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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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ist es.«
    »Gut. Jetzt werden wir zunächst genauso sitzen bleiben. Ich werde keine Vorhänge zuziehen oder Kerzen anzünden oder sonst was in der Art. Ich arbeite auch nicht mit einem spirituellen Führer, wie manche Medien oder Hellseher es tun. Ich würde das nicht hilfreich finden. Ich benutze keine Tarotkarten oder Kristallkugeln. Ich hypnotisiere Sie nicht oder versetze Sie in Trance, und ich versetze mich bei individuellen Sitzungen auch nicht selbst in Trance. Aber ich werde die Augen schließen, um mich besser konzentrieren zu können. Ich werde Sie bitten, Fragen zu beantworten, aber nur diese Fragen … Es ist besser, wenn mir keine Stichworte gegeben werden. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass möglicherweise nichts passiert. Es kann sein, dass sich niemand von der anderen Seite zeigt, niemand durch mich Kontakt mit Ihnen aufnehmen will. Das ist durchaus möglich, allerdings eher selten, und wenn es enttäuschend ist, kann ich es verstehen, aber ich kann wirklich nichts dagegen tun. Ich denke mir nichts aus. Das würde ich nie. Wenn jemand – oder mehrere Personen – mit mir sprechen, in Kontakt zu treten versuchen und wenn sie eine Botschaft für Sie haben, höre ich sie und kann sie für gewöhnlich auch sehen … wie eine Art Bild, das mir in den Sinn kommt. Wenn Sie jetzt Ihre Augen schließen und sich zum Beispiel einen gut aussehenden, dunkelhaarigen jungen Mann mit weißen Zähnen und blitzenden Augen vorzustellen versuchen … wird Ihnen ein Bild in den Sinn kommen. Genauso ist das bei mir … wobei der Unterschied darin liegt, dass ich natürlich nicht weiß, wen ich sehen werde. Oder hören. Manchmal kommen mehrere Personen gleichzeitig zu mir, ein bisschen wie Kinder, die um Aufmerksamkeit rangeln, und dann kann ich sie nicht verstehen, ich muss herausfinden, wer am deutlichsten spricht, und das ist manchmal nicht einfach. Verstehen Sie?«
    Iris Chater schaute zu ihr hinüber und sah die Frau wieder lächeln, dieses warme, anziehende, freundliche Lächeln. Sie fühlte sich von dem Lächeln eingehüllt und geborgen. Es war ein Lächeln, dem sie vertraute.
    »Ja«, sagte sie, »ich glaube schon.«
    »Haben Sie noch Fragen?«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Gut. Dann entspannen Sie sich einfach, Mrs Chater.«
    Die Großvateruhr hatte ein sanftes Ticken. Der Kater bewegte sich im Schlaf, seine Pfoten zuckten. Durch das Fenster konnte Iris ganze Büschel dunkellila Krokusse sehen.
    Mehrere Minuten lang saß Sheila Innis ruhig da, die Hände im Schoß gefaltet, die Augen geschlossen, schweigend und still. Iris wartete, angenehm entspannt, mit den Füßen auf der Fußstütze. Vielleicht war das alles, und Harry würde nicht kommen. Sie überlegte, wie viel ihr das ausmachen würde.
    »Nina«, sagte Sheila Innis. »Ich hab hier jemanden namens Nina … Sie fragt, ob Sie sich an den blauen … einen Augenblick … sie hält etwas hoch … oh, es ist ein Kamm. Der blaue Kamm. Gab es einen Witz zwischen Ihnen wegen eines blauen Kamms?«
    Das sagte ihr überhaupt nichts. Iris versuchte, sich einen blauen Kamm vorzustellen, aber da war nichts.
    »Ich bin sicher, es ist Nina … nein, oder Nita? Entschuldigung, sie heißt Nita.«
    »Nita Ramsden? Du meine Güte, die hab ich total vergessen, das ist Ewigkeiten her.« Warum sollte Nita mit ihr sprechen wollen?
    »Sie lacht jetzt. Sie ist … ungefähr achtzehn oder neunzehn, hat kurzes lockiges Haar und trägt eine Schürze …«
    »Einen Overall … das muss ein Overall sein. Großer Gott, es muss Nita sein. Wir haben zusammen gearbeitet … vor mehr als fünfzig Jahren. Was sagt sie?«
    »Sie spricht nicht, sie lacht nur. Sie sieht glücklich aus. Sie ist hübsch, oder?«
    »Nita war wunderschön.«
    »Sie hat mehrere junge Männer bei sich … ein nett aussehender junger Mann steht hinter ihr. Er sagt … ich verstehe seinen Namen nicht, aber er sagt, ihr wart alle Freunde. Er sagt, was für eine Überraschung, Iris. Er scheint recht forsch zu sein.«
    »Donald?«
    »Heißt er so? Er droht mit dem Finger. Er sagt, er wird es mir nicht verraten.«
    »Er war Nitas Verlobter.«
    Mehrere Augenblicke lang schwieg Sheila Innis. Ihre Augen waren fest geschlossen, und sie schien intensiv zu lauschen. Nita Ramsden und Donald. Wie merkwürdig, wenn man all die Menschen seit damals bedachte, die sich hätten zeigen können. Warum diese beiden? Aber wenn sie es recht bedachte, wie konnte sie sicher sein, dass sie es waren? Sie hatte Fragen beantwortet,

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