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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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„Tobias!? Bin wieder zu Hause“, rufe ich ins dunkle Haus. Aber zum Glück, aber auch seltsamerweise, ist er nicht da.
Ich gehe ins Bad und ziehe mich aus. Dann betrachte ich mich nackt im Spiegel. In mein Gesicht kann ich nicht schauen. So verhakt sich mein Blick an meinen Füßen. Schuhgröße 42 hatte ich schon zu meiner Konfirmation. Und mit 27 Jahren sah mein Körper deutlich besser aus.
Ich dusche, und die Wärme tut mir gut. In meinem Kopf dreht sich alles im Kreis, mir ist schwindlig.
Plötzlich steht Tobias im Bad und ich erschrecke mich fast zu Tode.
„Du duschst um diese Uhrzeit?“, fragt er verwundert und irgendwie angespannt.
„Ja … weil … ich einen Unfall hatte“, komme ich stammelnd aus der Dusche und ziehe schnell meinen roten Bademantel an. „Wir … also ich, mein ich, … musste auf die Polizei warten … mein Akku war alle … tut mir leid.“
Tobias` Stimme klingt sofort besorgt. Der etwas vorwurfsvolle Ton ist dahin.
„Ein Unfall?! Ist dir was passiert, Schnecki?“, will er liebevoll wissen.
„Nein … nein, nein. Alles gut. Nur der Fahrradkurier … der hat ganz schöne … äh … Schrammen.“
„Was? Wie ist das denn passiert, um Gottes Willen? Bist du ihm reingelaufen?“
Ich nicke schnell. Denn das würde sehr gut zu mir passen.
Tobias setzt sofort sein Anwaltsgesicht auf und sagt: „Ich werde einen Brief an die gegnerische Partei aufsetzen. Nicht, dass die noch Ansprüche an dich anmelden.“
Schockiert sehe ich ihn an. „Nein, das war ein total Netter. Der meldet nichts an. Ich bin ihm auch nicht wirklich … reingelaufen. Eher er mir. Reingefahren. Ach, halb so schlimm. Dem geht’s gut, mir geht’s gut, alles …“. Ich halte inne.
Tobias sieht mich irritiert an. Wie eine Angeklagte. Zumindest bilde ich mir das ein.
Er geht wortlos raus, kommt kurz darauf sofort wieder herein.
„Jeder hat heutzutage ein Handy, du hättest mich von einem anderen Handy aus anrufen können.“
Ich merke, er ist sauer. Ich wäre es auch.
     
Ich streife den Bademantel ab und creme mich mit Rasperry-Bodylotion von Bodyshop ein. Das beruhigt. Doch meinen gerade verdrängten Gedanken werde ich nicht los. Was, wenn ich jetzt wirklich schwanger bin!?
     
Vor lauter Kinderwunsch, war das Thema Verhütung für mich seit Jahren sehr fern. Dass ich mich im Moment höchster Ekstase nicht darauf besonnen habe, ein Kondom zu nehmen, verwirrt mich komplett. Ganz zu schweigen von Aids!
Was habe ich Frauen, die es im 21. Jahrhundert nicht geschafft haben, ordentlich zu verhüten, verachtet. Oder sagen wir: Ich konnte es einfach nicht fassen! Wie einem die Leidenschaft so derart das Hirn ausknipsen kann. Jetzt weiß ich es und knipse das Nachtlicht an meinem Bett schnell an .
Ich liege frisch geduscht und schweißnass im Bett, als sich Tobias neben mich legt. Er war noch joggen, doch diesmal ist keine Versöhnung in Sicht.
Ich stelle mich schlafend und bin froh. Kein Kuss, keine Umarmung, nichts.
Plötzlich höre ich mein Handy, das im Flur in meiner Handtasche verräterisch piepst. Oh nein! Wenn du schon fremdgehst, dann bitte intelligenter, Nora, schimpfe ich mich in Gedanken und halte die Luft an.
Tobias liegt neben mir und atmet genervt.
„Von wegen Akku alle“, zischt er und dreht sich um.
Ich überlege aufzustehen, doch dann müssten wir reden. Und genau das will und kann ich jetzt nicht.
Stattdessen steht Tobias auf, geht in den Flur, reißt das Handy aus meiner Tasche und stellt es ab. Egal, was Daniel geschrieben hat, ich muss es löschen.
Daniel läuft Amok, und das zu Recht. Wenigstens ist er taktvoll und ruft nicht an.
Ich warte schier endlos scheinende Sekunden, bis Tobias schläft und jumpe dann auf.
Eine Sehnsuchts-SMS nach der anderen. Und ein Glück, er versteht mich sehr gut.
„Du hättest es nicht getan, wenn es nicht richtig wär“, schreibt er. Oder: „Wir sind füreinander bestimmt.“ Nachdem ich eine schicksalsschwangere SMS nach der anderen gelesen habe, ist mein Hirn wieder so romantisch vom Winde verweht, dass es nur eine Lösung zu geben scheint.
Koffer packen und mit Daniel auf die Bahamas durchbrennen.
Mit einem noch größeren Wust an Gedanken als sonst und einem halb gepackten Koffer voller Sandalen und Sonnenhüte im Hirn, schlafe ich ein. Morgen scheint bitte wieder die Sonne.
     

***
     
Ich wache auf, und Regentropfen peitschen gegen die Scheiben.
Das Bett neben mir ist leer, ich höre kein einziges Geräusch aus der Küche!
Schnell sehe ich nach, ob

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