Himmel uber Langani
stimmte die Menge ein, bis der Gesang anschwoll und das Lied über das mit Palmenblättern gedeckte Dach hinaus auf das Meer trug. Menschen durchquerten den Raum, um sich optimistisch oder bedauernd zu umarmen; sie sprachen sich Hoffnung zu, verkündeten ihren Entschluss zu bleiben oder ihre Entscheidung fortzugehen, um ein neues, ungewisses Leben zu beginnen. Luftschlangen flogen durch die Luft, als der Countdown zu Mitternacht begann. Pfiffe ertönten, der Sprechchor wurde immer lauter. Auf der Tanzfläche bildeten die Menschen Kreise und rempelten sich lachend an, als es zwölf Uhr schlug und die Band »Auld Lang Syne« spielte.
Schließlich winkte Piet die anderen heran und führte sie aus der wogenden Menge hinaus und hinunter zum Strand. Sie spazierten am Wasser entlang und entfernten sich immer weiter von den Lichtern und der Musik, bis sie nur noch das leise Klatschen der Wellen hörten und den schimmernden breiten Streifen des Mondlichts sahen, der sich bis zum Horizont erstreckte. Anthony zog Hemd und Hose aus und stürzte sich in die Fluten. Piet tat es ihm gleich und warf seine Kleidungsstücke in den Sand. Schon bald ließen sie sich alle im Wasser treiben, umgeben vom Meeresleuchten und dem sich widerspiegelnden Sternenlicht.
»Welche Pläne habt ihr für morgen? Bleibt ihr alle noch ein paar Tage?«, wollte Anthony wissen.
»Nein. Wir fahren am Vormittag zurück nach Mombasa. In ein paar Tagen werden wir zu Hause in Langani erwartet«, antwortete Piet. »Tim wird nächste Woche sein Studium in Irland fortsetzen und Sarah mit nach Dublin nehmen.«
»Was ist mit dir, Camilla?« Anthony umfasste ihre Handgelenke und zog sie im Wasser zu sich heran. »Du musst doch noch nicht sofort wegfahren, oder?«
»Wir fahren alle zusammen«, entgegnete Piet scharf. »Camilla wird bei den Mackays wohnen.«
»Glückliche Mackays«, meinte Anthony leichthin.
»Lasst uns nicht zurückfahren.« Hannahs Stimme klang verzagt. »Lasst uns hier gemeinsam ein neues Leben beginnen, hier und jetzt. Wir eröffnen eine einfache Bar und kaufen ein paar strohgedeckte Hütten, die wir vermieten. Das Land wird uns gefangen halten, wie Sarah sagt. Aber fern von den Streitigkeiten, der Angst vor der neuen Regierung und den drohenden Veränderungen.«
»Nein«, entgegnete Sarah bestimmt. »Jetzt ist nicht die richtige Zeit dafür. Doch wir sollten uns vornehmen, hierher zurückzukommen. Wir werden in dem Jahr zurückkehren, in dem wir drei einundzwanzig Jahre alt werden, gleichgültig, was geschieht. Und wir werden in Piets neuer Lodge wohnen, vielleicht gemeinsam auf Safari gehen und einige Zeit hier an der Küste verbringen.«
»Diesem Vorschlag schließe ich mich an«, erklärte Anthony. »Und wenn Piet euch in seiner Lodge aufnimmt, werde ich die Safari organisieren.« Er sah Camilla an. »Du sagtest, du würdest mit mir auf Safari gehen, wenn du reich und berühmt bist, weißt du noch?«
»Es wird kalt hier im Wasser«, warf Piet ein. »Komm mit mir, Lady Camilla. Ich werde dir eine Laterne für dein Zelt besorgen. Und mich vergewissern, dass du nicht alles in Brand steckst.«
Es herrschte ein kurzes Schweigen, dann lachte Camilla auf.
»Mir reicht das Mondlicht. Ich brauche nur meinen Schönheitsschlaf, auch wenn ich dafür lediglich so viel Platz wie eine Sardine in der Dose habe.«
»Du kannst schon von den luxuriösen Zelten mit Kronleuchtern, Seidenteppichen und Badezimmern träumen, anlässlich der großen Safari zu unserem Wiedersehen«, sagte Anthony.
»Ich finde auch, dass wir schlafen gehen sollten.« Tim versuchte, die wachsenden Spannung zu entschärfen. »Piet, wir sollten Wasser und Laternen für die Zelte herrichten. Ihr Mädchen könnt in ein paar Minuten nachkommen. Wo übernachtest du, Anthony?«
»Ein Stück die Straße hinunter. Ich bin bei Freunden untergekommen, die dort ein Haus besitzen. Ein glückliches neues Jahr euch allen. Man sieht sich. Bald, hoffe ich.« Anthony machte sich auf den Weg und ging am Strand entlang auf die entfernten Lichter und den Lärm des Turtle Clubs zu.
»Was für eine herrliche Nacht!«, rief Sarah. »Es ist schwer, diesen Abend zu beenden, vor allem, weil wir nicht wissen, wo wir alle schon in ein paar Tagen sein werden.«
»Wir wollen uns ein Versprechen geben«, schlug Hannah vor. »Ein feierliches Gelübde, wie wir es schon einmal getan haben. Dass wir hierher zurückkommen werden, wenn wir einundzwanzig werden.«
»Ich gelobe es.« Camilla streckte beide
Weitere Kostenlose Bücher