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Himmel über Darjeeling

Himmel über Darjeeling

Titel: Himmel über Darjeeling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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heißem Atem ins Ohr, »ich bin so froh, dass du ihn geheiratet hast!« Er sprang auf und zerrte Mohan Tajid aus seinem Stuhl.
    »Ich möchte die Geschichte hören, in der Krishna den anderen – wie hieß der doch gleich, ich meine den, der dann …« Jasons helle Stimme und Mohans Bass entfernten sich und verklangen schließlich unter Deck.
    Helena starrte in die Dunkelheit hinaus. Wenigstens Jason war glücklich … Ein Gefühl tiefen Friedens überkam sie.
    »Hier.« Sie zuckte zusammen, als sie Ians Stimme dicht hinter sich hörte und etwas Warmes sich um ihre Schultern legte. Seine Hände schienen durch den breiten Schal hindurch auf ihrer Haut zu brennen, als er sie einen Moment länger als nötig dort ruhen ließ, und sie hinterließen eine Kälte, die sich durch ihren ganzen Körper zog, als er sie fortnahm.
    »Danke.« Helena schlang den feinen Stoff enger um sich, fuhr mit der Hand darüber, verlegen, unsicher. »Wie weich er ist.«
    Ian ließ sich in dem Stuhl neben ihr nieder. Ein eilfertiger Steward servierte ihm ein Glas Wein, bot Helena ebenfalls welchen an und zog sich auf ihr Kopfschütteln hin rasch wieder in die Schwärze der Nacht zurück. Ian zündete sich eine seiner unvermeidlichen Zigaretten an.
    »Ein so genannter Paschminaschal, gewoben aus der Wolle der Paschminaziegen in Kaschmir. Früher nannte man sie Ringschals, weil sie so fein sind, dass man den gesamten Schal durch einen Ring ziehen kann. Ich wollte ihn dir erst später geben, aber ich dachte, du hast ihn heute Abend sicher nötig.«
    »Danke.« Einerseits fühlte sich Helena einmal mehr über dieses teure Geschenk beschämt; andererseits freute sie sich darüber, und noch mehr über seine Aufmerksamkeit.
    Das Krachen der Wellen gegen den Körper des Schiffs, das Stampfen der Maschinen waren überdeutlich laut in der Stille, die zwischen ihnen stand, und Helena schien sie unerträglich. Verstohlen musterte sie Ian aus den Augenwinkeln. Völlig entspannt saß er in seinem Stuhl, den Kopf zurückgelegt, die Beine in den braunen, engen Hosen lässig übereinander geschlagen, wie es seine Art war. Die leichte Brise, die über das Deck zog, spielte mit dem geöffneten Kragen seines weißen Hemdes, das im Zwielicht hell leuchtete, strich durch sein dunkles Haar, aber er schien nicht zu frösteln. Widerstrebend musste Helena vor sich selbst zugeben, dass er gut aussah, und fast wünschte sie sich, ihm unter anderen Umständen begegnet zu sein.
    »Du hast dich lange nicht mehr sehen lassen«, sagte sie schließlich, nur um das Schweigen zu beenden, auch wenn sie sich dabei dumm und linkisch fühlte.
    »Ich hatte zu arbeiten.«
    Seine Anwesenheit auf dem nächtlichen Deck unter dem unbeweglichen Himmel, im Glanz der Öllichter, von denen einige bereits verloschen waren, gab ihr ein Gefühl der Nähe, fast schon Intimität, das sie beunruhigte, und zugleich genoss sie es.
    »Es klingt vielleicht dumm – aber ich wusste nicht, dass du mit der Plantage auch auf dem Schiff so viel Arbeit hast.«
    »Das ist überhaupt keine dumme Frage, sondern eine sehr berechtigte. Nein«, tief inhalierte er den Rauch, »ich habe daneben auch noch andere – Projekte , und in Port Said habe ich einige Telegramme und Schreiben erhalten, um die ich mich kümmern musste.« Die Art und Weise, wie er den Qualm ausstieß, verrieten Helena, dass er darüber nicht mehr erzählen mochte – zumindest jetzt noch nicht.
    »Mohan hat mir von – «, aus irgendeinem Grund widerstrebte es ihr, den Namen des Teegartens auszusprechen, als beginge sie damit ein Sakrileg, »von deinem Zuhause in den Bergen erzählt. Ich bin sehr neugierig geworden.«
    »Zuhause«, murmelte Ian und blickte versonnen auf die Glut seiner Zigarette, folgte mit seinem Blick dem aufsteigenden und sich auflösenden Rauch. »Ich habe kein Zuhause. Schon lange nicht mehr. Es gibt nur einige wenige Plätze, an denen ich es länger aushalte als an anderen, und Shikhara ist einer davon.« Erneut durchzog Helena ein Kälteschauer, den sie kaum zu unterdrücken vermochte. Sie erhob sich rasch.
    »Mir ist kalt. Ich werde zu Bett gehen.« Ihre Wangen brannten; kaum dass sie den Satz ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass er von Ian als Einladung aufgefasst werden konnte. Doch er blieb unbeweglich sitzen, als hätte er ihr gar nicht zugehört, weil er zu sehr seinen eigenen Gedanken nachhing. Von ihm ging eine solche Verlassenheit, solch eine grenzenlose Traurigkeit aus, dass Helena das Bedürfnis hatte, ihn

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