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Himmel über Darjeeling

Himmel über Darjeeling

Titel: Himmel über Darjeeling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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und es fiel ihr schwer, sich selbst einzugestehen, dass sie Ians Rückkehr ersehnte.
    Noch immer brannten ihre Lippen von seinen Küssen, glühte ihre Haut von den Spuren, die er mit seinen Händen darauf hinterlassen hatte, und das halb schmerzliche, halb süße Pulsieren in ihrem Unterleib, das dann und wann wieder auflebte, erinnerte sie jedes Mal an die Seligkeit jener Nacht. Jetzt noch schien jede Faser ihres Körpers unter der Lust zu vibrieren, die sie erlebt hatte.
    Huzoor sei in den frühen Morgenstunden davongeritten, hatte ihr eines der Dienstmädchen beim Wechseln der Laken bereitwillig erzählt, befriedigt die Blutstropfen von Helenas verlorener Jungfernschaft zwischen den zerdrückten Rosenblättern musternd, was Helena errötend den Blick senken ließ – niemand wisse, wann er und Mohan Tajid zurückkehren würden, und das Frühstück aus chapatis und einem Chutney aus Mangos, Kokos, Äpfeln und Zimt hatte für Helena trotz ihren Hungers plötzlich staubig und fade geschmeckt. Der Gedanke, dass er in jener Nacht nur seine Pflicht erfüllt haben mochte, sie ihm zu unerfahren, zu steif gewesen war, ballte sich schmerzhaft in ihrem Magen zusammen. Sie hasste sich für den Wunsch, ihm zu gefallen, von ihm begehrt zu werden; je mehr sie dagegen ankämpfte, desto heftiger loderte er in ihr auf – als hätte Ian in jener Nacht nicht nur Besitz von ihrem Körper, sondern auch von ihrer Seele ergriffen.
    Das hektische Rascheln von Seide und das Klingeln von Schmuck ließen sie auffahren. Nazreen, eine der älteren Frauen, die ihr zu Diensten standen, eilte zwischen den Kindern hindurch auf sie zu und winkte.
    » Huzoor «, rief sie schon von weitem atemlos, »er ist zurück, Memsahib!«
    Helenas Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Rippen, und mit einem freudigen Ziehen in ihrer Magengegend sprang sie auf, eilte über den Hof, in Richtung des Hauses, doch als sie Nazreen erreichte, hielt diese sie zurück.
    »Er möchte, dass Sie in Ihrem Zimmer auf ihn warten, bis er nach Ihnen schicken lässt, Memsahib.« Einen Augenblick glaubte Helena, der Boden würde ihr unter den Füßen weggerissen. Ungläubig sah sie in das dunkle Gesicht. »Er hat es so befohlen«, bekräftigte Nazreen, einen mitleidigen Ausdruck in den schwarz glänzenden Augen.
    Helena schluckte und wandte sich langsam um, und jeder Schritt erschien ihr unendlich schwer, eine einzige Demütigung.
    Die letzten Strahlen der Abendsonne waren längst hinter den Mauern des Palastes verschwunden; der Lavendelstaub der kurzen Dämmerung hatte sich über den Dächern verteilt und unter der Last der heranbrechenden Nacht verflüchtigt. Die Schatten der Fledermäuse huschten durch die Luft über dem Hof, verschwanden dann wieder lautlos in der Dunkelheit – schon blitzten die ersten Sterne auf, und noch immer wartete Helena. Still und verlassen lag das Zimmer da, in dem sie ihre Hochzeitsnacht verbracht hatte und dessen Leere sie seither nachts nur schlecht hatte einschlafen lassen. Sie bemerkte es kaum, als eine Dienerin lautlos durch den Raum schlich, die Laternen entzündete  und sich ebenso leise wieder entfernte.
    Kühl strich die Nachtluft durch den Raum, doch konnte sie nicht das Brennen auf Helenas schamroten Wangen lindern. Er fand sie uninteressant, hässlich, daran konnte es keinen Zweifel mehr geben – weshalb hatte er sie nur um jeden Preis heiraten wollen?
    Wütend zerrte Helena am feinen Seidenstoff ihres Saris, wickelte sich ungeduldig aus den endlos scheinenden Bahnen, riss an den Knöpfen des cholis , schlüpfte in ihr Nachthemd und ließ sich auf den Hocker vor dem Frisiertisch fallen, der nachträglich in das Zimmer gestellt worden war. Eine Laterne schickte weiches Licht über die polierte, gemaserte Tischplatte, tauchte Helenas Spiegelbild in verschwommene Goldtöne. Sie griff nach der Bürste aus ziseliertem Silber, fuhr sich mechanisch damit durch das Haar. In schweren, weichen Wellen umschmeichelte es ihr voller und runder gewordenes Gesicht, und im Schein der Flammen glänzten ihre Augen. Einen Moment saß Helena so in der Betrachtung ihrer selbst versunken da, ehe sie entschlossen die Bürste auf den Frisiertisch warf und aufsprang.
    Ihren Paschminaschal um die Schultern geschlungen, eilte sie in langen Schritten durch die schwach beleuchteten, albtraumhaft verlassenen Gänge. Als sie um die nächste Ecke bog, kam ihr eine junge Dienerin entgegen, die bei ihrem Anblick erschrocken die silberne Platte mit den Resten eines

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