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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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das Ritual nicht den von Sam’Yaza und Theia gewünschten Erfolg zeigen und die Schlüssel für immer verloren bleiben würden, so klein sie auch war, rechtfertigte ihr Opfer und das Erleiden der Qualen, die vor ihr lagen.
    „Warum wollt ihr den Krieg?“, fragte sie. „Warum wollt ihr alles zerstören? Nur aus Rache?“
    „Du missverstehst mich“, sagte Sam’Yaza. „Das hast du immer. Wie auch Azazel. Ihr glaubt, ich sei ein Monster, das den Krieg sucht. Aber in Wahrheit will ich den Frieden. Aber nicht nur für einige und auch keinen vorübergehenden, keinen, der nur auf wackligen Füßen und brüchigen Allianzen steht. Ich will den absoluten. Für alle. Und unter meiner Herrschaft wird es ihn geben. Keine Streitereien mehr, keine Kämpfe, keine Schlachten.“
    „Du sprichst von einer Diktatur“, hielt sie dagegen.
    „Hat denn irgendeine der anderen Herrschaftsformen funktioniert?“, fragte er.
    „Niemand will Frieden ohne Freiheit!“
    Er lachte auf.
    „Du würdest dich wundern, Ani’El“, sagte er. „Nicht nur die meisten Menschen, sondern auch die meisten Engel und Dämonen, ja sogar die Elohim würden gerne auf ihre Freiheit verzichten, wenn sie dafür keine Angst mehr haben müssten - wenn es niemanden mehr gäbe, der sie bedroht oder ihnen etwas wegnimmt. Die meisten Wesen, ob nun irdisch oder überirdisch, sind vollkommen hilflos ohne Führung. Und ich werde ihnen diese Führung bringen.“
    „Du widersprichst deinen früheren Worten“, sagte sie. „Du verachtest die Ordnung.“
    Er schüttelte den Kopf. „Jetzt bist du so alt, und dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb ist dein Bild von der Welt dermaßen festgefahren. Du siehst alles nur schwarz oder weiß. Aber so bist du eben geschaffen worden. So, wie ich statt langweiliger Ordnung wilden Frieden schaffe. Aber das würdest du nicht verstehen.“ Er überlegte einen Moment. „Doch! Ich glaube, du würdest es verstehen. Im Grunde genommen ist es dasselbe wie das versprochene Paradies ... das Schlaraffenland ... der Himmel in der religiösen Vorstellung mancher Menschen: ein Universum voller Abenteuer, nur eben ohne Feindseligkeiten und Spaßverderber.“
    „Das heißt, jeder darf tun, was er will, solange er nicht etwas tut, das du nicht willst.“
    Er schnalzte mit der Zunge und sah sie eindringlich an. „Wenn ich mit der Festung der Himmel fertig bin, wird es niemanden mehr geben, der etwas tun will, das ich nicht will.“
    „Das Leben lässt sich nicht bändigen und nur in eine Bahn lenken“, widersprach sie. „Das haben unsere Schöpfer am eigenen Leib erfahren.“
    Er grinste und nahm einen der dünnen Spieße auf. „Schade, dass du nicht mehr dabei sein wirst, wenn ich der Welt das Gegenteil beweise.“
    Maggie hörte ein leises Geräusch, das von der offenen Kerkertür herrührte, und wirbelte herum. Es war ihr nicht gelungen, sich in einen Wolf zu verwandeln, aber so, wie es schien, waren ihre Sinne dadurch schärfer und ihre Reflexe schneller. Für einen winzigen Sekundenbruchteil lang sah sie die obere Hälfte eines haarlosen Kopfes, der aber sofort wieder verschwunden war.
    „Hallo“, rief sie.
    Axel folgte ihrem Blick zur Tür.
    „Was ist?“
    „Da draußen ist jemand“, sagte sie. „Und ich glaube nicht, dass es einer von Sam’Yazas Leuten ist. Der hätte keinen Grund gehabt, sich zu verstecken.“
    „Hallo“, rief nun auch Axel. „Wir brauchen Hilfe!“
    Es dauerte noch ein paar Momente, aber dann erschien der Mann.
    Als sie sah, wie geschunden er war, wusste Maggie sofort, dass sie es nicht mit einem Feind zu tun hatten. Der Mann war groß und muskulös. Sein blutverschmiertes Gesicht war tätowiert, und in der linken Faust hielt er eine eiserne Fackel wie eine Keule.
    „Hilf uns“, sagte sie. „Wir müssen schnellstens hier raus.“
    Sie sah seinen skeptischen Blick.
    „Das Schicksal der Welt hängt davon ab“, fügte Axel anspornend hinzu.
    Doch der Blick des Fremden blieb skeptisch.
    Er deutete auf Axel. „Er ist einer von ihnen.“
    „Was meinst du?“, fragte Maggie.
    „Die Symbole auf den Ketten“, erklärte der Mann.
    Maggie erkannte den Akzent, mit dem er sprach, als osteuropäisch.
    „Ja, auch er ist ein Engel“, sagte Maggie. „Aber er ist keiner von ihnen. Sie haben uns hier unten gefangen, damit er ihre Pläne nicht durchkreuzt.“
    „Dann bist du ein Freund Ani’Els?“, fragte der Mann Axel. Axel zögerte. Maggie wusste, dass es ihm nicht gegeben war, zu lügen. Nicht

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