Hill, Susan
die Drinks bestellte.
»Falls diese Drogenrazzia ein Erfolg war, werden wir wahrscheinlich morgen früh davon hören.«
Nathan schüttelte den Kopf. »Die ist noch nicht zu Ende, hat gerade erst begonnen.«
»Himmel noch mal, haben Sie einen heißen Draht zum Büro des DCI?«
»Ich halte nur die Ohren offen.« Er trank von seiner Limo und goss dann den Whisky in einem Schluck herunter.
»Wie gefällt Ihnen Serrailler?«, fragte er so unerwartet, dass Freya überrumpelt wurde, bevor sie ein Rotwerden verhindern konnte. Rasch bückte sie sich und wühlte in ihrer Handtasche, aber als sie sich wieder aufrichtete, schaute Nathan Coates sie über sein Glas hinweg an.
»Entschuldigung«, sagte sie. »Der DCI? Scheint ganz in Ordnung zu sein. Hab noch kaum mit ihm gesprochen. Aber Cameron … Gott, es gab noch jede Menge Bill Camerons bei der Met … zähe Burschen, alle übergewichtig, rauchten wie die Schlote, aber wenn sie auf deiner Seite standen und man jemanden brauchte, der einem den Rücken stärkte, konnte man niemand Besseren finden. Cameron ist genauso.«
Nathan zuckte die Schultern.
»Was ist?«
»Ich glaube, der sitzt nur die Zeit ab, bis er in Pension gehen kann. Aber er ist grundehrlich.«
»Was immer eine Menge aussagt.«
»Serrailler ist anders.«
»Sie wollen doch nicht sagen, dass er unehrlich ist …?«
»Himmel, nein. Ich meine nur, dass er anders ist. Nicht der durchschnittliche Polizist.«
Freya stand auf. »Noch ein Whisky und was von diesem scheußlichen Brausezeug? Chips, Wurstbrötchen, Schweinekrusten … Los, gönnen Sie sich was.«
»Nee, Emma kocht heute, sie ist dran. Sie hatte ein paar Tage frei und ist daher in Kochstimmung. Leber mit Zwiebeln. Ich muss los. Trotzdem vielen Dank.« Er trank sein Glas aus. »Aber lassen Sie sich nicht abhalten.«
»Irgendwie ist mir nicht danach, allein im Cross Keys zu trinken. Die Leute könnten auf dumme Gedanken kommen.«
»Wär kein Wunder, so gut, wie Sie aussehen, Sarge.« Nathan öffnete die Pubtür und hielt sie mit einem Lächeln und einer Verbeugung für Freya auf.
Drüben beim Revier ging Freya zu ihrem Auto, Nathan zum Fahrradständer. Emma und er wohnten nur ein paar Straßen entfernt.
»Danke für den Drink, Sarge. Bis morgen.«
»Gute Nacht, Nathan.«
Freya betrachtete die Autos auf den vorderen Parkplätzen. Simon Serraillers Rover stand immer noch da, und in seinem Büro im zweiten Stock brannte Licht. Sie wollte warten, wollte sich auf dem dunklen Parkplatz herumdrücken, in der Hoffnung, ihn vor seiner Heimfahrt abzupassen, vielleicht zur Tür hineingehen, wenn er herauskam, ein paar Worte mit ihm wechseln, und dann …
Verdammt. Verdammt, verdammt, Scheiße, Scheiße, Mist, verdammt.
Verdammt.
Nathan fuhr auf seinem Rad vorbei und sah sie an. Dann bremste er und setzte einen Fuß auf den Boden. Freya drehte sich zu ihm um.
»Alles okay?«
Er schwieg, bis sie ein paar Schritte näher kam. Sie dachte, ihm wäre noch etwas zu den Vermisstenfällen eingefallen, und wollte nicht, dass er es über den ganzen Vorhof brüllte, auch wenn sie hier allein waren. Er hatte seinen neonblauen Fahrradhelm auf, unter dem sein schiefes Gesicht und die hellroten Haare noch merkwürdiger aussahen. Sein Gesichtsausdruck war besorgt.
»Serrailler«, sagte er.
Sie trat einen Halbschritt zurück, tiefer in den Schatten.
»Das führt zu nichts, Sarge. Sie wissen, was ich meine?«
Dann stieß er sich ab und radelte davon.
20
D ebbie Parker lag im Bett, aufgestützt auf drei Kissen, mit einem Stoß Karten vor sich. Dava hatte sie ihr am gestrigen Nachmittag gegeben. Die Sitzung mit ihm war noch ergreifender gewesen als die erste; sie hatte auf der Couch gelegen und war wieder auf eine spirituelle Reise mitgenommen worden, und diesmal hatte er sie durch die fünf Portale geführt, wie er es nannte, Zugänge zu ihrem spirituellen Selbst und dessen einzigartiger Welt. Sie hatte beschrieben, was sie sah – wunderschöne Bilder von Gärten mit magischen Blumen, Kristallgrotten voller Regenbogenfarben, fedrige Engel und andere Lichtwesen. Sie hatte sich wunderbar gefühlt, war auf einer Wolke von Frieden und Harmonie dahingeglitten, Davas Stimme sanft in ihrem Ohr, wie durch einen leise rauschenden Wasserfall, und seine Hand auf ihrer Stirn hatte ihr Haar gestreichelt, aber weit weg, weit weg.
Er hatte gesagt, es ginge ihr viel besser, ihre Energien würden sich allmählich ausgleichen, und die negativen Kräfte würden sich
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