Himmel uber Langani
ist.«
»Also bin ich ihr eingefallen. Du wirst ihr ausrichten müssen, dass das nicht in Frage kommt.«
»Sie weiß gar nichts von meinem Anruf.« Sarah war verzweifelt und enttäuscht über seine verbitterte Reaktion. »Ich kann dich verstehen, Lars. Aber ich würde mich trotzdem freuen, wenn du es dir noch einmal überlegst.«
Sie unterhielten sich noch einige Minuten, doch er ließ sich nicht beirren und beharrte, er könne nicht nach Langani zurückkehren.
Drei Tage später rief er aus Nanyuki an. »Könntest du herkommen und dich mit mir treffen?«, meinte er in seinem gedehnten Akzent zu Sarah. »Ich möchte zwar nicht mehr in Langani arbeiten, doch wir sollten miteinander reden.«
»Hannah, hast du Lust, mich heute Nachmittag nach Nanyuki zu begleiten?« Vergeblich bemühte Sarah sich um einen beiläufigen Ton.
»Warum?« Hannah blickte von ihrem Kassenbuch auf. Ihr Gesicht wirkte eingefallen, und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. »Ich will zurzeit nicht nach Nanyuki, weil ich niemandem begegnen möchte. Dann muss ich bloß wieder Beileidsbekundungen über mich ergehen lassen, und alle sind so schrecklich verlegen, wenn sie mir über den Weg laufen. Fahr nur, wenn es unbedingt sein muss.«
»Ich möchte aber nicht allein hinfahren. Bitte, Han.«
Sie machten sich auf den Weg in die Stadt und parkten vor dem Silverbeck. Sarah erinnerte sich an ihren ersten Besuch dort auf dem Weg nach Buffalo Springs. Damals war das Leben noch so wunderschön und voller Verheißungen gewesen. Sie schaltete den Motor ab und sah Hannah an.
»Lars ist hier«, sagte sie. »Und du wirst ihm reinen Wein einschenken und ihn bitten, wieder nach Langani zu kommen.«
Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, öffnete Hannah die Wagentür und stolzierte mit steinerner Miene ins Hotel. Ihr Atem ging stoßweise, und ihr Mund war ganz trocken, sodass sie kaum schlucken konnte. Warum war Lars hier? Hatte Sarah ihn verständigt? Wenn ja, wie viel wusste er? Sie hielt inne und drehte sich wieder zum Ausgang um. Sarah, die sie vom Wagen aus beobachtete, flüsterte: »Sag es ihm.« Als Hannah kehrtmachte, stand Lars plötzlich neben ihr. Sie setzten sich an einen kleinen Tisch in der Hotelhalle, wo man Blick auf den Garten hatte.
»Ich vermisse ihn«, begann er. »Ich kann nicht fassen, dass er tot ist. Es muss unvorstellbar schrecklich für dich und Sarah sein. O Hannah …«
Sie war fest entschlossen, nicht zu weinen, und sie wehrte sich gegen das schlechte Gewissen, das beim Gedanken an Lars jedes Mal in ihr hochstieg. Wenn sie ihn nicht weggeschickt hätte … Sie brachte es nicht über sich, den Gedanken zu Ende zu denken. Stattdessen schluckte sie mühsam.
»Du siehst gut aus«, meinte sie. Noch im gleichen Augenblick bemerkte sie, was für eine förmliche und nichts sagende Bemerkung das gewesen war, und schob dennoch gleich die nächste hinterher: »Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen.«
»Wie läuft es auf der Farm?«, fragte er.
Als Hannah sich Hilfe suchend umblickte, stellte sie fest, dass Sarah noch im Wagen saß und keinerlei Anstalten machte, sich zu ihnen zu gesellen. »Natürlich bestens«, erwiderte sie. »Alles prima. Nein, gar nichts ist prima. Ich möchte dich bitten … ich habe mir überlegt … tja, eigentlich wollte ich dir etwas sagen.«
Während sie vor sich hin stammelte, betrachtete Lars eingehend den Inhalt seines Bierglases, ohne sie anzusehen. Schließlich richtete Hannah sich auf und reckte trotzig das Kinn, eine Geste, die sie ihrem Vater sehr ähnlich sehen ließ.
»Pass auf, Lars«, begann sie erneut. »Ich muss dir etwas erklären.«
Sarah, die aus der Ferne beobachtete, wie sie einander steif gegenübersaßen, schickte ein Stoßgebet zum Himmel. »Bitte, lass sie offen sein. Mach, dass er sie anhört. Bitte, lieber Gott, lass aus dieser Tragödie wenistens etwas Gutes entstehen. Bitte! Mach, dass er nicht weggeht.«
Zwanzig Minuten später kehrte Hannah zum Wagen zurück. Ihr Gesicht war bleich, und ihre Augen waren gerötet.
»Han? Ist alles in Ordnung?« Sarah wurde von Enttäuschung ergriffen.
»Ich habe ihm reinen Wein eingeschenkt, wie du verlangt hast, und ihn sogar gefragt, ob er wieder auf der Farm anfangen will. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn brauche, und mich für alles entschuldigt, was ich ihm angetan habe. Er antwortete, er wolle es auf einen Versuch ankommen lassen. Ein paar Monate zur Probe. Allerdings möchte er in der Hütte leben, in der
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