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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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meine Seite, oder du gehst mir aus dem Weg und siehst aus sicherer Entfernung dabei zu, wie ich die Macht ergreife. Die Schlüssel dazu halte ich in nur wenigen Momenten in meinen Händen.“
    „Nicht solange ich lebe“, sagte sie leise und todernst... und dann stürmte sie auf ihn zu.
    „So sei es“, brüllte er und stürzte ihr mit hoch erhobener Sense entgegen.
    In der Mitte des Kirchenschiffs trafen sie aufeinander.
    Tami’El benutzte ihre beiden Klingen mit atemberaubender Geschwindigkeit, sodass Anya den eigentlichen Bewegungen der umeinanderwirbelnden Schwerter kaum folgen konnte. Umso verwunderlicher war es, dass Bezal’El jeden der ausgeführten Schläge und Stiche mit entweder der Klinge oder dem Stiel der riesigen Sense zu blocken und zu kontern verstand.
    Die beiden kämpften auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Tami’El erinnerte Anya mehr an einen Kolibri, der hin und her zuckte, zustieß, zurücksprang und wieder nach vorn schoss. Bezal’El bewegte sich wie eine Kobra - schlängelnd, fließend. Er sah sehr viel langsamer aus, aber der Eindruck täuschte - in Wirklichkeit, erkannte Anya, bewegte er sich in seiner Geschmeidigkeit sehr viel effektiver als seine Gegnerin.
    Aber ihr konnte egal sein, welcher der beiden am Ende die Oberhand gewinnen und den Sieg davontragen würde. Sie war das Opfer - und gleichgültig, wer gewann, er oder sie würde ihr die Schlüssel entreißen. So viel hatte sie verstanden; auch wenn sie sich sicher war, dass die beiden sie mit irgendjemandem zu verwechseln schienen, denn sie hatte nicht die Spur einer Ahnung, was mit diesen Schlüsseln gemeint war. Sie hatte keine Schlüssel bei sich. Sie hatte nie welche besessen - weder für die Heime, in denen sie aufgewachsen war, noch für die Wohnungen ihrer verschiedenen Pflegeeltern oder gar für Claires Studio in London. Der Gedanke stimmte sie zusätzlich traurig. Nirgends war sie in ihrem Leben so sehr zu Hause gewesen, dass sie die Schlüssel dafür besessen hätte.
    Viel schlimmer aber war der Gedanke an Sergej. Er hatte sein Leben für sie geopfert - so heldenhaft ... und doch so vergebens. Bei dem Gedanken, dass er für sie hatte leiden müssen, füllten Anyas Augen sich mit Tränen, und sie nahm den Kampf im Herzen der Kapelle nur noch verschleiert wahr.
    Der Schmerz über den Verlust Sergejs war so groß, dass er sie von innen heraus erschöpfte. Ihr Leben hatte noch nie viel Sinn gehabt - und jetzt, da sie den Mann verloren hatte, dessen Liebe zu ihr so groß war, dass er für sie zu sterben bereit gewesen war, hatte es gar keinen mehr. Mit jeder weiteren Träne floss mehr und mehr Lebenswillen aus ihr heraus. Sollten sie doch mit ihr tun, was immer sie wollten.
    Dann würde es endlich vorbei sein.
    Für immer.
    Sie hoffte nur noch, dass es schnell gehen würde ... aber wenn das Schicksal mit dieser Hoffnung genauso umgehen würde wie mit jeder anderen in ihrem Leben, würde sie noch einiges an Qualen durchzustehen haben, ehe alles zu Ende war.
    Trotz der verschleierten Sicht erkannte sie, dass Bezal’El dabei war, die Oberhand zu gewinnen. Tami’El gelang es nicht, auch nur einen einzigen Treffer zu landen, er aber hatte sie mit der Klinge seiner Sense schon mehrfach getroffen, und ihre Bewegungen erinnerten weder in Geschwindigkeit noch in Zielsicherheit mehr an einen Kolibri - viel mehr an eine pollenschwere, müde Biene.
    Er lachte triumphierend und schlug ihr mit dem Stielende seiner Waffe eines ihrer Schwerter aus der Hand. Danach wurde das Ende immer absehbarer. Bezal’El spielte nur noch ein wenig mit ihr - so wie er im Wald mit Sergej gespielt hatte ... überheblich ... sadistisch.
    Auch das zweite Schwert fiel klirrend zu Boden - und Tami’El sank erschöpft in die Knie.
    „Na komm schon“, sagte sie keuchend. „Mach ein Ende. Hol dir deine Schlüssel und weihe die Himmel dem Untergang.“
    „Nanu, auf einmal so gleichgültig?“, fragte er hämisch.
    „Ich bin müde“, gab sie zu. „Erst Luzifer, dann ihr Sohn, dann wir, dann die Trennung der Elohim und die Menschen, die mit Füßen treten, wofür wir gekämpft haben, dann du und schließlich unser Gebieter. Verrat und Gleichgültigkeit, wo immer ich hinsehe. Es gibt nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“
    „Jetzt tu nicht so, als hättest du dich mir ergeben“, knurrte er. „Ich habe dich besiegt, Tami’El, und das redest du auch mit noch so edlen Worten nicht schön.“
    Er stellte sich mit weit auseinandergespreizten

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