Hill, Susan
einen Inhalator. Achten Sie darauf, ihn immer bei sich zu haben, in der Handtasche, neben dem Bett. Sie werden vielleicht nie wieder einen Asthmaanfall bekommen, aber selbst ein einziger muss als Warnung verstanden werden. Also tragen Sie ihn immer bei sich. Wenn wir hier fertig sind, warten Sie hinten noch kurz, dann gibt die Sprechstundenhilfe Ihnen eine Einführung. Sie zeigt Ihnen, wie man den Inhalator richtig benutzt – das ist nicht schwierig, aber es ist ein Trick dabei.«
»Gut. Danke.« Debbie stand auf.
»Nein, Debbie, gehen Sie noch nicht. Ich möchte mit Ihnen über diesen Menschen sprechen, den Sie in Starly aufgesucht haben.«
»Oh.«
»Ich bin nicht wie manche Ärzte, die jede Art von alternativer Behandlung ablehnen. Ich schicke Patienten zur Akupunktur und zum Osteopathen und bin auch für gewisse andere Therapieformen offen. Aber es gibt viele Scharlatane, und die ganze Sache läuft völlig unreguliert, wissen Sie. Es ist nicht so, dass sie, wenn sie einem auch nicht viel Gutes tun, keinen Schaden anrichten können. Das können sie sehr wohl. Ich bin sehr darum besorgt, meine Patienten zu schützen. Sie waren deprimiert, und das kann einen sehr verletzlich machen. Also, bei wem waren Sie?«
Debbie war sich unsicher, wie viel sie verraten sollte. Sie vertraute Dava, er war wunderbar, hatte mit ihr gesprochen wie noch nie jemand zuvor, aber angesichts Dr. Deerborns Fragen kam sie sich töricht vor.
»Er … er war wirklich gut, Dr. Deerborn. Es war eigentlich nur ein Gespräch.«
»Gespräche sind nicht immer harmlos. Außerdem hat er Ihnen die Tabletten und die Salbe geschickt. Ich habe die Sachen mitgenommen, hat Ihre Mitbewohnerin es Ihnen gesagt? Ich lasse sie analysieren. Was hat er gemacht?«
»Es war nur ein Gespräch, wie ich schon sagte.«
»So wie das hier?«
»In etwa …«
Debbie dachte nicht daran, ihr von der Couch und von dem seltsamen Gefühl zu erzählen, sich außerhalb ihrer selbst und der Wirklichkeit zu befinden, dem schwebenden Gefühl und dem Eindruck, von etwas Außergewöhnlichem berührt worden zu sein.
»Wären Sie bereit, mir seinen Namen zu nennen?«
»Was wollen Sie unternehmen? Ich beschwere mich ja nicht, oder?«
»Natürlich nicht. Und ich kann gar nichts unternehmen, selbst wenn ich wollte. Aber wie schon gesagt, ich habe die Pflicht, meine Patienten zu schützen.«
»Er heißt Dava.«
»Und wie noch?«
Debbie zuckte die Schultern.
»Hat er Ihnen ärztliche Ratschläge gegeben?«
»Nein. Er hat viel von spirituellen Dingen geredet. Meine Psyche. Er sagte, ich müsse … im Einklang mit dem Universum sein. Ich solle viel an der frischen Luft spazieren gehen. Er sagte, das sei gut für meine Haut.«
»Schaden kann es jedenfalls nicht.«
»Und Ernährung. Er hat mir einen Diätplan gegeben.«
»Aha.«
»Ich soll Vollwertkost essen … Körner und Obst und Gemüse, kein Fleisch, keine Milchprodukte.«
»Viel Soja?«
»Woher wissen Sie das?«
Dr. Deerborn lächelte. »Die meisten scheinen viel von Soja zu halten.«
»Ist das schlecht?«
»Nein. Aber manche Menschen sind allergisch dagegen.«
»Also kann ich sie einhalten? Die Diät?«
»Ja. Sorgen Sie nur dafür, dass Sie genügend Proteine bekommen … Fisch oder Eier. Obst und Gemüse und Körner sind gut, und gönnen Sie sich von Zeit zu Zeit mal etwas. Es ist wichtig, nicht zu streng mit sich zu sein. In dieser Hinsicht sind Sie auch verletzlich, Debbie, da Sie depressiv waren. Also trinken Sie mal einen Cappuccino oder ein Glas Wein und essen Sie ab und zu ein ordentliches Stück Schokolade. Seien Sie nicht zu hart zu sich.«
»In Ordnung. Danke. Ist das alles?«
»Ja, das ist alles. Ende der Lektion.«
Debbie drehte sich um, den Türknauf schon in der Hand. »Er hat mir ein wunderbares Gefühl gegeben. Verstehen Sie? Er hat mir geholfen, alles anders zu sehen. Jemand wie ihm bin ich noch nie zuvor begegnet.«
Nachdem Debbie zur Sprechstundenhilfe gegangen war, kritzelte Cat Deerborn eine Zeit lang auf ihrem Notizblock herum und ließ sich das, was das Mädchen erzählt hatte, durch den Kopf gehen. Dava. Der Name klang unecht und bedeutete nichts, und es war affektiert, keinen Nachnamen zu nennen. Die Ratschläge, die Debbie erhalten hatte, wirkten eigentlich nicht verkehrt, obwohl sie das auch einer Reihe von Zeitschriften hätte entnehmen können, oder zumindest harmlos. Ein, zwei Bemerkungen von Debbie hatten noch auf etwas anderes hingedeutet, einen Hokuspokus der
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