu leuchten schien. Es war in die Wand eines Cottages eingelassen, das sich ansonsten in keiner Weise von dem Rest abhob. »Dava«. Mit demselben goldenen Sternenstaub. Aber es war noch nicht einmal zwanzig vor zwölf; sie wollte nicht zu eifrig erscheinen.
    Als sie zweimal durch all die steilen Straßen gewandert war, fühlte sie sich müde. Ein schwacher Geruch nach Patschuli oder Moschusräucherstäbchen drang aus einer der Türen. Es war kalt.
    Hätte sie die blaue Karte nicht in der Tasche gehabt, dann hätte Debbie Parker geweint, wäre zurück zur Bushaltestelle geflohen und in die Sicherheit ihres Schlafzimmers in Lafferton. Aber sie hatte die Karte.

    Fünf vor zwölf drückte sie auf die Klingel unter dem blauen Schild.
    Nichts war zu hören, und niemand öffnete. Ein plötzlicher kalter Wind fegte die Straße hinunter. Sie versuchte, die Tür aufzudrücken, aber sie war verschlossen.

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