Himbeersommer (German Edition)
hab so ne Angst!“
Ich nehme Magda in den Arm und sie schluchzt los. Ruby sieht sie verstört an. Magda reißt sich schnell zusammen.
Das sind sie, die echten Probleme des Lebens.
Da jetzt eh Mittagszeit ist, trinken wir noch einen Kaffee zusammen und fühlen uns sehr nah. Magda als neue Freundin hier in der Himbeersiedlung, das wäre schön.
Plötzlich steht Tobias in der Tür und sieht uns drei Mädels verwundert an. Magda trinkt ihren Kaffee aus, und die beiden verabschieden sich schnell.
„Wieso bist du um die Zeit da?“, frage ich Tobias unruhig und schleiche um ihn herum.
„Weil wir was Wichtiges zu bereden haben.“
Ich werde nervös und bereite mich schon innerlich auf die nahende Trennung vor.
„Stell dir vor, mein Chef fliegt für drei Monate nach China. Er hat mich gebeten, einen Großteil seines Jobs mit zu übernehmen und die neue Kollegin einzuarbeiten.“
„Toll“, entfährt es mir erleichtert und ich lasse die „Erogenen Zonen“ unter dem Sofakissen verschwinden.
„Dir ist klar was das bedeutet?“
„Äh, nein, was?“
„Du wirst mich die nächste Zeit kaum noch sehen, ich muss rund um die Uhr arbeiten. Du müsstest das mit dem Haus, was noch ansteht, alles alleine managen.“
Ich starre ihn an. Ich habe eine Galgenfrist bekommen, und kann mir in Ruhe meinen und den Kopf von Jacky zerbrechen, welchen von beiden Männern ich für den Rest meines Lebens will.
„Scheint dir ja nichts auszumachen.“ Tobias ist etwas verschnupft.
Ich beeile mich, ein trauriges Gesicht zu machen und fühle mich mies.
„Doch, klar, aber das ist ja auch eine riesige Chance für dich, oder?“
Er lächelt wieder. „Sehe ich genauso.“
Er kommt auf mich zu, küsst mich. Ich lasse es geschehen, werde innerlich rot.
„Du bist die tollste Frau auf der Welt, Nora. Ich liebe dich.“
Muss er mir das genau heute sagen? Wo er es so gut wie nie über die Lippen bringt? Ich hauche ein „ich dich auch“, und mir ist inzwischen speiübel.
Männer schaffen es, im Schnitt zweimal im Jahr zu sagen „Ich liebe dich“. Wenn überhaupt. Einmal nach einem gigantomanischen Orgasmus, das zweite Mal, wenn sie ein schlechtes Gewissen haben, weil zu viel Zeit im Büro verbracht (oder im schlimmeren Fall bei der Geliebten).
Daniel ist da eine echte Ausnahme. Wir sehen uns die nächste Zeit täglich und er sagt es mir mindestens viermal am Tag. „Ich liebe dich, Nora, unendlich.“
Und es ist mir weder zu romantisch, noch zu viel. Ich schwebe, und versuche mich mit aller Kraft wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Aber es gelingt mir nicht.
***
Seine Wohnung über dem Bistro wird unser Nest.
Wir haben viel Sex, liegen aber auch stundenlang Arm in Arm und erzählen über uns und unser Leben. Lange nicht habe ich mich so jung und schön gefühlt.
Doch mein schlechtes Gewissen holt mich immer wieder ein. Ich bin nicht der Typ, der so etwas kann. Mit zwei Männern zusammen sein, ganz ohne Skrupel. Es muss endlich eine Lösung her.
Und mein Herz sagt ganz klar: „Ich weiß es nicht.“
Jacky, die ich jetzt endlich wieder zu unserem Mittwochslunch treffe, sagt es mir schonungslos ins Gesicht.
„Nora, das ist unterste Schublade, was du da abziehst. Du wolltest ein Kind mit Tobias und vögelst jetzt mit dem Samenspender rum.“
„Wir vögeln nicht rum, wir sind uns so nahe.“
„Verliebt. Allerunterste Schublade. Tobias ist so ein toller Typ, du machst jetzt sofort Schluss mit diesem Teenieverschnitt, kapiert? Ach, hab ich dir gesagt, dass dieser Werner wieder angerufen hat?“
Ich sehe sie fassungslos an. Und mir bleibt ein Blatt Rucola mitsamt Soja-Sprosse im Mundwinkel stecken.
„Werner?“
„Ja, der ist ja so süß. Er will sich mit mir treffen. Mit Gregor!“
„Herzlichen Glückwunsch“, bringe ich über die Lippen und denke an mein Kind und dass ich mich entscheiden muss.
Ich drücke mich weiter um eine Entscheidung. Mein altes Schnitzel-oder-nehm-ich-doch-den-Salat-mit-Hühnchenbrust-Problem. Die letzten Jahre hat Tobias in Restaurants für mich bestellt, um den Ober nicht in die völlige Verzweiflung zu treiben. Doch jetzt muss ich erwachsen werden.
Daniel mit Kind oder Tobias ohne. Oder Tobias mit?
Daniel will ein Kind von mir, oder zwei oder drei, und malt sich unsere Zukunft sehr bunt und aufregend aus. Sein Bistro läuft recht gut und er versucht mich immer wieder zu überreden, mich für unsere einzigartige Liebe zu entscheiden.
Da erwischt uns Magda knutschend im Volkspark im
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