Himmel der Suende
einmal in einer solchen Situation.
„Nein“, antwortete er deshalb. „Tatsächlich sind wir seit Jahrtausenden Feinde.“
„Dann könnt ihr hier verrotten“, sagte der Mann, drehte sich herum und ging davon.
„Warte!“, rief Maggie ihm hinterher. „Bitte!“
Ihr Ton schien einen Nerv bei ihm getroffen zu haben, denn er blieb tatsächlich stehen und wandte sich noch einmal zu ihr herum.
„Es ist kompliziert“, beeilte sie sich zu sagen. „Und uns fehlt die Zeit, es zu erklären, aber ..."
„Da gibt es nichts zu erklären“, schnitt er ihr das Wort ab. „Ein Feind Ani’Els ist auch mein Feind.“
Maggie spürte sofort, was los war. Dieser Mann liebte Ani’El genau so sehr, wie sie Axel liebte.
„Wir wollen sie befreien“, rief sie deshalb eilig.
„Was?“, fragte er irritiert. „Eben hat er noch gesagt, sie seien Feinde.“
„Ich sagte doch, es ist kompliziert“, meinte Maggie. „Aber wir müssen verhindern, dass Sam’Yaza die Festung der Himmel erobert und eine Herrschaft des Schreckens errichtet.“
„Dann ist dieser Sam’Yaza euer gemeinsamer Feind?“, fragte der Mann Axel.
Axel nickte traurig. „Und er muss aufgehalten werden. Um jeden Preis. Auch wenn Ani’El mich danach wieder bekriegen wird.“
„Sie zu befreien ist auch mein Ziel“, sagte der Mann. „Aber ich weiß nicht, ob ich euch vertrauen kann.“
„Wie ist dein Name?“, fragte Maggie.
„Sergej.“
„Ich bin Maggie, das ist Axel“, sagte sie. „Wo ist deine Armee, Sergej?“
„Ich bin allein.“
Das hatte sie sich gedacht.
„Wie willst du Ani’El denn ganz ohne Hilfe aus Sam’Yazas Klauen befreien?“, fragte sie.
„Ich finde einen Weg“, sagte er, „oder ich mache einen.“
Trotz der Entschlossenheit in seinem Blick sah Maggie, dass er wusste, dass er der Aufgabe alleine nicht gewachsen sein würde.
„Ohne Axels Hilfe rennst du in dein Verderben, und Ani’El wird sterben“, sagte sie.
Sam’Yaza ging auf Ani’El zu - den Spieß in der Hand, ein sadistisches Grinsen auf seinen wohlgeformten Lippen.
„Stopp!“, rief Theia von dort, wo sie am Boden kniete und die Symbole zeichnete.
Sam’Yaza blickte sie fragend an. Und gleichzeitig sah Ani’El Zorn in seinen Augen aufflackern - wohl über Theias herrischen Tonfall. Obwohl sie einander schon so lange nicht mehr gesehen hatten, erinnerte sie sich nur zu gut daran, dass ihr früherer Bruder aus dem Hohen Rat der B’Nai Elohim noch nie gut mit Autorität hatte umgehen können - oder mit Befehlen.
„Der Kreis“, sagte die Elohim und verdrehte angesichts seiner Reaktion die Augen. „Du darfst ihn jetzt nicht mehr überschreiten, sonst machst du ihn wirkungslos, und ich muss noch einmal ganz von vorn anfangen.“
Ani’El konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen. Gleichzeitig fragte sie sich, wie sie sie denn foltern wollten, wenn sie den Kreis, in dessen Zentrum sie angekettet war, nicht betreten durften. Und wie wollten sie sie von ihrem jetzigen Platz aus auf den Altar bringen? Glaubten sie, sie würde sich freiwillig dorthin legen, sobald sie ihr die Ketten abnahmen?
Niemals!
Sam’Yaza drehte sich wieder herum und ging zurück zu dem Altar. Er legte den Spieß auf den Nebentisch.
„Wie lange brauchst du noch?“, fragte er Theia voller Ungeduld.
„Je weniger du mich störst, umso schneller bin ich fertig.“
„Wie lange?“, wiederholte er drohend.
Sie schnaubte angespannt.
„Gleich“, antwortete sie. „Noch drei Symbole und dann die Kerzen anzünden.“
„Gut“, sagte er. Dann wandte er sich zum Eingang und rief: „Wachen! Bringt das Opfer!“
Das Opfer? Ani’El lenkte ihren Blick zu dem Portal, durch das jetzt vier Suburi eine reglose Gestalt trugen.
„Man’El!“, rief sie, als sie erkannte, wer es war. Er war wieder in Ketten geschlagen und besinnungslos. Die vier legten ihn auf den Altar und banden ihn darauf fest.
„Ja, ich werde das Tor zu deiner Seele noch einmal öffnen“, sagte Sam’Yaza. „Wenn nicht mit deiner eigenen Verzückung, dann mit seinen Qualen.“
Seine Fingerspitzen strichen fast zärtlich über das bereitgelegte Sortiment von Folterwerkzeugen.
Sergej stand unentschlossen zwischen Maggie und Axel. Er war es gewohnt, die Dinge im Alleingang zu erledigen und niemandem zu trauen; besonders keinem, den er nicht kannte. Aber die rothaarige Menschenfrau am Kreuz hatte recht: Ohne Hilfe hatte er keine Chance gegen die übernatürlichen Wesen, die Anya in ihren Klauen hielten,
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