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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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brachten ihn zur Besinnung. “Ich hasse dich überhaupt nicht”, antwortete er und erkannte zu seiner Überraschung, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Es tat ihm leid, dass die Ehe zerbrochen war, aber es hatte ihn nicht überrascht. Tatsächlich hatte er schon lange vor Tess’ Auszug damit gerechnet.
    “Wirklich nicht?” Sie klang überrascht, fing sich aber schnell wieder. “Gut, denn ich habe nachgedacht und würde dir gerne einen Vorschlag machen. Wollen wir unsere Rechtsanwälte nicht fortschicken und die Scheidung untereinander regeln? Ich kann mir ein Honorar von dreihundert Dollar pro Stunde nicht leisten, und du auch nicht.”
    Greg wusste nicht recht, ob er diesem plötzlichen Meinungsumschwung trauen sollte. “Meinst du das ernst?”
    “Natürlich.”
    “Na gut, dann schlag eine Zeit und einen Ort vor. Ich werde da sein.” Eigentlich ärgerte ihn, wie eifrig er plötzlich klang. Aber er wollte die Rechtsanwälte loswerden – und zwar genauso dringend, wie Tess das wollte. Ohne diese Leute, die im eigenen Interesse die Feindseligkeiten zwischen den Eheleuten schürten, hatten Tess und er die Chance, sich gütlich zu einigen.
    “Wie wäre es mit Dienstagabend?”, schlug sie vor.
    Greg notierte sich Zeit und Ort und beendete das Telefongespräch mit einem Abschiedsgruß, den man schon beinahe als freundlich bezeichnen konnte.
    So, so. Das Leben steckte voller Überraschungen, und nicht alle waren unangenehm.
    Die Fahrt in die Stadt dagegen war unangenehm. Dichter Verkehr behinderte das Vorwärtskommen. Als Greg dann auch noch fast eine Stunde brauchte, bis er einen Parkplatz gefunden hatte – der noch nicht einmal in der Nähe des Bankenviertels lag –, verlor er beinahe die Fassung. Solche Parkplatzgebühren zu nehmen sollte gesetzlich verboten werden!, grummelte er vor sich hin. Das hier war sein dritter Besuch in der Stadt innerhalb von zehn Tagen. Dabei blieb er viel lieber zu Hause, um seine Rolle als Gutsherr zu spielen. Aber wenn es ihm nicht gelang, ein Darlehen zu bekommen, hatte er wohl bald ausgespielt.
    Auf den Gehwegen drängten sich die Menschen, die während ihrer Mittagspause noch rasch etwas erledigten. Ein kalter Wind wehte von der Bucht herüber, und Greg zog die Schultern hoch. Beim Gehen versuchte er so gut es ging, die festlichen Dekorationen an den Bankgebäuden zu ignorieren, aber jedes Mal, wenn sich eine Tür öffnete, drang der Klang von Weihnachtsliedern auf die Straße heraus.
    Ich hoffe nur, dass ich Phil zumindest jetzt noch nicht begegnen muss. Am liebsten auch später nicht.
Er kannte Phil. Sein Bruder würde mit dem größten Vergnügen den Antrag höchstpersönlich ablehnen. Möglicherweise wäre er auch gnädig und würde diese Aufgabe an einen niederen Angestellten delegieren. Aber darüber musste sich Greg zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Sorgen machen. Heute ging es lediglich darum, den ersten Schritt zu unternehmen: ein Gespräch mit dem Kreditsachbearbeiter zu führen und die Unterlagen zusammenzustellen. Sobald der Papierkram erledigt war, konnte er sich verabschieden. Er würde wieder einmal eine Bank verlassen. Und dann begann das Warten auf die nächste Ablehnung.
    Seine pessimistische Haltung war ihm selbst zuwider, aber in der gesamten vergangenen Woche war nichts passiert, was ihn Hoffnung hätte schöpfen lassen. Sein Bruder hasste ihn, daran ließ sich nichts deuteln. Außerdem war Phil nicht der Mann, der einen schlimmen Streit einfach vergeben und vergessen würde. Wenn er Greg nach zehn Jahren noch nicht verziehen hatte, würde er das wohl kaum jetzt tun.
    Greg wusste, dass Phil immer eifersüchtig auf ihn gewesen war. Nur der Grund dafür war ihm nicht klar. Vermutlich war Gregs größte Sünde die Tatsache, dass er der Jüngere war. Und natürlich, dass er sich ebenso sehr wie ihr Vater fürs Weinmachen begeisterte. Mochte Phil glauben, was er wollte – Greg hatte ihre Mutter geliebt. Ihr Tod hatte ihn hart getroffen, obwohl man damit hatte rechnen müssen.
    Damals hatte er nicht gewusst, wie kritisch ihr Zustand tatsächlich war. Am Abend zuvor telefonierten sie noch kurz miteinander, und obwohl sie schwach klang, ermunterte sie ihn, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Er sollte den Gerichtstermin nicht absagen, erklärte sie. Natürlich glaubte er daraufhin, es bliebe noch reichlich Zeit für einen Besuch. Sie hatte wirklich nicht wie jemand gewirkt, der an der Schwelle des Todes stand.
    Der Streit, den er mit Phil nach der

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