Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
Vom Netzwerk:
zögerte.
    „Also gut“, sagte sie dann nach einer kleinen Weile. „Aber nur unter der Voraussetzung, dass du keine Tricks mehr anwendest.“
    „Tricks?“
    „Bewusstlos machen und Halluzinationen hervorrufen und all so was“, konkretisierte sie.
    „Das war keine Hallu...“
    „Sind wir uns einig?“, unterbrach sie ihn.
    Er ließ Kopf und Schultern hängen.
    „In Ordnung“, sagte er schließlich.
    Dann ging er zum Wagen, legte seine Hand auf das Loch in der Motorhaube, das Bezal’Els Lanze gestochen hatte, und Anya wurde Zeugin, wie er das Auto auf die gleiche Weise heilte , auf die er Sergej geheilt hatte.
    Er murmelte leise vor sich hin, und zwischen seiner Hand und dem Blech begann es zu glühen. Das Leuchten wurde stärker, und Anya konnte daran, dass es jetzt auch auf dem Boden unter der Limousine zu erkennen war, sehen, dass es den gesamten Motorblock durchdrang.
    Dann legte er den Kopf prüfend zur Seite, so als würde er in die Maschine hineinhorchen, und schien gleich darauf zufrieden zu sein, denn er nahm die Hand wieder weg, und das Glühen verschwand. Eine knappe Geste, und der Motor sprang an. Soweit Anyas ungeübtes Ohr das beurteilen konnte, lief er wie am Schnürchen.
    Man’El ging zu Sergej hinüber, beugte sich herab und berührte ihn mit den Spitzen seiner Finger an der Stirn. Ein Schauer lief durch Sergejs gerade eben noch völlig still liegenden Leib, und er ruckte nach oben, als würde er aus einem schlechten Traum erwachen. Sobald er Man’El über sich gebeugt sah, rollte er sich reaktionsschnell zur Seite weg, sprang auf die Füße und hechtete nach vorn.
    „Nein“, schrie Anya.
    Doch zu spät.
    Der Russe traf den Engel mit der rechten Faust voll im Gesicht, und Man’El wurde von dem unglaublich harten Schlag nach hinten geschleudert und ging rückwärts zu Boden.
    Sofort setzte Sergej nach und wollte einen zweiten Hieb landen. Man’El war so verblüfft, dass er nicht einmal daran dachte, sich zu wehren.
    „Stopp!“, rief Anya - und Sergej hielt mitten in der Bewegung inne. „Tu ihm nichts.“
    Sergej wandte sich ihr zu und schaute sie fragend an.
    „Wir haben einen Pakt geschlossen“, erklärte sie. „Er begleitet uns nach Kiew.“
    Weil das Fragezeichen aus Sergejs Blick einfach nicht verschwinden wollte, nickte sie ihm einmal zu, um ihm zu signalisieren, dass sie wusste, was sie tat, und dass es die einzige Möglichkeit war. Er verzog ein wenig unwillig die Mundwinkel, drehte sich aber dann zu Man’El um und reichte ihm die Hand, um ihm auf die Füße zu helfen.
    Man’El ignorierte die Geste und erhob sich mit einer kraftvollen und sehr geschmeidigen Bewegung. Aber Anya konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass sein Stolz angekratzt war.
    „Ich fahre“, stellte Sergej trocken klar und ging zur Fahrertür des Mercedes.
    Anya musste unwillkürlich lächeln. Das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nicht nur einen Plan hatte, sondern dass der auch noch funktionierte.
    „Ich sitze auf gar keinen Fall hinten“, sagte Man’El, und Anya zuckte einlenkend mit den Achseln. Hinten sitzen war in Ordnung für sie - sie brauchte jetzt eh erst einmal Schlaf, und da war die Rückbank sehr viel bequemer als der Beifahrersitz.
    Merkwürdig, dachte sie nur, wie viel Raum da noch für Banalitäten ist, selbst wenn man es mit Killern, Monstern und Engeln zu tun hat.
    Sie kletterte in den Fond des Mercedes, und noch ehe Sergej die ersten zehn Meter auf dem Kopfsteinpflaster zurückgelegt und Man’El sich mit einer fast schon artigen, aber unbeholfenen Bewegung und einem noch immer in Richtung Sergej schmollenden Blick angeschnallt hatte, war sie eingeschlafen.
    Maggie saß auf Axels Rücken, und sie flogen über das smaragdgrün leuchtende Blätterdach des Urwalds von Kambodscha. Mit den Händen an seinen Schultern konnte sie fühlen, wie angespannt er war, und sie sah, wie er immer wieder den Blick von der einen zur anderen Seite schwenkte, um einen möglichen Angreifer frühzeitig zu entdecken. Sie spürte einen Stich in der Bauchgegend. Er hatte sich jahrtausendelang verstecken müssen, hatte immer auf der Hut sein müssen davor, dass seine früheren Brüder und Schwestern des Hohen Rates der B’Nai Elohim ihm auf den Fersen waren. Doch jetzt, da der Rat von Luzifer zerschlagen worden war, hatte sich alles für ihn geändert, und er konnte sich endlich wieder völlig frei bewegen.
    Nicht konnte - könnte. Wäre da nicht sie und der Fluch, der auf ihr lastete. Ja,

Weitere Kostenlose Bücher