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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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Man’El ihn dazu hatte bestechen wollen, Anya zu vergessen und einfach zu gehen.
    Hastig stieß sie Man’El zur Seite, der mit erwartungsvollem Blick schräg vor ihr stand, und eilte zu Sergej. Sie rief seinen Namen und ging neben ihm in die Knie.
    „Keine Sorge“, sagte Man’El, und Anya konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören. „Ihm ist nichts geschehen. Er schläft nur. Ich kann ihn wecken, wann immer ich will.“
    „Dann weck ihn auf“, forderte sie wütend.
    „Nicht ehe wir über das gesprochen haben, was du eben erlebt hast“, beharrte er.
    „Ich? Erlebt?“, fragte Anya aufgebracht und bemühte sich, die in ihr noch immer tobende Erregung niederzukämpfen. „Ich habe nichts erlebt. Das war nur eine Halluzination.“
    „Es war keine Halluzination“, erwiderte Man’El ungeduldig. „Es war eine Erinnerung. Unsere Erinnerung.“
    „Nein, war es nicht“, widersprach sie. „Nach allem, was ich weiß, hast du mich betäubt und meinem Geist irgendwie etwas vorgegaukelt.“
    Er seufzte frustriert.
    „Die Frau, die ich da erlebt habe“, fuhr Anya fort. „Das war nicht ich. Kann gar nicht ich gewesen sein. Diese Frau war stark ... fordernd ... und überlegen. All das bin ich nicht. War ich nie. Du hast dich da in etwas verrannt. Wahrscheinlich ist es einfach nur eine zufällige Ähnlichkeit oder was weiß denn ich!“
    „Hast du denn nicht gespürt, wie sehr wir einander lieben?“, fragte er unsicher. „Wie sehr ich dich liebe?“
    Die Verzweiflung in seinem Ton stimmte sie ein wenig milder. Sie erhob sich wieder und ging auf ihn zu.
    „Doch, ich habe gespürt, wie tief deine Liebe zu ihr ist“, gab sie zu. „Und auch ihre zu dir. Aber, wie ich jetzt schon so oft gesagt habe: Sie und ich sind zwei völlig verschiedene Personen ... äh, Wesen.“
    Er lachte mit einem ironischen Unterton auf.
    „Was?“, fragte sie, jetzt wieder aufgebracht.
    „Du behauptest, du könntest niemals so stark sein, wie sie es war ... ist“, korrigierte er sich. „Und doch stehst du in deinem kleinen, verwundbaren Menschenkörper vor einem Hauptmann der Himmel, den du schier unmögliche Dinge hast tun sehen, der vor deinen Augen einen der Gefallenen besiegt und erschlagen und den Mann, den du liebst, vor dem sicheren Tod gerettet hat, und bezichtigst ihn der Lüge ... oder zumindest der Selbsttäuschung.“
    „Ich will dir nur helfen“, sagte sie.
    „Ja“, sagte er, und erneut war sein Blick liebevoll. „Das war schon immer die Quelle deiner Kraft.“
    Sie legte die Hand an seine Brust - nach dem Traum fiel ihr das nicht schwer - und sagte: „Bitte lass Sergej und mich nach Kiew gehen. Ich brauche Beweise, dass das hier alles nur eine Verwechslung ist. Für dich - aber vor allem für mich selbst.“
    „Es ist keine Verwechslung“, sagte er. „Und in Kiew wirst du nichts finden.“
    Sie drehten sich im Kreis.
    „Okay“, sagte sie schließlich. „Du sagst, du liebst mich.“
    „Das tue ich“, erwiderte er.
    „Dann lässt du mich gehen und die Wahrheit selbst herausfinden“, verlangte sie.
    „Aber die Wahrheit ...“, wollte er aufbegehren. Doch sie legte ihm einen Finger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    „Dann lässt du mich gehen und die Wahrheit selbst herausfinden“, wiederholte sie. „Wenn ich herausfinde, dass du lügst oder dich irrst, versprichst du mir, dass du woanders nach deiner Ani’El suchen wirst. Und wenn ich, wie du sagst, dort nichts finde, also wirklich keine Vergangenheit habe, dann werde ich dir zuhören. Ist das fair?“
    „Das ist zu gefährlich“, sagte er.
    „Das ist meine Entscheidung“, antwortete sie. „Bist du bereit, sie zu akzeptieren?“
    Er schaute sie lange an, ohne ein Wort zu sagen. Sein Blick war tief und forschend. Dann schließlich nickte er.
    „Ich fliege uns dorthin“, sagte er.
    „Nein, wir werden ganz normal dorthin reisen“, hielt sie dagegen. „Nur Sergej und ich. Wie geplant.“
    „Ich kann dich nicht alleine lassen“, sagte er. „Nicht bei der drohenden Gefahr. Du brauchst mich zu deinem Schutz.“
    Sie überlegte.
    „Schau, Ani’El ... Anya“, sagte er. „Spielen wir dein Spiel und nehmen an, dass ich mich irre und dich verwechsle. Den anderen geht es aber ganz genauso, und so mutig dein Bodyguard auch sein mag, er hat ihnen nichts entgegenzusetzen, wenn sie angreifen. Und angreifen werden sie. Dessen sei dir sicher. Also, wenn du schon normal reisen musst, lass mich euch wenigstens begleiten.“
    Sie

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