Himmel der Suende
Wanne noch einmal mit einem langen, ruderähnlichen Stab um, dann verneigten sich die drei und ließen Maggie mit Axel allein.
Maggie schlüpfte aus ihren Sachen und prüfte mit den Zehenspitzen die Temperatur. Sie war perfekt. Mit einem wohligen Seufzer stieg sie die in die Wanne eingelassenen Stufen hinab und legte sich hinein. Sofort kroch ihr die angenehme Hitze unter die Haut, und sie schloss genussvoll die Augen, während sie am Plätschern hörte, wie Axel sich zu ihr gesellte.
Sie wusste inzwischen, dass Engel Bäder oder Duschen nicht wirklich brauchten. So wie sie ihre Kleidung, ihre Flügel, ihre Waffen und auch ihre wahre Gestalt nach Belieben erscheinen und verschwinden lassen konnten, verschwand jeglicher Schmutz fast augenblicklich wieder von ihrer Haut. Das war eine beneidenswerte Fähigkeit, die Maggie mit dem Erreichen der Unsterblichkeit leider nicht erhalten würde; das war eine reine Engelssache. Nichtsdestotrotz liebte Axel ausgiebige Bäder.
Sie öffnete die Augen wieder, und an dem Ausdruck in seinem Gesicht erkannte sie, dass das Bad allein seine Melancholie nicht vertreiben würde.
„Du glaubst ihm nicht, nicht wahr?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Nein“, sagte er. „Er will diesen Krieg.“
„Wegen der Macht?“
„Vielleicht“, vermutete er. „Aber wie ich ihn kenne, wahrscheinlich vornehmlich wegen des Kampfes.“
„Auf die Gefahr hin, dass die neu gewonnene Freiheit wieder verloren geht oder mit jeder Menge unschuldigem Blut befleckt wird?“
„Sam’Yaza ist ein Krieger“, sagte er. „Gefahr ist ihm mehr Reiz als Schrecknis.“
„Auch du bist ein Krieger.“
„Wir wurden so erschaffen“, sagte er leise, und sie konnte heraushören, wie sehr er diesen Umstand bedauerte. „Aber anders als er habe ich immer für eine Sache gekämpft. Die braucht er nicht. Er gehörte von Anfang an zu denen, denen es genügt und die es lieben, einfach nur zu triumphieren. Über wen und warum spielt für ihn, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle.“
„Das heißt, selbst wenn es ihm gelänge, die Macht in den Himmeln an sich zu reißen, würde er nicht aufhören, Krieg zu führen?“
Axel schüttelte traurig den Kopf. „Er würde immer einen Grund finden.“
„Also, was hast du vor?“ Sie kletterte zu ihm hinüber und schlängelte sich zwischen seinen breiten Rücken und den Rand der Wanne, um ihm die Schulter einzuseifen.
„Ich weiß es noch nicht, Magdalena“, gab er zu und lehnte sich genussvoll gegen sie. „Wenn ich gar nichts tue, wird es ein Blutvergießen geben - auf beiden Seiten. Wenn ich etwas tue, müsste ich mich dazu wieder gegen den eigenen Bruder stellen, und ich weiß nicht, ob ich das noch einmal verkraften würde.“
„Wie würde das denn auch weiteres Blutvergießen verhindern?“
„Ein Duell“, sagte er knapp.
„Was meinst du?“
„Ich müsste seinen Platz als Anführer seiner Gefolgsleute übernehmen und sie dann dazu bewegen, den Frieden zu wahren.“
„Und ohne Kampf geht das nicht?“
Er lachte auf. „Nicht bei Sam’Yaza.“
„Und wie würde Theia reagieren?“
„Das kann ich noch nicht einschätzen“, sagte er. „Bei ihr war ich nie ganz sicher, ob sie für die Freiheit gekämpft hat oder für den Erhalt ihrer Macht.“
„Nehmen wir an, sie würde treu zu ihrem Geliebten stehen.“
„Dann wird es ein harter Kampf.“
„Wie hart?“
„Der Ausgang wäre fraglich.“
„Wäre es hilfreich, Luzifer um Hilfe zu bitten?“
„Das hieße im wahrsten Sinne des Wortes den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Aber durchaus eine Überlegung wert. Schließlich besitzt auch Sam’Yaza genau wie ich die Macht, sie zu besiegen. Und er auf dem Thron der Himmel …“ Er überlegte. „Sie und die Ihren wären sein nächstes Ziel. Ganz bestimmt. Sie hätte also jeden Grund, ihn aufhalten zu wollen. Aber deshalb ein Bündnis mit ihr eingehen?“
„Vielleicht müsste man sie dann einfach nur über sein Vorhaben informieren“, schlug Maggie vor. „Dann kümmert sie sich darum, und du wärst die Sorge los.“
Er seufzte. „Du vergisst, Magdalena, Sam’Yaza ist mein Bruder, und ich liebe ihn. Trotz all seiner Schwächen.“
Eine Woge von Mitgefühl schwappte durch Maggies Innerstes und schlug eine schwere Kette um ihr Herz. Wieder sah sie, wie der Mann, den sie liebte, unerbittlich und gegen jegliche Überzeugung in einen Konflikt gesogen wurde wie in einen Mahlstrom. Es war kein Konflikt zwischen Gut
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