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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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Hand.
     
Trotz Übelkeit versuche ich, mich tapfer auf meinen Job zu konzentrieren. Zu viel steht auf dem Spiel. Ich habe einen Termin mit Ingo Baltimore. – Und sage ihn ab. Das hätte ich mich vor ein paar Wochen noch nicht getraut!
Baltimore tobt. „Was sich diese unfähige Architektin einbildet“, regt er sich auf. Ich höre es bis in Magdas Küche, denn er steht gerade auf seinem Autostellplatz. Direkt neben dem Piratenschiff.
Es wird schwierig werden, die PS-gesteuerten Bauherren von unserem neuen Kunst-Konzept zu überzeugen.
Es war Daniels Idee, und ich hasse ihn dafür. Denn jetzt muss ich sogar im Job immer an ihn denken!
Daniel ruft an, will vorbeikommen, mit Salzstangen und Bananen.
„Tobias ist doch eh in der Kanzlei.“, sagt er und ich höre bereits seinen Vespa-Schlüssel klappern.
„Nein! Er arbeitet heute hier“, lüge ich notgedrungen. Ich zittere und willige in ein Treffen ein. „In der Mittagszeit, in unserem Park. Mir geht es schon etwas besser, ich bin bei der Arbeit, auf der Baustelle, ich muss aufhören.“
Magda lächelt mich aufmunternd an.
„Ich muss es ganz schnell hinter mich bringen“, sage ich und weiß, dass es richtig ist.
„Was?“, Magda kann mir nicht ganz folgen.
„Ich muss Schluss machen. Auch wenn ich nicht weiß, wie das geht.“
Denn tatsächlich haben vor Tobias alle Männer mit mir Schluss gemacht.
     

***
     
Die Entenmama ist nicht zu sehen. Die Wasserrosen verblüht.
Daniel weiß, dass etwas passiert sein muss. Sein Gesicht spricht Bände. Und meines auch. Wir sehen uns lange wortlos an. Ich nicke nur, während eine Elster dicht neben uns auf der Wiese landet, im Gras herumpickt und einen Wurm herauszieht. Im Park spielen Kinder Fußball. Ein kleiner Junge auf seinem Dreirad düst haarscharf an uns vorbei.
Es ist wie eine stumme Szene in einem dramatischen Liebesfilm. Nur fehlt die aufwühlende Musik.
„Wir lieben uns, Nora“, sagt er und nimmt meine Hand. Ich entziehe sie ihm und sehe ihn traurig an.
„WARUM?“
„Ich weiß es nicht“, sage ich, und drehe mein Gesicht weg. „Ich weiß einfach nicht, ob ich dich noch in einem Monat lieben kann. Ich weiß nicht, ob meine Gefühle für dich tief genug sind. Wir kennen uns doch kaum.“
„Aber ich weiß es. Gib mir zwei Monate, Nora, drei, vier, viele …! Du bist eine sinnliche, gefühlvolle Frau. Tobias passt nicht zu dir. Es gibt für Verliebte kein Zurück.“
Sauer sehe ich ihn an. „Natürlich habe ich eine Wahl!“
Er merkt, dass er diesmal genau das Falsche gesagt hat.
„Das mit Tobias, das hat seine Höhen und Tiefen, wie jede andere Beziehung auch. Bildest du dir ein, bei uns wäre das nach sieben Jahren anders?“
Er sieht mich an und sagt kein Wort.
„Tobias war immer meine große Liebe und wird es immer bleiben. Tobias ist großherzig, sensibel, und zuverlässig.“ Ich habe mehr gesagt als nötig war, um Daniel zu zerstören.
„Sag bitte Tobias nichts von uns. Von unserer…“
Er sieht mich verletzt an. „Von unserer Affäre? War es das für dich? Eine billige, kleine Affäre mit einem jüngeren Knackarsch?!“
Ich sehe ihn schockiert an und laufe aufgewühlt davon. Wenigstens darin bin ich sehr gut.
Und er lässt mich gehen.
Ich bin sicher, er weiß, dass er mehr war für mich. Und er weiß, dass ich es mir nicht leicht gemacht habe. Aber jetzt besinne ich mich ganz auf meine Schwangerschaft, auf mein Kind.
     
Mein unglaublich gut aussehender Frauenarzt bestätigt es freudig. Eine kleine Kaulquappe schwimmt in mir herum und freut sich des Lebens. Und es ist ein seltsames Gefühl, Aquarium zu sein. Durchsichtig und sehr zerbrechlich.
     
Ich sage es Tobias abends im Bett. Er hat wirklich viel gearbeitet die letzten Wochen. War nie zum Abendessen zu Hause. Deshalb hätte ein hübsches Essen mit Kerzenschein auch keinen Sinn gemacht, um ihm die freudig-verwirrende Nachricht zu überbringen.
„Du bist schwanger?!“, sieht er mich fassungslos an.
„Mit der Spritze ging das ganz einfach und hat auch sofort geklappt, ich wollte dir erstmal nichts erzählen, du hattest so viel anderes im Kopf und hättest dir vielleicht unnötig Hoffnung gemacht. Tut mir leid, freust du dich trotzdem?“, schießt es aus mir heraus.
Tobias` Augen fangen an zu strahlen, so langsam sickert die frohe Kunde durch. Er packt mich, hebt mich hoch, dreht mich einmal im Kreis und drückt mich ganz, ganz fest.
„Wir werden endlich eine richtige, kleine Familie.“
Spätestens jetzt weiß ich, die absolut richtige

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