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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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neu zu gestalten. Sie war immer noch Mitglied einiger Beratungsgremien für Krankenhäuser und medizinische Versorgung, aber das reichte nicht aus, um ihre beträchtliche Energie zu verbrauchen und ihr Leben von Richards getrennt zu halten.
    Karin für die Umgestaltung des Gartens zu finden war ein Glücksfall gewesen. Die beiden brauchten einander.

18
    S ie wollte sich für Harry fein machen. Er hatte ihr stets Komplimente gemacht, immer bemerkt, wenn sie sich ein neues Kleid gekauft hatte oder beim Friseur gewesen war, und jetzt wollte sie ihm zeigen, dass es ihr nach wie vor wichtig war, was er dachte, und sie immer noch von ihm bewundert werden wollte. Das war eines der Dinge, die sie ihm versprochen hatte, und sich selbst, direkt nachdem er gestorben war. Manche Menschen ließen sich gehen, kümmerten sich nicht mehr um ihr Make-up oder ihre Frisur, nahmen mit alten Kleidern vorlieb, irgendetwas, das man morgens schnell überstreifen konnte, ohne nachdenken zu müssen, und Iris hatte sich geschworen, niemals so zu werden. Jeden Tag hatte sie ihre Kleidung so sorgfältig wie immer ausgewählt, mit einer passenden Kette oder Brosche dazu, hatte darauf geachtet, einen hübschen Schal unter dem Mantel zu tragen und ihre Schuhe zu putzen. Sie verwendete nur sehr wenig Lippenstift und einen Tupfer Puder, aber sie cremte ihre Haut jeden Abend sorgfältig ein.
    Doch heute war es anders. Heute war ein besonderer Tag.
    Zwei Abende lang hatte sie ihren Kleiderschrank durchwühlt, dabei gleich ein paar alte Sachen aussortiert und andere für die Reinigung oder zum Nähen herausgelegt. Sie hatte sich für ein Jackenkleid aus Kamelhaar entschieden, das sie für einen ihrer Hochzeitstage gekauft, aber seitdem selten getragen hatte, dazu die braunen Pumps und einen karamellfarbenen Schal mit Diamantenmuster. Kein Hut. Niemand trug heute noch Hüte, außer bei Hochzeiten und Beerdigungen und diese Fleecedinger, die den kalten Wind abhielten.
    Abend für Abend hatte sie allein dagesessen, hatte sich zu entscheiden versucht, ob sie einen Termin mit dem Medium vereinbaren sollte, hatte hin und her überlegt, einen Entschluss gefasst, ihn wieder umgestoßen, hatte Harry gefragt und war sich nicht sicher, ob er geantwortet hatte oder nicht. Sie hatte mit niemandem sonst darüber gesprochen, nicht einmal mit Pauline. Es war zu intim, nur eine Sache zwischen Harry und ihr. Eines Abends, ein paar Tage, nachdem sie bei Dr. Deerborn gewesen war, hatte sie am späten Nachmittag auf der Couch gelegen, eine Zeitschrift im Schoß, das sanfte Zischen des Gasfeuers im Hintergrund, und sie hatte Harry vermisst, sein Gesicht, seine Stimme, seine Späße, seine komischen Angewohnheiten, seine umgedrehten Schuhe auf dem Kaminrand, das pfeifende Geräusch seines Atmens, hatte ihn mehr vermisst denn je, schmerzlich, überwältigend. Sie hatte geweint, verzweifelte, trostlose Tränen, und irgendwann laut gesagt: »Harry, was soll ich tun? Was soll ich nur tun?«
    »Komm und sprich mit mir.«
    Das war Harrys Stimme, klar und deutlich in ihrem Kopf. »Komm und sprich mit mir.«
    Sie hatte den Atem angehalten und gewartet, gehorcht, ihn innerlich gedrängt, mehr zu sagen, zu erklären.
    »Soll ich zu dem Medium gehen, Harry? Willst du mir das damit sagen? Warum kannst du jetzt nicht mit mir sprechen, ich bin hier, alles ist ruhig und friedlich, warum können wir jetzt nicht zusammen sein?«
    Das Gasfeuer hatte mit seinen blauen Flämmchen geflackert.
    »Harry?«
    Aber das war alles. »Komm und sprich mit mir.« Sie hatte es sich nicht eingebildet, das war kein Wunschdenken, oder? Er war in ihren Geist eingedrungen und hatte es ihr gesagt.
    »Komm und sprich mit mir.«

    Am nächsten Morgen hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und die Nummer von Sheila Innis angerufen. Als sie die Stimme auf dem Anrufbeantworter hörte, war ihre Enttäuschung so groß, dass sie prompt wieder auflegte. Es hatte sie zwei Stunden gekosten, einen Gang zum Zeitungsladen, um ihr Abonnement zu bezahlen, und zur Post, um ihre Rente abzuholen, und eine Kanne Tee, bevor sie bereit war, erneut anzurufen. Sie hatte nicht genau verstanden, was gesagt worden war.
    »Hallo. Hier ist Sheila Innis. Leider kann ich Ihren Anruf nicht persönlich entgegennehmen, aber Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich bei der Arbeit nicht gestört werden möchte. Wenn Sie einen Termin vereinbaren wollen, rufen Sie bitte zwischen siebzehn und neunzehn Uhr wieder an. Ansonsten hinterlassen

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