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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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und mit ihm geredet und versucht herauszufinden, was ihn zu dem gemacht hatte, der er war?
    »Lass uns Marla suchen«, forderte mich Jonesy auf.
    Wir fanden sie in der Ecke des Aufenthaltsraums vor dem Fernseher. Es lief eine Spielshow, aber ich wusste, dass sie nicht wirklich hinsah.
    »Alles klar?«, fragte Jonesy.
    »Nein«, erwiderte Marla.

29. Mai 2003

    Hi, Mum!
    Mach weiter so und geh online! Ich bin wirklich stolz auf Dich, denn ich weiß, dass Du mit Mrs Lucas zum Countee-Cullen Büro gehen musst, um ihren Computer zu benutzen. Aber sei abends vorsichtig.
    Okay – also zuerst mal vielen Dank für die Puppen. Jeder in der Kirche muss eine gespendet haben. Wir haben sie an Mädchen kurz außerhalb der Grünen Zone verteilt – das ist hier die sichere Zone. Und wie Du in Deinem Brief gesagt hast, waren die arabischen kleinen Mädchen ganz wild auf die schwarzen Puppen. Die kleinen irakischen Mädchen sind wirklich süß. Bitte danke allen in der Kirche in meinem Namen. Jonesy macht ein paar Bilder und ich lasse Dir welche ausdrucken, sobald ich die Gelegenheit habe.
    Wenn wir mit den Menschen nicht Krieg führen würden, könnte man hier gut eine Weile verbringen. Die Moscheen würden Dich sicher beeindrucken. Beim Anblick von der in Al-Kazimiyya würde Dir sicher die Luft wegbleiben.
    Zum anderen – die meisten Frauen im Irak tragen keinen Schleier. Sie kleiden sich wie normale Geschäftsfrauen. Manchmal sieht man verschleierte Frauen, aber die stammen meistens aus anderen Gegenden des Nahen Ostens. Sie bedecken ihr Haar und tragen selten Make-up. In einem Videoladen hier verkaufen sie Filme von Bauchtänzerinnen und jeder hier hat mindestens einen solchen Film. Außer mir natürlich, denn ich interessiere mich nicht für wackelnde Frauen. Okay, vielleicht nur nicht für wackelnde irakische Frauen.
    Wusstest Du, dass es hier auch Christen gibt und eine christliche Kirche? Den Einheimischen zufolge ist das nichts Besonderes.
    Ich kann nicht immer online sein, wenn ich will, aber jetzt, wo Du es bist, werde ich versuchen, Dir so viel wie möglich zu mailen. Alles Liebe für Dich und Dad,
    Robin

Wir bekamen eine offizielle Mitteilung über die Verlegung
von Victor und eine kurze Nachricht über Pendleton. Colonel King von der 422. kam vorbei und sprach ein kurzes Gebet mit dem Feldgeistlichen. Der Colonel sagte, er hätte an Pendletons Witwe geschrieben.
    Ich weiß nicht, warum ich immer noch die Zeitungen las, die darüber berichteten, was hier geschah. Ich brauchte mich ja einfach nur umsehen. Aber dann sah ich nur einen kleinen Teil. Und was ich sah, war verwirrend. Marla hat es am besten ausgedrückt.
    »Du gehst raus und siehst Leute beim Einkaufen«, hatte sie gesagt. »Frauen, die Zwiebeln und Brot kaufen; Leute, die Kaffee trinken. Und am Ende der Straße wird jemand in die Luft gejagt. Mann, das ist verrückt.«
    Es war verrückt – verrückt und nervenzermürbend. Der eine kaufte Zwiebeln; dem anderen wurden die Finger abgeschossen; jemand kam ums Leben.
    »Hey, Jonesy, wie geht’s?«, rief ich durchs Zelt.
    »Alles klar, Mann«, gab er zurück. Er lag auf dem Feldbett und summte vor sich hin. »Und dir?«
    »Willst du was Verrücktes hören?«, fragte ich.
    »Schieß los.«
    »Ich habe über Victors Affen nachgedacht«, meinte ich. »Ob er ihn hätte behalten sollen. Ist das nicht bescheuert? Zu glauben, dass ein Affe einen Unterschied machen könnte?«
    »Beim Gottesdienst für Pendleton habe ich mich gefragt, ob Gott einen Unterschied macht«, entgegnete Jonesy. »Ich schätze, wenn ich mir Gedanken um Gott mache, kannst du dir auch welche um den Affen machen.«
    * * *
    Das ganze Lager geriet in Aufruhr. Wir hatten die Order, dass niemand in Gruppen unter sieben Leuten die Grüne Zone verlassen durfte, und dann auch nur mit gepanzerten Fahrzeugen. Marla verlangte von Captain Coles, er sollte herausfinden, was da los war. Der Captain war angenervt von Marlas Respektlosigkeit.
    »Na gut, Sir, dann gehen Sie eben nicht«, meinte Marla. »Aber mir werden sie nichts sagen, weil ich kein Offizier bin.«
    Coles schüttelte den Kopf, aber er ging.
    Jonesy hatte Zahnschmerzen, aber Miller wollte ihm keine Schmerztabletten geben. Sie sagte ihm, er solle zum Zahnarzt gehen.
    »Captain Miller, ich bin doch nicht blöd«, beschwerte sich Jonesy. »Wenn ich zum Zahnarzt gehe, bohrt er mir vielleicht im Zahn rum oder zieht ihn raus und das tut noch mehr weh als jetzt.«
    »Und vielleicht erspart er dir damit

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