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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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war das Letzte, was er spürte, bevor er Edwards Stimme hörte. Sie dröhnte ihm in den Ohren wie das Nebelhorn eines Schiffes.
    “Hören Sie mich?”
    Greg blinzelte und stellte fest, dass er auf dem Boden lag. Neben ihm kniete Edward.
    Ihre Blicke begegneten sich, bis Greg die Augen abwandte. “Was ist passiert?”, fragte er durch die Watte hindurch, die ihn zu umgeben schien.
    “Sie sind ohnmächtig geworden.”
    “Wirklich?” Abrupt setzte Greg sich auf. Am liebsten wäre er dieser unwürdigen Situation einfach entflohen, aber bei seiner plötzlichen Bewegung fing der Raum an, sich auf höchst beunruhigende Art und Weise zu drehen.
    “Langsam, langsam”, riet ihm Edward, reichte ihm eine Hand und half ihm auf die Beine. “Ich habe eine der Krankenschwestern gebeten, bei Ihnen Blutdruck zu messen. Sagen Sie mal, wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?”
    “Ach, das ist schon in Ordnung. Heute Morgen habe ich gut gefrühstückt.” Das war eine Lüge. Weder war alles in Ordnung, noch hatte er am Morgen etwas zu sich genommen. “Es ist nur so, dass ich Spritzen nicht besonders mag.”
    “Dann haben Sie sehr tapfer gehandelt, als Sie hierhergekommen sind.”
    “Tapfer?” Bitter lachte Greg auf. “Ich bin der größte Feigling, der je auf dieser Erde gelebt hat.”

7. KAPITEL
    A m Morgen des nächsten Montag erkannte Greg, dass ihm kein anderer Ausweg blieb. Es würde ihm nicht leichtfallen, bei der Pacific Union Bank um einen Kredit nachzusuchen, aber eine andere Möglichkeit hatte er nicht mehr. Er war noch nie jemand gewesen, der andere um Hilfe anbettelte. Bisher hatte er noch nie betteln
müssen
, aber wenn es das war, was Bennett Wines rettete, dann würde er es tun. Sogar mehr als das.
    Das Schlimmste daran war, dass er ausgerechnet seinen eigenen Bruder anbetteln musste. Vermutlich würde es Phil die allergrößte Genugtuung bereiten, ihn einen Versager zu nennen. Und damit hätte er noch nicht einmal so furchtbar unrecht. Greg
fühlte
sich als Versager.
    Trotz seiner düsteren Laune bereitete Greg sich sorgfältig auf den Termin vor und warf sich in seinen besten Anzug. Gerade wollte er das Haus verlassen, als das Telefon klingelte. Ein kurzer Blick auf die Nummer im Display sagte ihm, dass es sich diesmal nicht um einen Gläubiger handelte.
    “Hallo”, bellte er barsch in den Hörer.
    “Hallo, Greg.”
    Es war Tess, seine Fast-schon-Exfrau. Exfrau Nummer drei. “Was ist los? Willst du mir jetzt auch noch das letzte Hemd ausziehen?”, fragte er höhnisch. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war eine Unterhaltung mit der verzogenen, selbstsüchtigen Tess.
    “Ich habe von deinen Geldproblemen gehört.”
    “Bestimmt freust du dich auch noch darüber.”
    Er hörte, wie sie am anderen Ende der Leitung scharf die Luft einsog. “Ich wünsche dir nichts Schlechtes, Greg.”
    Nicht, dass er ihr auch nur eine Sekunde lang glaubte. “Was willst du?” Er hatte eine unangenehme Aufgabe vor sich, die all seine Konzentration erforderte. In dieser Situation wollte er sich nicht durch noch unangenehmere Dinge ablenken lassen.
    “Ich rufe an, weil ich erst jetzt verstehe, wie groß deine finanziellen Schwierigkeiten wirklich sind, und, na ja … es tut mir leid.”
    Er sagte nichts darauf.
    “Ich wünschte, du hättest mir früher davon erzählt. Wenn ich das gewusst hätte, dann …”
    “Hätte es irgendeinen Unterschied gemacht?” Ihre Schwierigkeiten hatten begonnen, lange bevor das Virus seine Weinberge befallen hatte. Lange bevor er sich mit einer finanziellen Krise nach der anderen konfrontiert sah. Schon bei der Hochzeit mit Tess hatte er gewusst, dass sie vermutlich einen großen Fehler begingen. Aber auch das hatte ihn nicht aufhalten können. Er hatte sie gewollt, und sie wünschte sich, Mrs. Bennett zu werden, weil sie damit von seinem Ansehen profitierte. Immerhin hatten sie ein hübsches Paar abgegeben. Gerade im Moment sah es allerdings danach aus, als wäre das schon alles, was man an Positivem über sie sagen konnte.
    Greg lebte nicht gern allein, aber vermutlich würde er sich eines Tages daran gewöhnen.
    Tess antwortete ihm nicht sofort auf seine nachdrückliche Frage. “Wenn ich von deinen Schwierigkeiten gewusst hätte, dann glaube ich, dass es schon etwas verändert hätte.”
    Unglaublich, was für ein positives Selbstbild die meisten Frauen haben, dachte er zynisch. “Glaub doch, was du willst.”
    “Ach, Greg. Hasst du mich wirklich so sehr?”
    Ihre Worte

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