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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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Man’El ihretwegen gefoltert wurde. Zugleich durfte sie aber auch die Schlüssel nicht einfach herausgeben. Dazu hatte sie kein Recht. Nicht solange noch die geringste Chance bestand, dass das Ritual fehlschlug. Sie würde dabei ihr Leben verlieren, aber die Schlüssel wären für die Verräter für immer unerreichbar.
    „Gib dir keine Mühe“, sagte Theia. „Sie sind hundertmal stärker als die, mit denen Bezal’El dich in England gefesselt hat. Ich habe sie selbst geschmiedet.“
    Ani’El spürte, dass Theia die Wahrheit sagte. Sie würde die Ketten nicht zerreißen können. Aber sie würde auch nicht aufhören, es zu versuchen.
    „ Usai Ta’AchNa,
    Ulai Ta’Ir... “
    Theia begann das Ritual zu intonieren, und Sam’Yaza schlug Man’El mit der flachen Hand ins Gesicht. Man’El wurde wach.
    „Er muss bei Bewusstsein sein“, sagte Sam’Yaza und griff nach einem der silbernen Spieße auf dem Nebentisch.
    „Sin du’U-Kai,
    Sin Oparr..."
    Sam’Yazas und Theias Stimmen verwoben sich ineinander zu einem magischen Singsang. Ani’El konnte genau den Augenblick erkennen, in dem Man’El verstand, wo er war, weil er sofort versuchte, sich von seinen Fesseln loszureißen. Ani’El selbst war so verzweifelt, dass sie tatsächlich für einen winzigen Moment anfing zu leuchten. Doch Theias Kette saugte jedes Quäntchen Magie direkt wieder auf.
    „ Usai Ta’AchNa,
    Ulai Ta’Ir... “
    Die Kerzen in dem Doppelkreis um Ani’El herum begannen höherzulodern, und die Symbole dazwischen schienen sich wie schmelzendes Metall zu verflüssigen und ineinanderzufließen. So als ob sie lebendig geworden wären und sich jetzt gegen den Uhrzeigersinn um Ani’El herumbewegten.
    „Sin du’U-Kai,
    Sin Oparr ..."
    Sam’Yaza trat mit dem Spieß an den Altar, fasste Man’Els Kopf mit der freien Hand und drückte ihn auf die Teakholzplatte herunter.
    „Wenn du dich wehrst, wird es nur umso mehr wehtun“, zischte er und zielte mit der silbernen Spitze auf Man’Els rechtes Auge.
    „Nein!“, schrie Ani’El in Panik auf.
    „Dann rück die Schlüssel freiwillig heraus!“, rief Theia.
    „Das kann ich nicht“, flehte Ani’El. „Ich darf es nicht!“
    „Dann zahlt er jetzt den Preis mit seinem Blut“, sagte Sam’Yaza.
    Ani’El konnte sehen, wie Man’El versuchte, sich aufzubäumen. Doch Sam’Yazas Hand auf seiner Stirn war stärker. Der nadelspitze Spieß war jetzt nur noch wenige Millimeter vom Augapfel entfernt.
    Plötzlich war Lärm vor der Saaltür zu hören, und Sam’Yaza hielt inne.
    „Ruhe da draußen!“, brüllte er ungehalten. „Oder ich ziehe euch die Haut bei lebendigem Leibe ab!“
    Ani’El merkte, dass er glaubte, der Lärm stamme von seinen Leuten, die sich für die kommende Schlacht rüsteten, doch sie erkannte, dass es der Lärm eines Kampfes war - klirrende Schwerter, aufeinandertreffender Stahl, erstickte Todesschreie. Irgendjemand schien zu ihrer Rettung zu kommen. Aber wer? Wussten die Himmlischen, wo Sam’Yaza sie und Man’El gefangen hielt? Die Chance, dass sie urplötzlich durch die magische Barriere hindurchsehen konnten, die ihn und Theia Jahrtausende vor ihren Blicken geschützt hatte, war allerdings verschwindend gering.
    In diesem Moment erkannte auch Sam’Yaza, dass der Krach nicht von mobilmachenden Soldaten verursacht wurde.
    „Schaut nach, was da draußen los ist!“, befahl er den Suburi, die Man’El hereingebracht hatten. Die vier zogen ihre Waffen und stürmten los. Doch sie kamen nicht weit. Noch ehe sie die Tür erreicht hatten, tauchte dort eine Gestalt auf. Die Gestalt eines Kriegers mit einem riesigen, blutverschmierten Breitschwert.
    „Du!“, rief Sam’Yaza, und es klang wie ein Fluch.
    Ani’El erkannte ihn, und sie wollte ihren Augen nicht trauen.
    Azazel!
    Wie war er hierhergekommen? Was tat er hier? Was hatte er vor?
    Abgesehen von Sam’Yaza war er ihr größter Feind, aber anders als den Roten hatte sie ihn nicht für tot gehalten, sondern jahrtausendelang gejagt - und er war ihr immer wieder entkommen. Die einzig logische Erklärung für seine Anwesenheit war, dass Sam’Yaza und Azazel, die einstmaligen Waffenbrüder, sich zerstritten hatten und Azazel jetzt hier war, um die Schlüssel zur Festung der Himmel für sich selbst zu beanspruchen.
    Sie wurde nicht gerettet: Sie kam vom Regen in die Traufe. Azazel hatte - gerade wegen der vergangenen Jahrtausende der Jagd auf ihn - noch sehr viel mehr Grund, sich an ihr und den himmlischen Brüdern und

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