Himmel uber Langani
aber ich war noch nicht bereit. Jetzt ist es so weit. Wenn mein Kind kommt, muss jeder Bereich von Langani Ertrag abwerfen.«
»Eine gute Entscheidung, Hannah«, sagte Lars.
»Fährst du uns hin?« Hannahs Stimme zitterte zwar, aber ihre Miene war gefasst und entschlossen. »Ich möchte mir das Haus gerne zusammen mit euch ansehen.«
In der Lodge herrschte unheimliche Still. Da Lars die Gebäude regelmäßig wartete, war alles sauber. Er hatte auch das wuchernde Gestrüpp entfernt. Hannah spürte einen Kloß im Hals, als sie die Büsche sah, die er gepflanzt hatte und die sich nun kräftig grün um die Zimmertüren rankten. Zwei Kraniche standen am Wasserloch und bewunderten ihr eigenes Spiegelbild. Sarah und Hannah hielten sich an den Händen und wären vor Rührung fast in Tränen ausgebrochen.
»Nächste Woche fange ich an«, sagte Hannah. »Ich werde mit David herkommen, die Möbel wieder aufstellen und gründlich reinemachen. Außerdem werde ich Personal einstellen. Vielleicht könnten die Frauen unserer Farmarbeiter ja als Zimmermädchen und Küchenhilfen bei uns anfangen. Und jetzt möchte ich an seinen Lieblingsplatz, um ihm zu erzählen, was geschehen ist, dass wir es überstanden haben und dass wir jetzt seinen Traum wahr werden lassen.«
Sie stiegen auf den Gipfel des Berges und betrachteten Piets letzte Ruhestätte.
»Hannah, ich habe eine Idee.« Sarah bemühte sich um einen zuversichtlichen Ton und versuchte, das Gefühl der Einsamkeit beiseite zu schieben, das sie noch immer zu überwältigen drohte, wenn sie an Piet dachte. »Die Elefanten haben mich darauf gebracht, und zwar damals, als ich beobachtet habe, wie liebevoll sie ihre Toten bestatten. Ich glaube, Piet hätte keinen klassischen Grabstein gewollt. Aber ein Kreis aus Steinen, die man in der Natur findet, hätte ihm sicher gefallen. Wir könnten ihn dort anlegen, wo der Scheiterhaufen war, und in der Mitte einen Baum pflanzen, der Schatten spendet und den Vögeln einen Platz zum Nisten gibt. Dann hätte er immer Gesellschaft.«
»Eine Akazie«, schlug Lars vor. »Die würde hier oben gut gedeihen, und wir könnten sie vom Haus aus sehen.«
Hannah schwieg, und Sarah sah sie fragend an. Vielleicht war sie ja wieder voreilig gewesen. Warum musste sie nur immer ins Fettnäpfchen treten?
»Ich fände eine Acacia tortilis , eine Schirmakazie, wundervoll.« Hannahs Miene war träumerisch. »Sie wird sehr hoch und hat eine prachtvolle flache Krone wie ein riesiger Regenschirm. Außerdem blüht sie sehr schön. Er wäre bestimmt begeistert. Eine tolle Idee.«
Sie bückte sich und hob zwei weiße glatte Steine auf. »Die beiden sind optimal für Piets Steinkreis«, sagte sie. »Lasst uns noch mehr davon suchen.«
Nach einer Weile hatte sich ein Rhythmus eingespielt. Sie wählten Steine nach Farbe und Größe aus und setzten sie nacheinander auf die geschwärzte Erde. Die Arbeit war wie eine Meditation, die sie Piet näher brachte, ein Ritual gegen die Gewalt, durch die sein Leben zu Asche geworden war. Schließlich traten sie, durchgeschwitzt von der Anstrengung, zurück, um ihr Werk zu betrachten.
»Sehr gut«, meinte Hannah. »Ich bin sicher, dass Piet damit zufrieden wäre.« Sie wischte sich mit ihrem Taschentuch das Gesicht ab. »Jetzt brauche ich etwas Kaltes zu trinken. Lasst uns die Thermosflasche holen und auf den Gipfel gehen.«
An Piets Lieblingsfelsen gelehnt, saßen sie friedlich da, während die Sonne den Horizont in ein abendliches Rot tauchte. Der Gott des Kirinyaga auf der anderen Seite der Ebene sah ihnen aus eisigen Höhen zu.
»Ich habe George Broughton Smith getroffen«, verkündete Sarah beim Abendessen.
»Er hat uns Fördergelder bewilligt«, sagte Hannah. »Anfangs glaubte ich, dass ich das Geld nicht annehmen kann, und habe auch Lars erst vor einer Woche davon erzählt. Aber es ist eine große Hilfe für uns, und wenn ich die Sache mit Vernunft betrachte, sollte ich dankbar sein.«
Sarah überlegte, ob sie in Lars’ Gegenwart offen sprechen sollte. Dann jedoch berichtete sie ihnen, was sie über Marina erfahren hatte, und erwähnte zu guter Letzt die Gerüchte, die über George im Umlauf waren, allerdings ohne zu erwähnen, vom wem sie das wusste.
Während Lars sie ungläubig anstarrte, wirkte Hannah nicht sonderlich überrascht.
»Wenn das stimmt, war es sicher nicht leicht für Camilla«, sagte sie. »Und jetzt sollten wir ihr gemeinsam einen Brief schreiben oder sie anrufen. Vieleicht erledigen wir das,
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