Himmel uber Langani
anzuschauen, aber dort tummeln sich bereits viele Touristen, die nur gaffen, und all die Prominenten, die dort gesehen werden wollen. Ich kann dir einige fantastische Läden zeigen, wo ich meine Klamotten und alles mögliche andere Zeug kaufe. Als Model bekomme ich dort alles zum halben Preis. Jetzt geh schlafen, damit du morgen fit für unseren Kaufrausch bist.«
Nach einem späten Frühstück brachen sie zu einem Einkaufsbummel auf. Sarah fand die überfüllten Straßen sehr aufregend. Wo immer sie hinsah, erblickte sie Schlaghosen und Miniröcke, mit Kajal umrandete Augen und geometrische Haarschnitte. Die Männer trugen Jacketts mit Samtkragen und Stiefel mit hohen Absätzen, und ihr Haar reichte über die Ohren und den Nacken. Hippies und Blumenkinder mit durchsichtigen Röcken und weiten Hosen, behängt mit Perlen und Federschmuck, standen an den Ecken oder ließen sich durch die Straßen treiben. In den Cafés wurde starker Kaffee in winzigen Tassen serviert, den man Espresso nannte. Einige Gäste lümmelten sich auf den Stühlen und starrten entrückt in die Ferne, während sich süßlicher Rauch aus ihren Mundwinkeln und Nasenlöchern kräuselte. Andere saßen aufrecht da, wippten mit den Knien und schnippten mit den Fingern in einer anderen, von Amphetaminen geschaffenen Welt. Dröhnende Musik drang hinaus auf die Straßen, und die Luft schien vor ungestümer Energie zu vibrieren.
»Das war fantastisch«, meinte Sarah, als sie sich einige Stunden später beladen mit etlichen Einkaufstüten zur Wohnung zurückschleppten. »Ohne dich hätte ich diese Sachen nie gefunden. Allerdings wünschte ich, du würdest mich den Haarschnitt und die Strähnchen bezahlen lassen. Ich habe genug Geld, um …«
Doch Camilla schob Sarahs Proteste beiseite und durchsuchte ihre Garderobe nach passenden Accessoires. Unter anderem entdeckte sie ein Paar Schuhe von Charles Jourdan, von denen sie behauptete, dass sie ihr ohnehin nicht passen würden.
»Hör auf zu schnattern und nimm sie. Nach einigen Fotosessions werden die Sachen nicht mehr gebraucht, und ich kann mir etwas aussuchen. Ich habe genug von dem Zeug und ziehe nicht einmal die Hälfte davon an. Wenn du es nicht willst, gebe ich es der Putzfrau für ihre grässliche Tochter. Komm schon, Sarah, wirf dich in Schale. Ich habe Karten fürs Theater.«
Nach dem Stück gingen sie in einen Nachtclub in einem dunklen Keller, wo Sarah einige Leute kennen lernte, die Camilla als Freunde bezeichnete, obwohl sie mit niemandem eine enge Beziehung zu haben schien. Ein Fotograf mit breitem Cockney-Akzent flirtete mit Sarah und wollte sie überreden, Marihuana zu rauchen, aber sie traute sich nicht. Sie saß eine Weile neben ihm und genoss es, mit ihm zu reden und zu beobachten, wie seine Augen sich verengten, wenn er durch den pausenlos seinen Lippen entströmenden, gekräuselten Rauch Camilla zuzwinkerte. Offensichtlich war er völlig vernarrt in sie. Seine Annäherungsversuche blieben jedoch unbemerkt, und nach einer Weile entschwand er. Später beobachtete Sarah, wie er an der Bar den Arm um ein junges Mädchen mit grünen Haarsträhnen und einem sehr kurzen Kleid legte. Für eine Weile kam Jonathan Warburton an ihren Tisch und bestellte Champagner. Er sah gut aus, wenngleich er etwas düster wirkte, und rauchte pausenlos Zigaretten in einer Spitze. Sein Akzent klang sehr vornehm, und Sarah fand sein Samtjackett und sein geblümtes Hemd wunderschön, obwohl sie noch nie zuvor einen Mann in einem ähnlichen Aufzug gesehen hatte. Seine Aufmerksamkeit schmeichelte ihr, und zu ihrer Überraschung rückte er ganz dicht an sie heran. Nach einer Weile legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel, während er sie mit treffenden Kommentaren über die Leute ringsumher unterhielt.
»Möchtest du tanzen?«, fragte er, und sie nickte geschmeichelt. Er umfasste sie und hielt sie eng an seinen Körper gepresst, aber sie wich verlegen zurück, als sie spürte, dass sein Verlangen sich regte, und er nicht die Absicht hatte, ihr das zu verheimlichen. Sie befanden sich erst wenige Minuten auf der überfüllten Tanzfläche, als er sich herabbeugte und ihr ins Ohr raunte, ob sie nicht in seine Wohnung gehen sollten. Sie lehnte lächelnd ab, worauf er sie verärgert zwischen den ekstatisch tanzenden Paaren stehen ließ und loszog, um sein Glück anderswo zu suchen. Von Camilla war keine Spur zu sehen, also saß Sarah eine Zeit lang allein da und nippte an ihrem Wodka. Sie hielt sich zurück, da sie
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