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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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geschickt hatte. Nach Dublin hatte sie keine geschickt, und sie hatte auch nicht erwähnt, dass sie Piet welche hatte zukommen lassen.
    »Nein, das hast du nicht. Ich weiß überhaupt nichts über dein wirkliches Leben. Nur über dein Studium.« Schmunzelnd drückte er ihre Hand, und ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. »Wie geht es deinen Eltern? Und Tim?«
    Sarah kochte frischen Kaffee und setzte sich neben ihn auf das Sofa. »Du bist sehr blass«, meinte sie. »Ich habe dich bisher immer nur sonnengebräunt gesehen. Du siehst seltsam aus – so als müsste man dich zusammen mit der Wäsche an die Luft hängen, damit du ein paar Sonnenstrahlen abbekommst.«
    »Wo ich war, macht sich die Sonne rar«, erklärte er. »Komm schon, versuch nicht, das Thema zu wechseln, Mädchen. Erzähl mir all deine Geheimnisse. Hast du einen Freund?«
    Sarah erzählte ihm von Dublin, von der Nebelluft, den Menschenmengen und dem erstickenden Geruch nach nasser Kleidung in rauchigen Kneipen. Sie versuchte, das Smaragdgrün der Felder zu beschreiben, den violetten Himmel und die Krähenschwärme, die sich von frisch gepflügten Äckern in die Luft schwangen. Und sie sprach von den keltischen Liebesliedern, die an offenen Torffeuern gesungen wurden, und von den Männern, die auf Fiedeln und Löffeln spielten. Aber sie sagte nichts über ihre Einsamkeit und ihre Sehnsucht nach der heißen gelben Sonne und dem salzigen Geschmack des kobaltblauen Meeres.
    »Wie geht es Hannah und deinen Eltern?«, fragte sie schließlich. »Die Gerüchte über die Unabhängigkeit Rhodesiens, über die Regierung, die Schwarze einsperrt, weil sie Politiker werden wollen, und über diesen Ian Smith mit seiner auf Weiße beschränkten Partei klingen beunruhigend.«
    »Ja, dort unten herrscht ein raues Klima. Und Pa kann weder seinen Cousin noch seinen Job leiden. Die Bewirtschaftung einer Tabakfarm interessiert ihn nicht. Er muss oft Kontrollgänge machen und Ausschau nach tsotsis [31] halten, und das hasst er.«
    »Was sind tsotsis ?«, wollte Sarah wissen.
    »Diebe. Das ist wohl der passendste Ausdruck für sie. Sie greifen Farmen und Geschäfte von Weißen an und organisieren Überfälle auf Straßen. Eine Menge Menschen sind dabei bereits getötet worden.«
    »Du meinst, sie sind so wie die Mau-Mau?«
    »Auf gewisse Weise ähnlich. Sie haben es auf die Weißen abgesehen. Und sie bereiten Probleme an den Grenzen zu Mosambik und Sambia. Aufständische gehen auf Raubzug, stehlen Vieh und so weiter. Es ist kein Leben für Pa, an einem solchen Ort als Angestellter sein Geld zu verdienen, nachdem er zuvor sein eigener Herr war. Er braust oft auf, und Ma muss es ausbaden. Es ist nicht einfach«, erklärte er. »Ich hoffe immer noch, dass er seine Meinung ändert und nach Hause kommt.«
    »Und Hannah?«, fragte Sarah. »Ihr scheint es dort unten gar nicht zu gefallen.«
    »Ja, das stimmt. Aber sie kommt in der Wirtschaftsschule gut voran. Und Ma hofft, dass sie anschließend in Südafrika ein College besuchen wird. Vielleicht bekommt sie ein Stipendium, mit dem ein Teil der Gebühren gedeckt werden kann.«
    »Ich finde, sie sollte nach Hause zurückkehren«, meinte Sarah. »Nach Langani.«
    »Ma besteht darauf, dass sie zuerst ihre Ausbildung beendet. Und ich denke auch, dass das sehr vernünftig ist. Außerdem – was sollte sie auf Langani tun?« Er schüttelte den Kopf. »Dort haben wir auch einige Probleme. Nein, Hannah sollte fürs Erste im Süden bleiben.«
    »Welche Probleme? Gibt es Schwierigkeiten mit deinem Verwalter?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Lars Olsen ist ein guter Mann, und er arbeitet hart.« Piet schwieg einen Moment lang, und Sarah bemerkte, dass er versuchte, eine Entscheidung zu fällen. Dann stellte er seine Kaffeetasse ab und sah ihr direkt in die Augen. »Nachdem Pa gegangen war, entdeckte ich, dass die Farm hochverschuldet war. Lars und ich haben eine Weile gebraucht, um einen Plan aufzustellen und eine neue Regelung mit der Bank zu treffen, die uns genug Zeit lässt. Deshalb habe ich meine Reise nach Schottland verschoben. Langani steht immer noch auf der Kippe, aber die Bank hält still, dank Lars.«
    »Und Jan hat nie etwas darüber gesagt?« Sarah konnte kaum glauben, was sie da hörte. »Hat er sich nicht klar gemacht, wie die Dinge stehen?«
    »O doch«, erwiderte Piet resigniert. »Allerdings weiß ich nicht, ob er die Probleme unterschätzte oder ob er einfach nicht zugeben konnte, dass er der Karren derart in den Dreck

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